Die US-Inflationsrate ist im Januar überraschend stark auf 3,0 Prozent gestiegen und hat damit die Erwartungen der Märkte deutlich übertroffen. Der unerwartete Preisanstieg von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat verstärkt die Position der US-Notenbank Federal Reserve, die sich mit Zinssenkungen zurückhaltend zeigt.
Deutlicher Preisanstieg zu Jahresbeginn
Die Kerninflation, die volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausschließt, kletterte im Jahresvergleich auf 3,3 Prozent und liegt damit weiterhin deutlich über dem Fed-Zielwert von zwei Prozent. Besonders bemerkenswert ist der monatliche Anstieg der Kernrate um 0,4 Prozent, nach 0,2 Prozent im Dezember. Analysten hatten mit moderateren Steigerungen gerechnet.
Märkte reagieren nervös
Die Finanzmärkte reagierten prompt auf die Inflationsdaten. Der Dollar-Index legte um 0,52 Prozent zu, während die Aktienfutures deutlich nachgaben. Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen stiegen spürbar an – die 10-jährige Rendite kletterte auf 4,631 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen in diesem Jahr ist merklich gesunken: Die Märkte preisen nur noch eine 25-Basispunkte-Senkung bis Dezember ein.
Handelspolitische Spannungen verschärfen Inflationsdruck
Die aktuelle Preisentwicklung wird durch die handelspolitischen Spannungen zusätzlich belastet. Die Trump-Administration hat bereits neue Zölle auf chinesische Waren eingeführt und plant weitere Maßnahmen. Ökonomen warnen, dass diese protektionistische Politik den Inflationsdruck weiter verstärken könnte. Die angekündigten Zölle von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko wurden vorerst bis März ausgesetzt.
Fed-Politik unter politischem Druck
Während Ex-Präsident Trump öffentlich niedrigere Zinsen fordert, betont Fed-Chef Powell die Unabhängigkeit der Zentralbank. Die Fed hatte den Leitzins zuletzt in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, nachdem sie ihn in den vergangenen Jahren um insgesamt 5,25 Prozentpunkte angehoben hatte. Die jüngsten Inflationsdaten unterstützen die vorsichtige Haltung der Notenbank.
Konsumentenerwartungen verschlechtern sich
Die Inflationserwartungen der US-Verbraucher erreichten im Februar ein 15-Monats-Hoch, wie eine Umfrage der Universität Michigan zeigt. Viele Haushalte befürchten, dass es bereits zu spät sein könnte, negative Auswirkungen der Zollpolitik zu vermeiden. Diese pessimistische Stimmung könnte sich selbst verstärkend auf die Preisentwicklung auswirken.
Ausblick bleibt unsicher
Die Kombination aus hartnäckiger Inflation, handelspolitischen Spannungen und zurückhaltender Geldpolitik schafft ein komplexes wirtschaftliches Umfeld. Peter Cardillo von Spartan Capital Securities warnt: „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte die Fed die Zinsen das ganze Jahr über unverändert lassen.“ Die Goldman Sachs Asset Management erwartet, dass die Fed zunächst in einem abwartenden Modus verbleiben wird.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Inflationsentwicklung tatsächlich nur einen temporären Ausreißer darstellt oder ob sich die Preissteigerungen verfestigen. Für die Märkte bedeutet dies eine Phase erhöhter Unsicherheit, in der die Balance zwischen Inflationsbekämpfung und Wirtschaftswachstum neu austariert werden muss.