Kurz zusammengefasst:
  • Dollarkurs erreicht mehrwöchige Höchststände
  • Federal Reserve revidiert Zinssenkungsprognosen
  • Krypto-Regulierung durch SEC-Task-Force geplant
  • Unternehmensinvestitionen sinken angesichts Handelsunsicherheit

Die globalen Finanzmärkte zeigen sich derzeit in Bewegung, während die Trump-Administration neue handelspolitische Maßnahmen vorbereitet. Der US-Dollar legte gestern deutlich zu und erreichte mehrwöchige Höchststände gegenüber dem Euro und dem japanischen Yen, nachdem positive Wirtschaftsdaten aus den USA veröffentlicht wurden und Berichte über einen flexibleren Ansatz bei den angekündigten Zöllen die Märkte beruhigten.

Dollarkurs steigt durch verbesserte US-Konjunkturdaten

Der S&P Global Flash US Composite PMI Index, der die Aktivität in Produktions- und Dienstleistungssektoren misst, kletterte im März auf 53,5 Punkte, nach 51,6 im Februar. Werte über 50 signalisieren ein Wachstum der Privatwirtschaft. Besonders der Dienstleistungssektor trug zu dieser positiven Entwicklung bei, während die Produktion nach zwei Monaten Wachstum wieder in den Kontraktionsbereich rutschte.

„Der Dienstleistungssektor ist eine wesentlich wichtigere Komponente der US-Wirtschaft, daher sehe ich das als gute Nachricht“, erklärte Adam Button, Chefanalyst bei ForexLive in Toronto. Diese wirtschaftliche Stärke stützte den Dollarkurs, der gegenüber dem japanischen Yen um 0,82% zulegte und zwischenzeitlich 150,75 Yen erreichte, den höchsten Stand seit Anfang März.

Gleichzeitig berichten Bloomberg News und das Wall Street Journal, dass die Trump-Regierung bei der Ankündigung neuer Zölle am 2. April wahrscheinlich flexibler vorgehen wird als zunächst befürchtet. Präsident Trump kündigte allerdings an, „in naher Zukunft“ Zölle auf Automobile, Aluminium und Pharmazeutika zu verhängen.

Fed-Politik zwischen Zöllen und Inflationssorgen

Die Zollpläne der Trump-Administration beeinflussen zunehmend auch die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Während die Fed in ihrer letzten Sitzung noch von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr ausging, äußerte sich Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve Bank of Atlanta, deutlich zurückhaltender. Er erwartet nun nur noch eine einzige Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte bis Jahresende.

Bostic begründet seine vorsichtigere Haltung mit der Erwartung eines langsameren Fortschritts bei der Inflationsbekämpfung sowie der weitverbreiteten Absicht von Unternehmen, die kommenden Importzölle vollständig an die Verbraucher weiterzugeben. „Ein vollständiger Durchlauf ist die Erwartung“, erklärte Bostic und fügte hinzu, dass Unternehmen nicht befürchten, Marktanteile zu verlieren, da sie glauben, „dass die Verbraucher damit umgehen können.“

Die Dollarschwäche der vergangenen Monate scheint vorerst gestoppt. Daten der Commodity Futures Trading Commission vom Freitag zeigten, dass Spekulanten in der vergangenen Woche erstmals seit Oktober netto gegen den US-Dollar wetteten – ein Trend, der sich nun möglicherweise umkehrt.

Internationale Reaktionen und Regulierungsinitiativen

Während die USA ihre Handelspolitik überdenken, arbeitet die SEC an neuen Regulierungsansätzen für den Kryptomarkt. Die Krypto-Task Force der US-Wertpapier- und Börsenaufsicht hielt am Freitag ihre erste öffentliche Sitzung ab, um zu erörtern, wie Wertpapiergesetze auf digitale Vermögenswerte angewendet werden könnten. Die Branche fordert seit langem eine Klärung dieser Frage, da viele Unternehmen argumentieren, Kryptowährungen seien eher Rohstoffen gleichzusetzen.

„Der Frühling steht für Neuanfänge, und wir haben hier einen Neuanfang, einen Neustart des Kommissionsansatzes zur Kryptoregulierung“, sagte SEC-Kommissarin Hester Peirce, die die Task Force leitet. Diese Entwicklung passt zu Trumps Versprechen, ein „Krypto-Präsident“ zu sein und die unter der Biden-Administration eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen Kryptounternehmen rückgängig zu machen.

Die positiven Signale aus Washington spiegeln sich auch im Kryptomarkt wider: Bitcoin stieg auf 88.772 Dollar, den höchsten Stand seit dem 7. März. Die verbesserte Risikostimmung an den Märkten unterstützt die digitale Währung zusätzlich.

Globale Wirtschaftseffekte und Finanzierungstrends

Die Unsicherheit bezüglich der US-Handelspolitik wirkt sich nicht nur auf die Währungs- und Kryptomärkte aus, sondern auch auf Unternehmensinvestitionen. Laut der Equipment Leasing and Finance Association (ELFA) liehen sich US-Unternehmen im Februar 7,4% weniger Geld für Ausrüstungsinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr. Das gesamte Volumen neuer Kredite, Leasingverträge und Kreditlinien fiel auf 9,7 Milliarden Dollar, verglichen mit 9,8 Milliarden Dollar im Februar 2024.

„Die Nachfrage nach Ausrüstung kehrte auf ein gesundes Niveau zurück, nachdem sie in den letzten Monaten aufgrund historischer Schwankungen bei der Finanzierungsaktivität von Banken hin und her pendelte“, erklärte ELFA-Präsidentin und CEO Leigh Lytle. Die Kreditgenehmigungsquote für US-Unternehmen blieb mit 75% stabil im Vergleich zum Vorjahr.

Gleichzeitig stellt die Federal Reserve die Bedeutung von Transparenz und Unterstützung für Kleinunternehmen heraus. Fed-Gouverneur Michael Barr betonte in einer Rede bei der Aspen Institute-Konferenz die wichtige Rolle kleiner Unternehmen für die US-Wirtschaft, die fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften und etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer im Privatsektor beschäftigen.

Internationale Auswirkungen amerikanischer Politik

Die amerikanische Politik wirkt weit über die Landesgrenzen hinaus. Während die Finanzmärkte auf die Handelspolitik reagieren, zeigen sich in anderen Bereichen ebenfalls dramatische Auswirkungen. Nach dem von Präsident Trump verhängten Einfrieren fast aller US-Auslandshilfen warnt das UN-AIDS-Programm UNAIDS vor katastrophalen Folgen: Täglich könnten 2.000 neue HIV-Infektionen weltweit auftreten und die AIDS-bedingten Todesfälle könnten sich verzehnfachen, wenn die eingefrorenen Mittel nicht wiederhergestellt oder ersetzt werden.

„Diese plötzliche Einstellung der US-Finanzierung hat zur Schließung vieler Kliniken und zur Entlassung Tausender Gesundheitsarbeiter geführt… All dies bedeutet, dass wir einen Anstieg neuer Infektionen erwarten“, sagte UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima. Falls die Finanzierung durch die US-Entwicklungshilfeagentur USAID nach der 90-tägigen Pause im April nicht wieder aufgenommen oder durch andere Geldgeber ersetzt wird, „wird es in den nächsten vier Jahren zusätzlich 6,3 Millionen AIDS-Todesfälle geben.“

Die Trump-Regierung begründet das Einfrieren der Mittel mit ihrer „America First“-Politik. US-Außenminister Marco Rubio hat Bedenken zurückgewiesen, dass Washington die Auslandshilfe beende, und betont, dass für lebensrettende Dienste Ausnahmegenehmigungen erteilt wurden.

Ausblick auf die kommenden Monate

Die Finanzmärkte bleiben in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen Chancen und regulatorischen Unsicherheiten. Karl Schamotta, Chefmarktstratege bei Corpay in Toronto, fasst die Stimmung zusammen: „Eine Welle vorsichtigen Optimismus schwappt über die Devisenmärkte in der Hoffnung, dass die US-Zollankündigung der nächsten Woche weniger extrem ausfallen wird als zuvor befürchtet.“

Dennoch bleiben die Märkte vorsichtig: „Händler vermeiden große Richtungspositionen, da die Zollpläne der US-Regierung wahrscheinlich eine weitere Runde von Vergeltungsmaßnahmen wichtiger Handelspartner auslösen werden, was der US- und der Weltwirtschaft schadet und weitere Turbulenzen an den Währungsmärkten auslöst. Die Volatilität dürfte hoch bleiben.“

Für die kommenden Monate bleibt abzuwarten, wie sich die geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve, die Handelspolitik der Trump-Administration und die globalen wirtschaftlichen Verflechtungen weiterentwickeln werden. Besonders die angekündigten Zölle auf Automobile, Aluminium und Pharmazeutika sowie mögliche Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner dürften die Märkte in Atem halten.