Kurz zusammengefasst:
  • Nordamerikanische Währungen unter Druck geraten
  • Handelskonflikt mit China intensiviert sich
  • Geopolitische Spannungen beeinflussen Wirtschaftslage
  • Schwellenländer spüren negative Auswirkungen

Die Weltwirtschaft steht am Beginn einer neuen Ära protektionistischer Handelspolitik. Seit heute Morgen sind die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle von 25% auf Waren aus Kanada und Mexiko in Kraft getreten. Diese Maßnahme, die jährliche US-Importe im Wert von über 900 Milliarden Dollar betrifft, markiert einen dramatischen Einschnitt in die nordamerikanische Wirtschaftsintegration und sendet Schockwellen durch die globalen Finanzmärkte. „Die Märkte sind bezüglich der Zollauswirkungen zu sorglos, und dies ist wahrscheinlich erst der Anfang“, warnt Andrzej Skiba von RBC Global Asset Management.

Währungsmärkte unter Druck

Die unmittelbarsten Auswirkungen der US-Zollpolitik zeigen sich an den Devisenmärkten. Der kanadische Dollar und der mexikanische Peso sind auf Ein-Monats-Tiefs gefallen. Der Loonie notierte am frühen Dienstag bei 1,4496 zum US-Dollar, nachdem er am Montag ein Monatstief von 1,45415 erreicht hatte. Der mexikanische Peso gab um 0,2% nach und fiel auf 20,7390 pro Dollar – den niedrigsten Stand seit Anfang Februar.

Die Währungsturbulenzen beschränken sich jedoch nicht auf Nordamerika. Auch asiatische Währungen geraten zunehmend ins Visier der US-Administration. Trump kritisierte am Montag Japan und China scharf und warf ihnen vor, ihre Währungen künstlich abzuwerten, was er als unfair gegenüber den USA bezeichnete. Diese Äußerungen dürften die Bank of Japan in eine schwierige Lage bringen, da sie ihre Pläne für weitere Zinserhöhungen nun überdenken muss.

In Europa zeigte sich der Euro überraschend robust und legte nach einem kräftigen Anstieg am Vortag bei 1,0482 Dollar zu. Investoren richten ihren Blick nun auf die EZB-Sitzung am Donnerstag, bei der eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte erwartet wird – die sechste Senkung seit Juni letzten Jahres.

Eskalation der Handelsspannungen mit China

Parallel zur Einführung der nordamerikanischen Zölle verschärfen sich auch die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China weiter. Das chinesische Handelsministerium kündigte am Dienstag Gegenmaßnahmen an, nachdem die USA Zölle auf chinesische Produkte verhängt hatten, die mit der Fentanyl-Problematik in Verbindung gebracht werden. China wies die Vorwürfe entschieden zurück und bezeichnete die US-Maßnahmen als „Schuldzuweisung“ und „unreasonable and groundless“.

„Die USA nutzen ihr Problem mit dem tödlichen Opioid Fentanyl als Vorwand, um Zölle zu erheben“, erklärte das chinesische Handelsministerium in einer Stellungnahme und forderte Washington auf, die „einseitigen Zollmaßnahmen unverzüglich zurückzunehmen“. Diese Entwicklung deutet auf eine weitere Eskalation des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hin.

Geopolitische Spannungen verschärfen wirtschaftliche Unsicherheit

Die Handelspolitik steht in engem Zusammenhang mit anderen geopolitischen Entwicklungen. In einer dramatischen Wendung hat die US-Regierung alle militärischen Hilfen für die Ukraine ausgesetzt. Diese Entscheidung folgt auf ein angespanntes Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Wochenende. Das Weiße Haus gab an, die Hilfen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie zu Friedensbemühungen beitragen.

Diese Entwicklung markiert einen deutlichen Kurswechsel in der US-Außenpolitik und könnte weitreichende Folgen für die globale Sicherheitsarchitektur haben. Die Märkte reagieren zunehmend nervös auf diese Kombination aus Handelskonflikten und geopolitischen Verschiebungen, was die wirtschaftlichen Unsicherheiten weiter verstärkt.

Wirtschaftliche Folgen für Nordamerika

Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Zollmaßnahmen dürften erheblich sein. Wirtschaftsexperten warnen vor einer ernsthaften Belastung der stark integrierten nordamerikanischen Wirtschaft. „Dies wird inflationär wirken, und die Fed wird in diesem Umfeld wahrscheinlich keine Zinssenkungen vornehmen können. Das könnte Druck auf festverzinsliche Anlagen ausüben, und wir sehen mehr Spread-Ausweitung und Risiken voraus“, prognostiziert Skiba.

Kanadas größter Pensionsfonds, das Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB), reagierte bereits auf die drohenden Zölle. Edwin Cass, Chief Investment Officer des CPPIB, erklärte am Dienstag in Sydney: „Unsere Wirtschaft ist mit den USA eng verbunden. Wir hätten in der Vergangenheit offensichtlich mehr für die Diversifizierung unserer Wirtschaft tun sollen, und ich denke, das werden wir in Zukunft auch versuchen.“

Die kanadischen Bundes- und Provinzregierungen haben laut Cass bereits begonnen, als Reaktion auf die US-Zolldrohungen Handelshemmnisse innerhalb Kanadas abzubauen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der kanadischen Wirtschaft zu verbessern und die Abhängigkeit vom US-Markt zu verringern.

Auswirkungen auf den globalen Süden

Die Handelsspannungen wirken sich auch auf Schwellenländer aus. In Südkorea schrumpfte die Fabrikaktivität im Februar, wie der am Dienstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global zeigt. Der Index fiel von 50,3 im Januar auf 49,9 im Februar und rutschte damit unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten.

„Ein weiterer gedämpfter Monat liefert Beweise dafür, dass die inländische Industrietätigkeit in der Mitte des ersten Quartals verhalten blieb“, sagte Usamah Bhatti, Ökonom bei S&P Global Market Intelligence. „Die Aussichten für die kommenden Monate erscheinen ungewiss, da die Unternehmen den stärksten Rückgang der Beschäftigung seit Juli 2022 verzeichneten.“

Die exportabhängige südkoreanische Wirtschaft, die im letzten Quartal 2024 kaum gewachsen ist, steht vor Gegenwind durch den eskalierenden Handelskrieg zwischen großen Ländern, ausgelöst durch Trumps Zolldrohungen. Gleichzeitig wird die Binnennachfrage durch erhöhte politische Unsicherheit beeinträchtigt.

Australien im Fokus der Zinspolitik

Während die Handelskonflikte eskalieren, zeigt sich in Australien ein differenziertes Bild. Die Reserve Bank of Australia (RBA) hat im Februar den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,10% gesenkt – die erste Zinssenkung seit fünf Jahren. Die am Dienstag veröffentlichten Protokolle der RBA-Sitzung zeigen jedoch, dass sich die Zentralbank nicht zu weiteren Zinssenkungen verpflichtet sieht.

„Die Mitglieder waren sich einig, dass ihre Entscheidung bei dieser Sitzung sie nicht zu weiteren Senkungen des Leitzinses bei nachfolgenden Sitzungen verpflichtet“, heißt es in den Protokollen. Die RBA bleibt besorgt über mögliche Inflationsrisiken, obwohl einige Anzeichen für eine Abkühlung des Wirtschaftswachstums und eine Entspannung am Arbeitsmarkt die Zentralbank zu ihrer ersten Zinssenkung motiviert haben.

Die australischen Einzelhandelsumsätze stiegen im Januar wie erwartet um 0,3% gegenüber dem Vormonat, nach einem Rückgang von 0,1% im Dezember. „Große Menschenmengen bei Großveranstaltungen, darunter Rekordbesucherzahlen bei den Australian Open und Cricket-Veranstaltungen, steigerten die Ausgaben für Catering-Dienste“, erklärte Robert Ewing vom Australian Bureau of Statistics.

Ausblick auf die kommenden Monate

Die kombinierten Effekte von Handelskonflikten, geopolitischen Spannungen und divergierenden Geldpolitiken dürften die Finanzmärkte in den kommenden Monaten prägen. Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia, prognostiziert: „Die umgesetzten und vorgeschlagenen Erhöhungen der US-Zölle werden unserer Ansicht nach die Inflation erhöhen und die Konsumausgaben weiter belasten.“

„Das Ergebnis ist, dass wir erwarten, dass das US-Wirtschaftswachstum in diesem Jahr verlangsamt wird, was das FOMC dazu ermutigen wird, die Zinssätze weiter zu senken. Dennoch erwarten wir mehr Aufwärtspotenzial für den USD, da der globale Handelskrieg sich weiter intensivieren und die Risikobereitschaft dämpfen wird“, fügte Kong hinzu.

Die Entwicklungen unterstreichen die zunehmende Fragilität der globalen Wirtschaftsordnung. Während Trumps Administration mehrere politische Hebel gleichzeitig in Bewegung setzt, um die Produktivität zu steigern, warnen Experten vor einem „holprigen Weg“. Die nächsten Monate werden zeigen, ob diese Politik tatsächlich zu einem „besseren Ergebnis“ für die USA führen kann – allerdings mit potenziell erheblichen Kollateralschäden für die Weltwirtschaft.