Die globalen Finanzmärkte werden aktuell von zwei dominierenden Faktoren erschüttert: Die aggressive Zollpolitik der Trump-Administration und die vorsichtige Haltung der amerikanischen Notenbank gegenüber möglichen Zinssenkungen. Im März 2025 zeigen sich die Märkte zunehmend nervös, während Safe-Haven-Währungen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken deutliche Gewinne verzeichnen.
Trumps Zollpolitik sorgt für wirtschaftliche Unsicherheit
Die neue US-Regierung unter Donald Trump hat mit ihrer „maximalen Druck“-Strategie einen eskalierenden Handelskrieg ausgelöst, der weltweit Märkte verunsichert. Nachdem zunächst massive Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada verhängt wurden, kündigte die Administration nun eine vorübergehende Aussetzung an. „Nach einem Gespräch mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum habe ich zugestimmt, dass Mexiko für alles, was unter das USMCA-Abkommen fällt, keine Zölle zahlen muss“, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social.
Diese kurzfristige Entwarnung gilt jedoch nur bis zum 2. April 2025, und betrifft nur einen Teil der Importe. Etwa 50% der mexikanischen und über 60% der kanadischen Waren, die nicht unter das USMCA-Abkommen fallen, bleiben von den 25-prozentigen Zöllen betroffen. US-Handelsminister Howard Lutnick deutete an, dass der einmonatige Aufschub für Automobilprodukte voraussichtlich auf alle Produkte ausgeweitet werden könnte, die dem Handelsabkommen entsprechen.
Marktexperten sehen die schwankende Zollpolitik kritisch: „Die wechselnde An-und-Aus-Politik bei Zöllen könnte schlimmer sein als die Zölle einfach durchzuziehen“, warnt Brian Jacobsen, Chefvolkswirt bei Annex Wealth Management. „Die Unsicherheit wird nicht beseitigt, sondern nur verlängert. Unternehmen werden trotzdem versuchen, die Preise zu erhöhen, nur für den Fall.“
Dollarschwäche und Flucht in sichere Häfen
Die handelspolitische Unsicherheit führt zu einer markanten Schwäche des US-Dollars, während sichere Anlagewährungen deutlich zulegen. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegenüber sechs wichtigen Währungen misst, befindet sich in einer viertägigen Verlustserie und fiel auf ein Viermonatstief. Zuletzt stand er 0,3% tiefer bei 104,12 Punkten.
Besonders auffällig ist die Stärke traditioneller „Safe-Haven“-Währungen. Der japanische Yen gewann 0,9% zum Dollar und erreichte mit 147,31 Yen zeitweise ein Fünfmonats-Hoch. Der Schweizer Franken kletterte auf ein Dreimonatshoch bei 0,8828 zum Dollar und notierte zuletzt 0,9% höher.
„Die Narrative hat sich bei Zöllen verschoben, die jetzt als Hindernis für Wirtschaftswachstum angesehen werden“, erklärt Eugene Epstein, Handelschef bei Moneycorp in New Jersey. „Der Markt beginnt zu erkennen, dass viele US-Unternehmen von Exporten und Importen abhängig sind. Wenn unsere Handelszahlen insgesamt sinken, ist das wahrscheinlich nicht gut für die Wirtschaft.“
Fed-Gouverneur Waller dämpft Zinssenkungserwartungen
Während die Handelspolitik an den Märkten für Turbulenzen sorgt, dämpft die US-Notenbank Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen. Fed-Gouverneur Christopher Waller erklärte, dass eine Zinssenkung noch im März unwahrscheinlich sei. „Ich möchte sehen, was mit den Februar-Inflationsdaten passiert. Ich möchte etwas mehr darüber erfahren, was mit der Zollpolitik geschieht“, sagte Waller bei einer Veranstaltung des Wall Street Journal in New York.
Waller betonte jedoch, dass sein Basisszenario nach wie vor zwei Zinssenkungen im späteren Jahresverlauf vorsieht, basierend auf einer erwarteten Abschwächung der Inflation. Die vorsichtige Haltung der Fed steht im Kontrast zur Europäischen Zentralbank, die nach ihrer jüngsten Zinssenkung ihre Inflationsprognose für die Eurozone auf 2,3% für dieses Jahr angehoben hat.
Edelmetalle profitieren von Unsicherheit
Die wachsende Unsicherheit treibt Anleger verstärkt in traditionelle Sicherheitshäfen wie Gold und Silber. Die Perth Mint, einer der weltweit führenden Goldproduzenten, verzeichnete im Februar einen deutlichen Anstieg bei Verkäufen von Goldmünzen und -barren. Diese stiegen um 35% auf 25.103 Unzen im Vergleich zum Januar, während die Silberverkäufe um 16% auf 482.451 Unzen zulegten.
„Es ist ermutigend, den Anstieg der Verkäufe gegenüber dem Januar-Niveau zu sehen, angesichts der Tatsache, dass die Edelmetallpreise auf Rekordhöhen bleiben“, kommentierte Neil Vance, General Manager für Münzprodukte bei der Perth Mint. Die Sorgen über Trumps Zollmaßnahmen haben den Goldpreis in diesem Jahr bereits zu elf Rekordständen getrieben, mit einem Höchststand von 2.956,15 US-Dollar am 24. Februar und einem Gesamtgewinn von 11,2% seit Jahresbeginn. Silber konnte im gleichen Zeitraum mehr als 13% zulegen.
Massiver Stellenabbau in US-Behörden verschärft wirtschaftliche Sorgen
Parallel zur Handelspolitik sorgt der massive Stellenabbau in US-Bundesbehörden für zusätzliche wirtschaftliche Unsicherheit. Präsident Trump und Milliardär Elon Musk führen eine umfassende Kampagne zur Verkleinerung des 2,3 Millionen Mitarbeiter umfassenden zivilen Bundespersonals durch, wobei bisher über 100.000 Mitarbeiter entlassen wurden oder Abfindungsangebote erhalten haben.
Besonders stark betroffen ist das Department of Veterans Affairs, das laut internen Dokumenten plant, mehr als 80.000 Stellen zu streichen. Weitere schwer getroffene Behörden umfassen die Steuerbehörde IRS mit rund 12.000 geplanten Entlassungen, das Verteidigungsministerium mit 5.400 Stellenstreichungen sowie das Gesundheitsministerium und die Sozialversicherungsbehörde.
Tim Cox, ein Luftwaffenveteran und Bundesangestellter, bezeichnete die Trump-Administration als „die veteranenfeindlichste Regierung“ während einer von demokratischen Generalstaatsanwälten organisierten Versammlung in Phoenix. Eine Reuters-Umfrage ergab jedoch, dass 59% der Amerikaner die Idee einer Verkleinerung der Bundesregierung unterstützen, obwohl nur 40% die Massenentlassungen von Beamten befürworten.
Auswirkungen auf die US-Wirtschaft
Die Kombination aus Zollunsicherheit und massivem Stellenabbau im öffentlichen Dienst schlägt sich bereits in wirtschaftlichen Daten nieder. Die globale Outplacement-Firma Challenger, Gray & Christmas verzeichnete im Februar 62.242 angekündigte Stellenstreichungen durch die Bundesregierung aus 17 verschiedenen Behörden. Die geplanten Entlassungen schnellten auf insgesamt 172.017 hoch – Zahlen, die laut Challenger seit den letzten beiden Rezessionen nicht mehr gesehen wurden.
Ein weiterer Bericht zeigte einen sprunghaften Anstieg der Importe im Januar, da Unternehmen versuchten, Waren vor der Einführung von Importzöllen ins Land zu bringen. Dies führte zu einem Rekordhandelsbilanzdefizit und dürfte dazu beitragen, dass der Handel im ersten Quartal vom Bruttoinlandsprodukt abgezogen wird.
Art Hogan, Marktstratege bei B. Riley, kommentiert die Situation düster: „An diesem Punkt gibt es nichts mehr, was dem Markt einen Auftrieb geben könnte, nachdem die Begeisterung über die Wahl eines Präsidenten, der als wirtschaftsfreundlich angesehen wurde, verflogen ist.“
Ausblick bleibt unsicher
Während die Wall Street unter dem Einfluss von Handelssorgen und Technologiebedenken deutliche Verluste verzeichnet, bleiben die mittelfristigen Aussichten für die Finanzmärkte äußerst ungewiss. Der S&P 500 fiel erstmals seit dem 1. November 2023 unter seine 200-Tage-Durchschnittslinie.
Carol Schleif, Chef-Marktstrategen bei BMO Private Wealth, fasst die aktuelle Stimmung zusammen: „Eine Kombination von Sorgen ist diese Woche aus dem Sorgenschrank gequollen – Zölle haben es ausgelöst und es geht weiter angesichts des Hin und Her. Unternehmen haben Schwierigkeiten, sich anzupassen, und die jüngsten Daten zeigen: Die Stimmung (Unternehmen und Verbraucher) ist schlecht, Lagerbestände deutlich höher, Arbeitsplatzverluste nehmen zu.“
Kanadisches Premierminister Justin Trudeau prognostizierte, dass Kanada „auf absehbare Zeit“ in einem Handelskrieg mit den USA stehen werde. Diese geopolitischen Spannungen dürften zusammen mit der Unsicherheit über die künftige Geldpolitik der Fed die Finanzmärkte auch in den kommenden Monaten erheblich beeinflussen.