Zinssenkung der BoJ mit enttäuschender Marktreaktion
von Sven Weisenhaus
Japans Zentralbank hat gestern eine Anhebung des Leitzinses von 0,25 % auf 0,5 % beschlossen. Es ist die nächste Zinserhöhung seit dem letzten Schritt vom Juli vergangenen Jahres. Und mit dieser wurde nun der höchste Stand seit der globalen Finanzkrise 2008 erreicht.
Erwartete Zinsentscheidung
Die Entscheidung hatte der Markt fast einheitlich erwartet. Denn sie wurde von den Währungshütern kommunikativ vorbereitet. Der stellvertretende Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), Ryozo Himino, sagte zum Beispiel kürzlich, dass sich die Aussichten auf ein nachhaltiges Lohnwachstum verbessert hätten und sich zudem bis zur aktuellen Zinssitzung die politischen Aussichten in den USA nach dem Amtsantritt des US-Präsidenten Donald Trump aufgehellt hätten. Daher würde die Notenbank über eine Zinserhöhung diskutieren.
Inflation ausreichend hoch
Erleichtert wurde der BoJ die Entscheidung durch die kurz zuvor veröffentlichten Verbraucherpreisdaten. Denn diese lagen mit einem Wert von +3,6 % zum Vorjahr für den Monat Dezember deutlich über dem Vormonatswert (2,9 %) und auch über den Markterwartungen. Zudem liegt die Inflation schon seit geraumer Zeit deutlich über dem Inflationsziel von 2%.
Begründet wurde der Zinsschritt dann neben steigenden Löhnen auch damit, dass die Inflation voraussichtlich auch bis zum Geschäftsjahr 2026 oberhalb von 2 % bleiben wird. Konkret erwartet die BoJ laut ihren aktuellen Prognosen für das laufende Jahr 2025 eine Inflation von 2,4% (bislang: 1,9 %).
Weitere Zinsanhebungen in Planung
Daher will die Notenbank „den Leitzins weiter anheben und den Grad der geldpolitischen Lockerung anpassen“, was so allerdings auch bereits in der Erklärung vom Juli formuliert wurde. Wann die Straffung fortgesetzt werde, ließ Notenbankchef Kazuo Ueda offen. „Wir haben keine vorab festgelegte Vorstellung“, so Ueda. Man werde die Entscheidung von Sitzung zu Sitzung treffen und dabei die jeweils verfügbaren Konjunkturdaten berücksichtigen. Solche Aussagen kennen wir auch von anderen Notenbanken.
Die Märkte preisen derzeit einen weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten in 2025 und einen in 2026 ein, womit der Leitzins bei 1 % landen würde. Nach Ansicht von Analysten wird die japanische Wirtschaft bei diesem Niveau weder abkühlt noch überhitzt.
Reaktion des Devisenmarktes fällt enttäuschend aus
Jedenfalls wird die Bank of Japan den Zinsunterschied zu anderen Notenbanken wie der Fed und der EZB aus aktueller Sicht sukzessive verringern – zugunsten des Yen. Und so verwundert es nicht, dass dieser direkt nach dem Zinsentscheid zum Beispiel zum US-Dollar an Stärke gewann. Der USD/JPY gab dadurch von ca. 156,4 auf unter 155 Yen nach. Allerdings war diese Kursbewegung nicht nachhaltig. Stattdessen ging es recht schnell zurück auf das Ausgangsniveau, so dass der Wechselkurs innerhalb der Konsolidierung der Vortage blieb (siehe gelbe Markierung im folgenden Chart).
Zwar ist diese moderate Kursreaktion verständlich, weil der Zinsschritt so erwartet worden und somit wahrscheinlich bereits eingepreist war, doch für mich ist das eine kleine Enttäuschung. Denn ich hatte mir einen stärker fallenden USD/JPY gewünscht und auch darauf gesetzt. Beim Trading-Dienst „Target-Trend-CFD“ hatte ich schon am 6. Januar bei 156,85 Yen eine Short-Position eröffnet.
Seit dem 16. Januar ist dieser Trade immerhin schon auf Einstiegskurs abgesichert, so dass kaum noch ein Verlust entstehen kann. Dennoch schrieb ich den Lesern am vergangenen Sonntag im Wochenupdate: „Hoffentlich bleibt der Kurs bis zur Zinsentscheidung der japanischen Notenbank am 24. Januar unterhalb der Stopp-Marke, hoffentlich erhöht die BoJ dann den Leitzins und hoffentlich gibt der USD/JPY damit weiter nach.“ Denn schließlich soll der Trade ja nicht nur keinen Verlust, sondern einen möglichst hohen Gewinn einbringen. Doch meine Hoffnungen wurden leider nur zum Teil erfüllt. Ausgestoppt ist der Trade noch nicht, aber weiter in den Gewinn gelaufen auch nicht.
Worauf es jetzt ankommt
Leser des Chartanalyse-Dienstes „Target-Trend-Spezial“ wissen schon, dass ich befürchte, dass es wohl auf eine schwarze Null hinauslaufen wird. Denn in der vorgestrigen USD/JPY-Chartanalyse war zu lesen, dass dem Kurs am 38,20%-Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung, die am Tief der Welle C Anfang Dezember begann, bereits eine Stabilisierung gelang.
„Und so könnte sich nach dem starken Anstieg, der die Welle 1 eines neuen Aufwärtstrends gewesen sein könnte, nun eine kurze korrektive Welle 2 bilden bzw. gebildet haben“, so meine Befürchtung. Denn auf die Korrektur-Welle 2 folgt womöglich eine neuerliche Aufwärtsbewegung im Rahmen der Welle 3.
Das ist insbesondere zu erwarten, wenn die horizontale Widerstandslinie bei 156,746 Yen übersprungen wird und der Kurs damit aus der aktuellen Konsolidierung nach oben ausbricht. Solange das aber nicht der Fall ist, bestehen weiterhin Hoffnungen auf einen hohen Gewinn mit dem Short-Trade.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)