USA unter Trump: Arbeitsmarkt, Geldpolitik und Handelsstrategie im Fokus
Die neue US-Regierung verändert den Wirtschaftskurs mit Personalabbau im öffentlichen Dienst und unberechenbarer Handelsstrategie, während die Notenbank beobachtend bleibt.
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- Arbeitslosenquote steigt überraschend stark an
- Staatlicher Stellenabbau erreicht historisches Ausmaß
- Notenbank hält trotz Unsicherheiten an Kurs fest
- Spieltheoretische Ansätze prägen Handelsstrategien
Der US-Arbeitsmarkt zeigt im Februar 2025 erste Anzeichen einer Abkühlung, während die Federal Reserve trotz Trump-Zöllen an ihrem zurückhaltenden Kurs festhält. In der vergangenen Woche stieg die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe um 22.000 auf saisonbereinigt 242.000 – der stärkste Anstieg seit fünf Monaten und deutlich über den von Analysten erwarteten 221.000 Anträgen. Experten führen die überraschende Zunahme jedoch primär auf extreme Winterwetterbedingungen zurück.
„Das extreme Winterwetter war hauptverantwortlich für den Anstieg der Erstanträge in der letzten Woche“, erklärte Samuel Tombs, Chefökonom für die USA bei Pantheon Macroeconomics. Dennoch deute die zugrunde liegende Tendenz weiterhin auf eine stetige Verlangsamung des Arbeitsmarktes hin.
Trumps Staatsverschlankung mit Folgen für den Arbeitsmarkt
Parallel zu diesen Entwicklungen setzt die Trump-Administration ihren beispiellosen Personalabbau im öffentlichen Dienst fort. Elon Musks „Department of Government Efficiency“ (DOGE) hat bereits zahlreiche Probezeitbeamte entlassen, meist um den 14. Februar herum. Wirtschaftsexperten prognostizieren einen Verlust von 200.000 bis 300.000 Vollzeitstellen im öffentlichen Dienst sowie etwa 450.000 Auftragnehmer-Positionen.
„Diese Entlassungen summieren sich vermutlich zu den größten Massenentlassungen in der Geschichte der Vereinigten Staaten“, warnt Michele Evermore, Senior Fellow bei der National Academy of Social Insurance. „Wirtschaftliche Schmerzen sind ansteckend, daher werden die Entlassungen im öffentlichen Dienst wahrscheinlich zu weiterem wirtschaftlichen Leid führen.“
Besonders brisant: Die Environmental Protection Agency (EPA) steht vor massiven Einsparungen. Nachdem Präsident Trump zunächst verkündet hatte, die EPA werde 65% ihrer Mitarbeiter entlassen, stellte das Weiße Haus klar, dass es sich um eine 65-prozentige Reduzierung der „verschwenderischen Ausgaben“ handele. EPA-Administrator Lee Zeldin hatte zuvor behauptet, 20 Milliarden Dollar an angeblich betrügerischen Ausgaben der Biden-Administration entdeckt zu haben, die an Umweltgruppen geflossen seien.
Fed auf Beobachtungsposition angesichts neuer Wirtschaftspolitik
Die US-Notenbank Federal Reserve bleibt trotz der wirtschaftspolitischen Unsicherheiten durch die Trump-Administration vorerst bei ihrem abwartenden Kurs. Beth Hammack, Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, erklärte am Donnerstag, sie erwarte, dass der Leitzins für einige Zeit unverändert bleiben werde, während die Fed nach Anzeichen für eine Abschwächung des Inflationsdrucks sucht.
„Wir haben gute Fortschritte erzielt, aber eine Inflation von 2% ist noch nicht in Sicht“, sagte Hammack. „Ein geduldiger Ansatz gibt uns Zeit, die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Inflation zu beobachten und zu sehen, wie sich die Wirtschaft generell im aktuellen Zinsumfeld verhält.“
Die Fed hatte ihren Leitzins im Vorjahr um insgesamt einen Prozentpunkt auf 4,25% bis 4,50% gesenkt. Hammack, die erst im August ihr Amt antrat, hatte im Dezember gegen die letzte Zinssenkung gestimmt. Sie sieht die aktuelle Geldpolitik nicht mehr als „bedeutend restriktiv“ an und betont, dass die allgemeinen Finanzierungsbedingungen weiterhin akkommodierend seien.
Trumps Spieltheorie-Strategie bei Handelszöllen
Die handelspolitische Agenda der Trump-Administration sorgt weltweit für Verunsicherung. In einer Analyse argumentieren Makroökonomen von Macquarie, dass Trumps Ansatz in der Handelspolitik, insbesondere bei Zöllen, auf spieltheoretischen Prinzipien der Randomisierung und des „Brinkmanship“ (Risikopolitik) basiert.
„Randomisierung und Brinkmanship sind zwei spieltheoretische Strategien, die von den USA eingesetzt werden, um Zugeständnisse von internationalen Handelspartnern zu erlangen“, so die Analysten. „Indem man Gegner daran hindert, vorhersehbares Verhalten auszunutzen, verschafft Randomisierung einem Spieler einen Vorteil im Mikrokontext.“
Diese Unberechenbarkeit birgt jedoch Risiken. „Im Makrokontext besteht die Gefahr, dass zu viel politische Unsicherheit entsteht, die eine Rezession verursachen könnte“, warnen die Analysten. Dennoch gehen sie davon aus, dass Trump durch „Brinkmanship“ – das bewusste Schaffen wirtschaftlicher Risiken – seine Verhandlungsposition stärkt. Macquarie erwartet letztlich eher Zugeständnisse als permanente Zölle.
Am Donnerstag verschärfte Trump seinen Kurs und kündigte an, dass in der kommenden Woche ein Zoll von 25% auf Waren aus Kanada und Mexiko erhoben werde.
Globale Auswirkungen der US-Handelspolitik
Die Unsicherheit über die US-Zollpolitik beschäftigt auch internationale Gremien und Zentralbanken. Kazuo Ueda, Gouverneur der Bank of Japan, warnte nach dem G20-Treffen der Finanzminister in Südafrika vor „sehr starker“ Unsicherheit bezüglich der weltwirtschaftlichen Aussichten.
„Es herrscht sehr große Unsicherheit über die US-Politik, einschließlich der Zölle, und darüber, wie andere Länder reagieren könnten“, sagte Ueda. „Daher müssen wir die Entwicklungen genau beobachten und dann umfassend betrachten, wie diese Politiken die Weltwirtschaft, die Finanzmärkte und den wirtschaftlichen und preislichen Ausblick Japans beeinflussen.“
In Brasilien zeigt sich bereits eine Verschlechterung der makroökonomischen Situation. Das Leistungsbilanzdefizit des Landes hat sich im Januar im Jahresvergleich fast verdreifacht und erreichte 3,02% des BIP – der schlechteste Wert seit Juni 2020. Obwohl dieses Defizit noch durch ausländische Direktinvestitionen gedeckt wird, warnte der Leiter der Statistikabteilung der Zentralbank, Fernando Rocha, dass sich dies in Zukunft ändern könnte.
Härtere Strafen für Exportkontrollverstöße in Aussicht
Während die Handelspolitik für Unsicherheit sorgt, plant das US-Handelsministerium offenbar härtere Strafen für Unternehmen, die gegen Exportkontrollen verstoßen. Matthew Axelrod, ehemaliger stellvertretender Staatssekretär für Exportdurchsetzung, der im Januar das Ministerium verließ, erwartet in den kommenden Monaten erhebliche Bußgelder für große Unternehmen, die illegale Technologielieferungen an Kunden in China durchgeführt haben.
„Wir hatten gehofft, dass einige größere Untersuchungen 2024 abgeschlossen werden könnten, aber es sieht jetzt so aus, als würde es 2025 werden“, sagte Axelrod, der erwartet, dass die Trump-Administration Exportkontrollen aggressiv durchsetzen wird.
Handelspolitische Spannungen und die Fortsetzung der Exportkontrollen dürften auch in Zukunft die internationale Politik prägen. Gleichzeitig hat König Charles III. Trump zu einem zweiten Staatsbesuch nach Großbritannien eingeladen – ein beispielloser Vorgang, da er damit der erste gewählte politische Führer der Neuzeit wird, der zweimal zu einem Staatsbesuch von einem britischen Monarchen empfangen wird.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Wirtschafts- und Handelspolitik der Trump-Administration auf die nationalen und internationalen Märkte auswirkt und ob die Federal Reserve ihren geduldigen Kurs beibehalten kann.