Kurz zusammengefasst:
  • Autobranche befürchtet Preiserhöhungen und Lieferkettenprobleme
  • Notenbank warnt vor wirtschaftlichen Unsicherheiten
  • Internationale Kritik an US-Handelspolitik wächst
  • Fertigungsindustrie und Immobiliensektor unter Druck

Die globale Wirtschaft steht am Anfang einer neuen Ära der Handelskonflikte. Seit Dienstag gelten die von US-Präsident Donald Trump verhängten 25-prozentigen Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada sowie verdoppelte Abgaben auf chinesische Waren. Diese protektionistische Wende in der US-Handelspolitik sorgt für massive Verunsicherung an den Finanzmärkten und droht die wirtschaftliche Erholung in verschiedenen Ländern zu gefährden.

Weitreichende Folgen für die Automobilindustrie

Besonders hart trifft es die nordamerikanische Automobilindustrie. Die Führungskräfte von Ford, General Motors und Stellantis trafen sich am Dienstag mit Vertretern der Trump-Administration, um für Änderungen zu werben. Eine weitere Besprechung im Weißen Haus ist für Mittwoch angesetzt. Laut Bloomberg-Berichten erwägt die Regierung einen einmonatigen Aufschub der Autozölle für Mexiko und Kanada, um den Herstellern Zeit zu geben, ihre Produktion stärker in die USA zu verlagern.

Die Autohersteller haben die 25-prozentigen Zölle entschieden abgelehnt und warnen, dass diese die Fahrzeugpreise um Tausende Dollar in die Höhe treiben und Lieferketten massiv stören könnten. Ford-CEO Jim Farley bezeichnete die Zölle bereits als „verheerend“ und warnte, sie würden „ein Loch“ in die Branche reißen. US-Handelsminister Howard Lutnick deutete an, dass Ausnahmen für den Autosektor in Betracht gezogen werden, ohne jedoch Details zu nennen.

Unsicherheit belastet Wirtschaftsaussichten

Die unscharfen Konturen der neuen Zollpolitik verunsichern Märkte und Unternehmen. Selbst Steven Mnuchin, ehemaliger US-Finanzminister unter Trump, mahnte bei der Bloomberg Invest Konferenz in New York zu mehr Klarheit: „Der Markt braucht wirklich Gewissheit und wird sich darauf einstellen, was auch immer kommt. Das Problem ist derzeit, dass wir keine Gewissheit haben.“ Er befürwortet einen einfacheren, allgemeinen Zoll von 10 Prozent, der als Verbrauchssteuer auf ausländische Waren dienen würde.

Die US-Notenbank Federal Reserve warnt in ihrem jüngsten Beige Book, dass die wirtschaftliche Aktivität seit Mitte Januar nur leicht gestiegen sei, während die Unsicherheit über Zölle und eine strengere Einwanderungspolitik die Aussichten für den Arbeitsmarkt und die Inflationsbekämpfung belastet. Mehrere Bezirke meldeten eine Beschleunigung des Preisanstiegs im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum. Die Fed notierte zudem, dass Unternehmen in den meisten Bezirken erwarten, potenzielle Zölle auf Vorleistungen durch höhere Preise weiterzugeben, wobei es vereinzelte Berichte über präventive Preiserhöhungen gibt.

Internationale Reaktionen und wirtschaftliche Auswirkungen

Die neuen Handelsspannungen lösen weltweit Kritik aus. Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, appellierte am Mittwoch an die USA, ihre Bedenken hinsichtlich der Weltwirtschaft durch Dialog statt durch Zölle zu lösen: „Wenn Sie der Meinung sind, dass die Weltwirtschaft irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten ist, dann ist der Ort, um diese Ungleichgewichte anzusprechen, ein multilaterales Forum und nicht bilaterale Maßnahmen“, sagte Bailey vor britischen Abgeordneten.

Bailey wies auf das „sehr große“ Leistungsbilanzdefizit Chinas hin und betonte die „ziemlich radikale“ Ankündigung Deutschlands – eines weiteren Überschusslandes – über einen umfangreichen Infrastruktur- und Verteidigungsinvestitionsplan. „Die USA müssen die Frage beantworten: Ja, Sie haben ein Leistungsbilanzdefizit. Sie haben auch ein sehr großes Haushaltsdefizit, und Sie finanzieren dieses Leistungsbilanzdefizit durch externes Kapital“, fügte er hinzu.

Auswirkungen auf die Fertigungsindustrie und Immobilienmarkt

Die US-amerikanische Fertigungsindustrie zeigte im Januar positive Signale mit einem Anstieg der Auftragseingänge um 1,7 Prozent nach einem revidierten Rückgang von 0,6 Prozent im Dezember, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Besonders die Bestellungen von zivilen Flugzeugen stiegen um beeindruckende 93,9 Prozent. Doch die gerade beginnende Erholung des verarbeitenden Gewerbes, das 10,3 Prozent der US-Wirtschaft ausmacht, könnte durch den neuen Handelskrieg im Keim erstickt werden.

Amerikanische Hersteller sind stark von importierten Rohstoffen abhängig, und die neuen Zölle werden voraussichtlich die Produktionskosten erhöhen, die dann an die Käufer der Endprodukte weitergegeben werden. Eine Umfrage des Institute for Supply Management zeigte bereits, dass die Sorgen über Importabgaben die Antworten der Hersteller im Februar dominierten, ebenso wie Diskussionen darüber, wer für die Zölle aufkommen wird.

Auch der kanadische Immobilienmarkt spürt bereits die Auswirkungen der Handelsverunsicherung. Die Hausverkäufe im Großraum Toronto brachen im Februar um 28,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein, wie Daten des Toronto Regional Real Estate Board (TRREB) zeigen. „Neben den anhaltenden Erschwinglichkeitsproblemen sind die Hauskäufer wohl auch weniger zuversichtlich in die Wirtschaft geworden“, erklärte Jason Mercer, Chefmarktanalyst bei TRREB. „Die Unsicherheit über unsere Handelsbeziehung mit den Vereinigten Staaten hat wahrscheinlich einige Haushalte dazu veranlasst, eine abwartende Haltung beim Hauskauf einzunehmen.“

Verschärfte Einwanderungspolitik als weiterer Konfliktherd

Parallel zu den Handelsspannungen verschärft die US-Regierung auch ihren Kurs in der Einwanderungspolitik. US-Außenminister Marco Rubio kündigte am Mittwoch eine Politik der Visabeschränkungen für ausländische Regierungsbeamte und andere Personen an, die verdächtigt werden, illegale Einwanderung in die USA zu erleichtern. Die Maßnahme zielt auf Einwanderungs-, Zoll-, Flughafen- und Hafenbehörden sowie andere Beamte ab, „die wissentlich die Durchreise von Ausländern erleichtern, die beabsichtigen, illegal über die US-Südwestgrenze in die Vereinigten Staaten einzuwandern“, so Rubio.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Beige Book der Federal Reserve wider, in dem Kontakte in mehreren Bezirken „zunehmende Unsicherheit über Einwanderung und andere Angelegenheiten“ als Einflussfaktoren auf die aktuelle und zukünftige Arbeitsnachfrage nannten.

Technologiesektor im geopolitischen Spannungsfeld

Inmitten dieser Handels- und Einwanderungskonflikte steht auch der Technologiesektor zunehmend im geopolitischen Rampenlicht. In Italien bemüht sich Elon Musks Satelliteninternetanbieter Starlink um Zugang zu zusätzlichem Spektrum, wie Reuters berichtet. Das Unternehmen hat vor zwei Jahren bei den italienischen Behörden einen Antrag auf Zugang zum E-Band-Spektrum gestellt, um die Kommunikation zwischen seinen drei Bodenstationen in Italien und seinem Satellitennetzwerk zu verstärken.

Die italienische Regierung verhält sich jedoch zurückhaltend und wartet laut Industriestaatssekretär Massimo Bitonci auf eine gemeinsame Position der Europäischen Union zu diesem Thema. „Das E-Band ist noch nicht Gegenstand von Harmonisierungsentscheidungen… Das veranlasst uns, auf eine EU-weite Koordinierung zu warten“, sagte Bitonci, ohne einen möglichen Zeitrahmen für eine solche Koordinierung anzugeben.

Starlink, das seit 2021 in Italien tätig ist und dort etwa 55.000 Kunden hat, erwägt laut Insidern den Einsatz einer zusätzlichen Bodenstation in Norditalien, um die höher als erwartet ausgefallene Nachfrage in den wohlhabendsten Regionen des Landes zu bedienen. Gleichzeitig wird eine Reduzierung der Stationen in Süditalien in Betracht gezogen, wo die Nachfrage hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückblieb.

Steven Mnuchin warnte indes vor der von Trump angekündigten Schaffung eines Staatsfonds, der unter anderem zur Übernahme der beliebten Video-Sharing-App TikTok von der chinesischen ByteDance genutzt werden könnte. Angesichts des US-Haushaltsdefizits müsste das Land dafür Geld leihen, gab Mnuchin zu bedenken. Er riet davon ab, die Mittel des Fonds zum Kauf privater Vermögenswerte zu verwenden und plädierte für einen begrenzten Umfang.

Während die Welt auf weitere Entwicklungen in der US-Handelspolitik wartet, bleibt die Unsicherheit an den Märkten hoch. Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein für die Ausgestaltung einer neuen globalen Wirtschaftsordnung unter dem Zeichen wachsender Handelskonflikte.