Kurz zusammengefasst:
  • US-Fertigungssektor durch Zollankündigungen belastet
  • Ölallianz startet schrittweise Produktionssteigerungen
  • Notenbanken zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumssorgen
  • Drohender Regierungsstillstand verschärft Marktvolatilität

Die globalen Finanzmärkte stehen Anfang März 2025 unter erheblichem Druck, während mehrere wirtschaftliche Risikofaktoren zusammentreffen. Die bevorstehende Einführung neuer US-Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China sorgt für Verunsicherung im Fertigungssektor, während die OPEC+ an ihren geplanten Produktionssteigerungen festhält. Gleichzeitig kämpfen die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank mit anhaltenden Inflationsrisiken, was die Zinspolitik weiter kompliziert.

Trump-Zölle bedrohen US-Fertigungssektor

Der amerikanische Fertigungssektor zeigt sich zwar stabil, doch die drohenden Handelszölle der Trump-Administration werfen zunehmend dunkle Schatten. Der jüngste ISM-Einkaufsmanagerindex lag im Februar bei 50,3 Punkten – knapp über der Wachstumsschwelle von 50, aber unter dem Januar-Wert von 50,9. Besonders besorgniserregend: Der Index für Produzentenpreise sprang auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren, während sich die Lieferzeiten für Materialien verlängerten.

„Die US-Fertigungsindustrie erlebt derzeit den ersten operativen Schock der neuen Zollpolitik“, erklärte Timothy Fiore, Vorsitzender des ISM Manufacturing Business Survey Committee. Die Ankündigung von 25-prozentigen Zöllen auf Nicht-Energiegüter aus Kanada und alle Waren aus Mexiko sowie zusätzliche 10-prozentige Abgaben auf chinesische Importe zum 5. März haben bereits spürbare Auswirkungen.

Besonders alarmierend sind die Berichte aus verschiedenen Branchen. Hersteller chemischer Produkte beklagen, dass „die Zollsituation bezüglich Produkten aus Mexiko und Kanada Unsicherheit und Volatilität bei unseren Kunden geschaffen und unser Risiko für Vergeltungsmaßnahmen dieser Länder erhöht hat.“ Ähnlich äußern sich Fahrzeughersteller, deren Kunden neue Bestellungen zurückhalten, da „keine klare Richtung von der Regierung vorliegt, wie die Zölle umgesetzt werden sollen.“

OPEC+ hält an Produktionssteigerung fest

Inmitten dieser handelspolitischen Turbulenzen hat die OPEC+ beschlossen, an ihrer geplanten Erhöhung der Ölförderung im April festzuhalten. Die Ölallianz, die OPEC-Mitglieder plus Russland und weitere Verbündete umfasst, wird mit der schrittweisen Rücknahme ihrer Produktionskürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag beginnen. Ab April soll die Produktion monatlich um 138.000 Barrel pro Tag steigen.

Diese Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf die globalen Energiemärkte haben, besonders während die Weltwirtschaft mit den Folgen der US-Handelspolitik ringt. Die OPEC+ hatte seit 2022 ihre Produktion um insgesamt 5,85 Millionen Barrel täglich gekürzt, was etwa 5,7% der globalen Versorgung entspricht, um den Ölpreis zu stützen. Die schrittweise Aufhebung dieser Kürzungen wurde mehrfach verschoben, zuletzt im Dezember, als die Gruppe die Verlängerung der Kürzungen bis zum ersten Quartal 2025 beschloss.

US-Wirtschaft zwischen Wachstum und Inflation

St. Louis Fed-Präsident Alberto Musalem zeigt sich trotz der aktuellen Herausforderungen vorsichtig optimistisch für die US-Wirtschaft. „Die Aussichten für ein solides Wirtschaftswachstum sind gut, der Arbeitsmarkt ist gesund und die Finanzierungsbedingungen unterstützend“, erklärte er auf einer Konferenz der National Association for Business Economics. Gleichzeitig räumte er ein, dass „jüngste Daten schwächer als erwartet ausfielen, insbesondere die Konsumausgaben und der Wohnungsmarkt, was gewisse Abwärtsrisiken für das Wachstum darstellt.“

Diese Einschätzung gewinnt an Bedeutung vor dem Hintergrund überraschend rückläufiger persönlicher Konsumausgaben im Januar 2025. Zusammen mit der nur langsam abklingenden Inflation hat dies bei einigen Fed-Vertretern Bedenken aufkommen lassen, dass ihre Doppelziele – Inflationskontrolle und maximale Beschäftigung – in Konflikt geraten könnten.

Musalem betrachtet die gegenwärtige Geldpolitik als „moderat restriktiv“, was angesichts der über dem 2%-Ziel liegenden Inflation angemessen sei. „Es ist noch mehr geldpolitische Arbeit notwendig, um Preisstabilität zu erreichen“, betonte er und unterstützte damit den aktuellen „geduldigen“ Ansatz der Fed bezüglich weiterer Änderungen des Leitzinses.

Europäische Märkte im Spannungsfeld von Geopolitik und Inflation

Der Euro konnte sich Anfang März erholen, gestützt durch Hoffnungen auf einen möglichen Frieden in der Ukraine und Aussichten auf eine Verringerung der Zinsunterschiede zum Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung legte um über 1% zu und stieg auf 1,049 Dollar, nachdem sie am Freitag noch bei 1,0359 Dollar notiert hatte.

Die Verbraucherpreisinflation in den 20 Ländern der Eurozone verlangsamte sich im Februar auf 2,4% gegenüber 2,5% im Vormonat, lag damit aber über den Erwartungen von 2,3%. Dies könnte die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag ihre geldpolitische Entscheidung bekanntgeben wird, zu weiterer Vorsicht bei Zinssenkungen veranlassen.

Unterstützend für den Euro wirken auch Pläne zur Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie und der militärischen Fähigkeiten der EU, wie von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angekündigt. Gleichzeitig erwägen die Parteien bei den Verhandlungen zur Bildung der neuen deutschen Regierung die schnelle Einrichtung zweier Sonderfonds im potenziellen Wert von Hunderten Milliarden Euro für Verteidigung und Infrastruktur.

US-Aktienmarkt reagiert nervös

Die US-Aktienindizes verloren an Boden, als Anleger die jüngsten Fertigungsdaten verdauten und vor der bevorstehenden Zollfrist vorsichtig blieben. Der Dow Jones Industrial Average fiel um 0,1%, der S&P 500 um 0,2% und der Nasdaq Composite um 0,5%.

Die großen Aktienindizes verzeichneten im Februar deutliche Verluste, hauptsächlich aufgrund der Volatilität durch die Trump-Zölle und Einbußen im Technologiesektor aufgrund sich ändernder Erwartungen bezüglich künstlicher Intelligenz. Die Quartalsberichtssaison ist weitgehend abgeschlossen, wobei Analysten ihre Gewinnschätzungen für S&P 500-Unternehmen im ersten Quartal um 3,5% gesenkt haben – mehr als im langfristigen Durchschnitt.

Bemerkenswert war die Entwicklung im Kryptowährungsmarkt, wo Bitcoin nach Trumps Ankündigung einer strategischen Kryptoreserve, die Bitcoin, Ethereum, XRP, Solana und Cardano umfassen soll, deutlich zulegte und zeitweise die Marke von 95.000 Dollar testete.

Drohender Regierungsstillstand verschärft Unsicherheit

Die politische Lage in Washington verschärft die wirtschaftliche Unsicherheit zusätzlich. Mit weniger als zwei Wochen bis zur Frist am 14. März scheinen Republikaner und Demokraten im US-Kongress noch weit von einer Einigung entfernt, um einen Regierungsstillstand abzuwenden.

Die Verhandlungen werden durch Präsident Trump erschwert, der Ausgabengesetze des Kongresses ignoriert, ausländische Hilfen ausgesetzt und Zehntausende Bundesangestellte entlassen hat. Beide Seiten bezeichnen seine Maßnahmen als größten Streitpunkt bei ihren Bemühungen um eine Einigung.

Die Demokraten versuchen, Garantien zu sichern, die Trump und seinen Budget-Beauftragten, den Milliardär Elon Musk, daran hindern würden, weitere Mitarbeiter zu entlassen oder mehr Regierungsprogramme zu streichen. Republikaner bezeichnen diese Versuche, Trumps Maßnahmen rückgängig zu machen, als inakzeptabel.

Angesichts dieser Gemengelage aus handelspolitischen Spannungen, geldpolitischen Herausforderungen und politischer Unsicherheit bleibt die Lage an den globalen Finanzmärkten angespannt. Investoren werden besonders auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag und die Zinsentscheidung der EZB am Donnerstag achten, um weitere Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung zu erhalten.