Die US-Wirtschaft steht im März 2025 an einem Scheideweg, während die Trump-Administration ihre umstrittene Agenda vorantreibt. Republikanische Gesetzgeber ringen um einen tragfähigen Weg, Trumps massive Steuersenkungen in Höhe von 4,6 Billionen Dollar zu verlängern und gleichzeitig Ausgabenkürzungen durchzusetzen. Die Debatte über mögliche Einschnitte im Medicaid-Programm, das jeden fünften Amerikaner versorgt, verschärft die wirtschaftliche Unsicherheit. Diese Gemengelage belastet bereits die Finanzmärkte und das Konsumentenvertrauen, wie aktuelle Einzelhandelsdaten zeigen.
Republikanischer Kampf um Haushaltskürzungen
Der republikanisch kontrollierte Kongress steht unter Druck, Präsident Trumps Steuersenkungs- und Grenzsicherheitsagenda voranzutreiben. Doch innerhalb der Partei gibt es erhebliche Differenzen darüber, wie tief Ausgaben gekürzt werden können. „Wir haben viele Leute, die gerne viel weiter gehen würden, andere, die das nicht wollen“, erklärte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, John Thune, gegenüber Reportern.
Im Zentrum der Debatte steht das Medicaid-Programm, das mit Bundesausgaben von 618 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr den drittgrößten Haushaltsposten nach Medicare und der Rentenversicherung darstellt. Besonders heikel: Mehr als 35 Millionen Amerikaner in Bundesstaaten, die Trump bei der Wahl 2024 gewonnen hat, sind auf Medicaid angewiesen.
Hardliner im Repräsentantenhaus fordern Kürzungen von 880 Milliarden Dollar im Gesundheits- und Energiesektor sowie weitere 230 Milliarden im Agrarsektor – Zahlen, die Befürchtungen über mögliche Einschnitte bei Ernährungsprogrammen für Bedürftige wie dem Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) schüren.
Wirtschaftliche Unsicherheit und Konsumrückgang
Die politischen Turbulenzen hinterlassen deutliche Spuren in der US-Wirtschaft. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Februar nur um magere 0,2% nach einem abwärts revidierten Rückgang von 1,2% im Januar. Diese Zahlen bleiben deutlich hinter den Prognosen zurück, die ein Plus von 0,6% vorhergesagt hatten.
Besonders alarmierend: Die Umsätze in Restaurants und Bars fielen im Februar um 1,5% – der stärkste Rückgang seit 13 Monaten. Ökonomen betrachten die Ausgaben für Gastronomie als wichtigen Indikator für die finanziellen Verhältnisse der Haushalte. Das Konsumentenvertrauen sank im März auf den niedrigsten Stand seit fast zweieinhalb Jahren.
„Dieser Bericht sollte Bedenken zerstreuen, dass die Wirtschaft bereits schrumpft“, sagte Samuel Tombs, Chefökonom für die USA bei Pantheon Macroeconomics. „Aber das Risiko eines deutlich schwächeren Wachstums, da Verbraucher versuchen, Rücklagen aufzubauen als Reaktion auf Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit, erscheint nun erhöht.“
Handelspolitik verschärft wirtschaftliche Spannungen
Trumps Zollpolitik hat einen Handelskrieg entfesselt, der Inflationsängste sowie Befürchtungen über Arbeitsplatz- und Einkommensverluste schürt – Entwicklungen, die den Konsum weiter belasten könnten. Massenentlassungen von Bundesbediensteten im Rahmen einer beispiellosen Kampagne der Trump-Regierung zur Verkleinerung der Bundesregierung werden voraussichtlich ebenfalls die Ausgaben beeinträchtigen.
Finanzminister Scott Bessent erklärte Anfang dieses Monats, die Wirtschaft könnte sich verlangsamen, während sie von öffentlichen zu mehr privaten Ausgaben übergeht, und bezeichnete dies als „Entgiftungsphase“. Am Sonntag räumte Bessent ein, dass es „keine Garantien“ gebe, dass die Vereinigten Staaten keine Rezession erleben werden.
Die US-Notenbank Fed, die am 18. und 19. März tagt, wird voraussichtlich den Leitzins in der Spanne von 4,25% bis 4,50% belassen, nachdem sie ihn seit September um 100 Basispunkte gesenkt hat. Die Finanzmärkte erwarten, dass die Fed ihre Zinssenkungen im Juni fortsetzt, nachdem sie im Januar angesichts der sich verdüsternden Wirtschaftsaussichten eine Pause eingelegt hatte.
Energiemarkt als Lichtblick
Inmitten der wirtschaftlichen Unsicherheit gibt es jedoch auch positive Entwicklungen. Die US-Energieinformationsbehörde (EIA) meldete, dass die im Jahr 2024 fertiggestellten Erdgaspipeline-Projekte die Transportkapazität für Flüssigerdgas (LNG) im Land um 17,8 Milliarden Kubikfuß pro Tag erhöht haben.
Die USA produzierten 2024 einen Rekordwert von 103,2 Milliarden Kubikfuß Gas täglich und verbrauchten 90,4 Milliarden Kubikfuß. Die Gesamterweiterungen der Pipelinekapazitäten übertrafen zum zweiten Mal in Folge die Erweiterungen des Vorjahres.
Diese Infrastrukturentwicklung könnte ein wichtiger Wachstumstreiber bleiben, während andere Sektoren schwächeln. Die fertiggestellten Projekte in den gasreichen Regionen Appalachia, Haynesville, Permian und Eagle Ford erhöhten die Transportkapazität um etwa 6,5 Milliarden Kubikfuß täglich.
Finanzmärkte im Umbruch
Die US-Finanzregulierung steht vor einem bedeutenden Wandel. Die SEC erwägt, unter der vorherigen Administration vorgeschlagene Vorschriften zu ändern oder zu streichen, die von Anlageberatern, die Kryptowährungen und andere Vermögenswerte verwahren, strengere Standards verlangen würden, wie der amtierende Vorsitzende Mark Uyeda mitteilte.
Uyeda betonte, die SEC „müsse effektive und kosteneffiziente Vorschriften priorisieren, die die Grenzen unserer gesetzlichen Befugnisse respektieren“ – ein deutlicher Kurswechsel von der strikteren Regulierungspolitik unter der Biden-Administration.
Gleichzeitig erleben so genannte Event-Kontrakte einen Boom. Diese neuartige Anlageklasse erlaubt es Händlern, auf bestimmte Ergebnisse zu wetten – von Sportereignissen und Unterhaltung bis zu Politik und Wirtschaft. Robinhood startete am Montag einen eigenständigen Bereich in seiner App, der es Tradern ermöglicht, auf College-Basketball und US-Zinsen zu wetten.
Kritiker wie Cantrell Dumas, Direktor für Derivatepolitik bei Better Markets, warnen jedoch: „Diese Kontrakte sind ein Hintertürchen, um Glücksspiel in die Finanzmärkte zu bringen.“
Globale Perspektiven
Die wirtschaftliche Unsicherheit in den USA wirkt sich auch auf die Weltwirtschaft aus. In Nigeria ging die Inflationsrate im Februar auf 23,18% im Jahresvergleich zurück, nachdem sie im Januar bei 24,48% lag – ein deutlicher Rückgang von 34,80% im Dezember nach einer Neuberechnung des Verbraucherpreisindex.
In Botswana hat S&P Global Ratings den wirtschaftlichen Ausblick aufgrund von Druck auf dem Diamantenmarkt von stabil auf negativ gesenkt. Die Agentur bestätigte ihre langfristigen und kurzfristigen Bonitätsratings ‚BBB+/A-2‘ für das Land. Die Entscheidung spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen Botswana aufgrund der gesunkenen globalen Nachfrage und Preise für Diamanten konfrontiert ist.
Unterdessen hat der russische Präsident Wladimir Putin einem US-Hedgefonds die Erlaubnis erteilt, Wertpapiere russischer Unternehmen von bestimmten ausländischen Anteilseignern zu erwerben, wie ein präsidiales Dekret am Montag zeigte. Diese Entwicklung gibt Anlegern Hoffnung, dass das verbesserte Verhältnis zwischen den USA und Russland seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus Wege eröffnen könnte, um mit russischen Vermögenswerten zu handeln.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Trump-Administration einen Kurs finden kann, der wirtschaftliches Wachstum fördert, ohne die sozialen Sicherheitsnetze zu gefährden, die für Millionen amerikanischer Familien lebenswichtig sind. Derweil halten Anleger und Wirtschaftsexperten weltweit den Atem an.