Kurz zusammengefasst:
  • Inflationsrate sinkt leicht auf 2,5 Prozent
  • Unerwarteter Rückgang der Konsumausgaben
  • Neue Importzölle belasten Handelsbeziehungen
  • Märkte rechnen mit Zinssenkung im Juni

Trotz anhaltender Inflationsprobleme dürfte die US-Notenbank Federal Reserve voraussichtlich im Juni 2025 ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Der im Januar veröffentlichte PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, stieg um 0,3% im Monatsvergleich, während die Jahresinflation leicht von 2,6% auf 2,5% zurückging. Die Kernrate ohne volatile Energie- und Nahrungsmittelpreise sank deutlicher von 2,9% auf 2,6% im Jahresvergleich. Diese Entwicklung eröffnet Spielraum für vorsichtige geldpolitische Lockerungen, obwohl die monatlichen Zuwachsraten weiterhin über dem 2%-Ziel der Notenbank liegen.

Unerwarteter Konsumrückgang nährt Konjunktursorgen

Besondere Aufmerksamkeit erregt der überraschende Rückgang der US-Konsumausgaben, die im Januar um 0,2% sanken – nach einem aufwärts revidierten Plus von 0,8% im Dezember. Ökonomen hatten dagegen mit einem leichten Anstieg von 0,1% gerechnet. „Der Konsumrückgang könnte teilweise wetterbedingt sein, reflektiert aber größtenteils eine abkühlende Wirtschaft“, erklärt Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Spartan Capital Securities. Die Daten deuten auf eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal hin, mit BIP-Prognosen unter 2% nach 2,3% im vierten Quartal 2024.

Die sinkenden Ausgaben folgen auf einen starken Dezember, in dem viele Verbraucher ihre Einkäufe vorgezogen hatten, um drohenden Zollerhöhungen zuvorzukommen. Gleichzeitig wurden weite Teile der USA im Januar von ungewöhnlich kalten Temperaturen und Schneestürmen heimgesucht, was die Konsumaktivität zusätzlich belastete. Die Kombination aus anhaltender Inflation und nachlassendem Wirtschaftswachstum stellt die Fed vor ein klassisches geldpolitisches Dilemma.

Handelspolitik verstärkt wirtschaftliche Unsicherheiten

Die Handelspolitik der aktuellen US-Regierung erhöht die wirtschaftlichen Unsicherheiten erheblich. Präsident Trump hat für den 4. März 2025 Zölle in Höhe von 25% auf mexikanische und kanadische Waren sowie zusätzliche 10% auf Importe aus China angekündigt. Weitere Abgaben auf Stahl, Aluminium und Fahrzeuge sollen folgen oder befinden sich bereits in beschleunigter Entwicklung. Diese aggressive Handelspolitik zeigt bereits messbare Auswirkungen: Das US-Handelsbilanzdefizit bei Waren weitete sich im Januar um 25,6% auf 153,3 Milliarden Dollar aus, da Unternehmen Importe im Wert von 325,4 Milliarden Dollar (+11,9%) vorziehen, um drohenden Zöllen zuvorzukommen.

„Der Fed steht nun viel Kopfzerbrechen bevor“, kommentiert Peter Cardillo. Die Notenbanker selbst haben wiederholt betont, dass sie sich auf die Daten der kommenden Monate konzentrieren und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Handelspolitik abwarten wollen. Bislang hat keiner der Fed-Vertreter eine Zinssenkung für März signalisiert, wobei einige – darunter Fed-Gouverneurin Adriana Kugler und die Präsidentin der Cleveland Fed, Beth Hammack – darauf hinweisen, dass die Zinsen noch einige Zeit auf dem aktuellen Niveau von 4,25%-4,50% verharren könnten.

Finanzmärkte preisen Zinswende ein

Trotz dieser Unsicherheiten haben die Finanzmärkte ihre Erwartungen für Zinssenkungen nach den jüngsten Wirtschaftsdaten angepasst. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Juni liegt nun bei 71,4%, verglichen mit etwa 70% zuvor. Thierry Wizman, globaler Devisen- und Zinsanalyst bei Macquarie, äußert jedoch Bedenken: „Ich vermute, dass der Konsumrückgang im Januar idiosynkratisch ist. Gleichzeitig würde es mich nicht überraschen, wenn wir angesichts des sinkenden Verbrauchervertrauens in Februar und März echte Schwächen sehen.“

Der US-Dollar reagierte auf die gemischten Wirtschaftsdaten mit leichten Abgaben. Der Dollar-Index, der den Kurs gegenüber anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 0,1% auf 107,25, wobei der Euro um 0,18% auf 1,0416 Dollar zulegte. Im Monatsvergleich steht für den Greenback ein Verlust von mehr als 1% zu Buche – der größte monatliche Rückgang seit August.

Internationale Reaktionen auf geänderte US-Politik

Die wirtschaftspolitischen Veränderungen in den USA haben weltweit spürbare Auswirkungen. Kanada beispielsweise verzeichnete ein überraschend starkes BIP-Wachstum von 2,6% im vierten Quartal 2024, deutlich über den erwarteten 1,8%. Gleichzeitig sank das kanadische Haushaltsdefizit in den ersten neun Monaten des Fiskaljahres 2024/25 leicht auf 21,72 Milliarden kanadische Dollar, verglichen mit 23,61 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Dies ist vor allem auf höhere Steuereinnahmen zurückzuführen, während die Staatsausgaben um 10,7% und die Schuldendienste aufgrund höherer Zinsen um 17,3% stiegen.

In Europa bereitet sich die EU auf Maßnahmen vor, um die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen anzukurbeln und lokale Batterieproduktion zu fördern. Die Europäische Kommission plant, am 5. März einen Aktionsplan für die Automobilindustrie vorzustellen, der unter anderem steigende europäische Anforderungen an Batteriezellen und -komponenten in Elektrofahrzeugen vorsieht. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines Rückgangs der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen um 5,9% im Jahr 2024 und der Sorge, dass die europäische Automobilindustrie Marktanteile an Technologieführer aus China und den USA verlieren könnte.

Haushaltspolitik unter Druck

Die Kombination aus wirtschaftlicher Unsicherheit und handelspolitischen Spannungen setzt auch die Haushaltspolitik verschiedener Länder unter Druck. In Österreich haben zentristische Parteien eine Koalitionsregierung gebildet, die die rechtspopulistische FPÖ ausschließt. Der designierte Finanzminister Markus Marterbauer von der Sozialdemokratischen Partei soll den österreichischen Haushalt „ausgewogen und sozial gerecht umstrukturieren“, wie Parteichef Andreas Babler erklärte. Das Koalitionsprogramm legt großen Wert auf die Reduzierung des Haushaltsdefizits unter die EU-Grenze von 3% der Wirtschaftsleistung, wobei Einsparungen von mehr als 6,3 Milliarden Euro für dieses Jahr geplant sind.

Auch Großbritannien steht vor haushaltspolitischen Herausforderungen. Entwicklungsministerin Anneliese Dodds trat überraschend zurück, nachdem Premierminister Keir Starmer entschieden hatte, das Budget für Auslandshilfe zu kürzen, um die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmenden Spannungen zwischen sozialen und sicherheitspolitischen Ausgabenprioritäten in Zeiten geopolitischer Unsicherheit.

Ausblick für 2025

Die wirtschaftlichen Aussichten für 2025 bleiben von Unsicherheit geprägt. Während die Fed vermutlich im Juni und September jeweils eine Zinssenkung vornehmen dürfte, bleibt unklar, wie sich die Handelspolitik und die resultierenden Marktreaktionen entwickeln werden. Jeffrey Roach, Chefvolkswirt bei LPL Financial, fasst zusammen: „Die Chancen steigen, dass die Fed im Juni die nächste Zinssenkung vornimmt. Ob der nächste Schritt dann oder im Juli erfolgt, ist weniger relevant als die Gesamtzahl der Senkungen bis zum Jahresende. Die aktuelle makroökonomische Lage deutet auf insgesamt nur zwei Zinssenkungen in diesem Jahr hin, aber mehr im Jahr 2026.“

Für Unternehmen und Anleger bedeutet dies eine herausfordernde Planungsphase. Die Kombination aus nachlassendem Konsumwachstum, anhaltender Inflation und zunehmenden handelspolitischen Spannungen erfordert flexible Strategien. Zwar hat sich die Inflationsdynamik verlangsamt, doch die monatlichen Zuwachsraten bleiben hartnäckig über dem Zielwert der Fed – ein klassisches Stagflationsszenario könnte sich abzeichnen, falls die wirtschaftliche Abkühlung anhält, während die Preise weiter steigen.