Trumps Zollpolitik erschüttert Märkte und bremst US-Wirtschaftswachstum

Neue Zollmaßnahmen verunsichern Investoren, während der Arbeitsmarkt erste Schwächesignale zeigt und die Federal Reserve ihre Geldpolitik überdenkt.

Kurz zusammengefasst:
  • Unbeständige Handelsstrategie erschüttert Finanzmärkte
  • Abkühlung am US-Arbeitsmarkt erkennbar
  • Fed signalisiert vorsichtige Zurückhaltung
  • Internationale Gegenreaktionen nehmen Gestalt an

Die US-Wirtschaft durchlebt turbulente Zeiten, während Präsident Donald Trumps unberechenbare Handelspolitik die Märkte in Atem hält. Der jüngste Schlingerkurs bei Zöllen gegenüber Mexiko, Kanada und China sorgt für erhebliche Verunsicherung bei Anlegern und Unternehmen. Gleichzeitig zeigt der US-Arbeitsmarkt erste Risse, was die Federal Reserve vor komplexe geldpolitische Entscheidungen stellt.

Trumps Zollpolitik sorgt für Marktturbulenzen

Die wechselhafte Handelspolitik des US-Präsidenten hat in dieser Woche zu einem wahren Achterbahnfahrt an den Märkten geführt. Nachdem Trump zunächst Zölle von 25% auf die meisten Waren aus Mexiko und Kanada verhängt hatte, setzte er diese am Donnerstag überraschend aus – allerdings nur bis zum 2. April. Gleichzeitig verdoppelte er die Zölle auf chinesische Waren auf 20%. Diese unberechenbare Politik erschwert es Unternehmen, langfristige Planungen vorzunehmen.

Die Folgen sind bereits an den Börsen zu spüren. Der Technologiesektor, ein Liebling vieler Hedgefonds, verzeichnet mit einem Minus von etwa 8% die zweitschlechteste Performance im S&P 500 seit Jahresbeginn. Nur Konsumgüteraktien schneiden mit über 9% Verlust noch schlechter ab. Ein Goldman Sachs-Bericht vom Freitag zeigt, dass Hedgefonds rund die Hälfte ihrer bisherigen Jahresgewinne im Zuge des technologiegetriebenen Ausverkaufs eingebüßt haben. Multi-Strategy-Hedgefonds erlebten laut Goldman eine der schlechtesten Phasen in der Geschichte – sie verloren an 18 von 29 Handelstagen seit Ende Januar.

Arbeitsmarkt zeigt Schwächetendenzen

Der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht für Februar offenbart erste Anzeichen einer Abkühlung. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft stieg zwar um 151.000 und damit stärker als im Januar (revidiert auf 125.000), blieb jedoch unter den Prognosen von 160.000. Mit durchschnittlich 138.000 neuen Stellen monatlich seit Jahresbeginn liegt das Wachstum deutlich unter dem Durchschnitt des vierten Quartals 2024 (209.000).

Besonders besorgniserregend: Die Arbeitslosenquote kletterte von 4,0% auf 4,1%, während eine breitere Messgröße, die auch entmutigte und Teilzeit-Arbeitskräfte einschließt, auf 8,0% sprang – den höchsten Wert seit Oktober 2021. Die Zahl der Personen, die aus wirtschaftlichen Gründen auf Teilzeitarbeit ausweichen mussten, stieg um 460.000 auf 4,9 Millionen. Gleichzeitig erreichte der Anteil der Mehrfachbeschäftigten mit 5,4% den höchsten Stand seit April 2009.

„Die Winde auf dem Arbeitsmarkt drehen sich“, kommentierte Bernard Baumohl, Chefvolkswirt bei der Economic Outlook Group. Scott Anderson, Chefökonom bei BMO Capital Markets, ergänzt: „Dies deutet auf eine rasche Abkühlung des Arbeitsmarktes und des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal hin, aber noch keine unmittelbaren Rezessionssignale.“

Fed-Politik: Abwarten in Zeiten der Unsicherheit

Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit signalisiert die US-Notenbank Federal Reserve eine abwartende Haltung. Fed-Chef Jerome Powell betonte am Freitag: „Die neue Regierung ist dabei, bedeutende politische Veränderungen in vier verschiedenen Bereichen umzusetzen: Handel, Einwanderung, Fiskalpolitik und Regulierung. Die Unsicherheit über diese Änderungen und ihre wahrscheinlichen Auswirkungen bleibt hoch.“

Powell fügte hinzu: „Wir müssen nicht in Eile handeln und sind gut positioniert, um auf mehr Klarheit zu warten.“ Auch Fed-Gouverneurin Adriana Kugler warnte vor den Risiken der Zollpolitik: „Es gibt immer noch erhebliche Unsicherheit“ im Zusammenhang mit dem Zollvorstoß, und „Unsicherheit kann tatsächlich die wirtschaftliche Aktivität verlangsamen“. Sie betonte zudem, dass Zölle die Inflation antreiben und später das Wachstum dämpfen könnten.

Die Finanzmärkte erwarten, dass die Fed im Juni mit Zinssenkungen beginnt, wobei Morgan Stanley nur eine einzige Zinssenkung um 25 Basispunkte im Jahr 2025 prognostiziert. Die Bank hat ihre Wachstumsprognose für 2025 von 1,9% auf 1,5% gesenkt, während Goldman Sachs ihre Prognose für das BIP-Wachstum 2025 auf 1,7% (von zuvor 2,2%) reduzierte und die 12-Monats-Rezessionswahrscheinlichkeit auf 20% (von 15%) erhöhte.

Internationale Reaktionen und Gegenmaßnahmen

Kanada hat bereits auf die drohenden US-Zölle reagiert und ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgestellt. Die kanadische Regierung plant, über die Export Development Canada 5 Milliarden Dollar über zwei Jahre bereitzustellen, um Exporteuren bei der Erschließung neuer Märkte zu helfen. Zusätzlich bietet die Business Development Bank of Canada 500 Millionen Dollar an vergünstigten Krediten für betroffene Unternehmen an.

Farm Credit Canada wird zudem 1 Milliarde Dollar an neuen Finanzierungsmöglichkeiten für die kanadische Agrar- und Lebensmittelindustrie bereitstellen. Um kanadische Unternehmen vor schädlichen Übernahmen zu schützen, hat die Regierung auch die Richtlinien des Investment Canada Act aktualisiert. Während ausländische Investitionen weiterhin willkommen sind, werden solche, die als schädlich für Kanadas wirtschaftliche Sicherheit eingestuft werden, abgelehnt.

Personelle Veränderungen in Mexiko

Inmitten der handelspolitischen Spannungen kommt es auch in Mexiko zu wichtigen personellen Veränderungen. Der mexikanische Finanzminister Rogelio Ramirez de la O ist zurückgetreten, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen am Freitag mitteilten. Er war von Mexikos vorherigem Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador ernannt worden. Sein bisheriger Stellvertreter Edgar Amador Zamora soll die Nachfolge antreten.

Noch im Juni letzten Jahres hatte Ramirez de la O versucht, Investoren zu beruhigen und erklärt, er werde unter der neuen Regierung von Präsidentin Claudia Sheinbaum im Amt bleiben, um die öffentliche Verschuldung zu reduzieren und finanzielle Disziplin zu wahren. Die Gründe für seinen Rücktritt blieben zunächst unklar.

Ausblick: Unsicherheit als neue Normalität

Die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Trumps Handelspolitik wird voraussichtlich noch Monate anhalten. Der aktuelle Aufschub der Zölle für Mexiko und Kanada gilt nur bis zum 2. April, danach droht Trump mit der Einführung eines globalen Systems gegenseitiger Zölle für alle Handelspartner der USA.

Ökonomen und Marktbeobachter warnen vor den langfristigen Folgen. Jamie Cox von der Harris Financial Group in Richmond fasst die Stimmung zusammen: „Powell gibt dem Rest von uns ein Echo: Unbehagen darüber, dass, während die Anpassungen der Regierung durchaus funktionieren und das Land auf eine bessere finanzielle Grundlage stellen könnten, die Geschwindigkeit und der peitschenartige Charakter der Veränderungen es schwierig machen, vorherzusagen und zu planen.“

Die Atlantafed prognostiziert für das laufende Quartal einen Rückgang des BIP um 2,4% auf Jahresbasis, nachdem die Wirtschaft im vierten Quartal 2024 noch um 2,3% gewachsen war. Conrad DeQuadros, leitender Wirtschaftsberater bei Brean Capital, bringt es auf den Punkt: „Die Wirtschaft steht vor wachsender Unsicherheit, während sie in den März eintritt.“