Trumps Zollagenda sorgt für globale Marktvolatilität und BOJ-Dilemma
Die geplanten US-Handelsrestriktionen beeinflussen Währungsmärkte und stellen Zentralbanken vor Herausforderungen, besonders die Bank of Japan kämpft mit Inflationsdruck.

- Gezielte Zölle gegen Handelspartner mit Ungleichgewichten
- Japanische Wirtschaftsaktivität im Abschwung
- BOJ erwägt Zinserhöhung trotz Konjunkturschwäche
- Australisches Budget reagiert auf globale Unsicherheit
Die Finanzmärkte blicken mit Spannung auf den 2. April 2025, wenn US-Präsident Donald Trump seine angekündigte „Befreiung“ der USA in Form neuer Zölle umsetzen will. Entgegen früherer Befürchtungen deuten aktuelle Berichte jedoch darauf hin, dass der Umfang der Maßnahmen schmaler ausfallen könnte als zunächst angenommen. Statt branchenspezifischer Zölle plant Trump nun offenbar, gezielt etwa 15 Prozent der Nationen mit anhaltenden Handelsungleichgewichten gegenüber den USA zu belasten – die sogenannte „schmutzige 15“, wie US-Finanzminister Scott Bessent es formulierte.
Eingeschränktere Zollagenda als befürchtet
Nach Informationen von Bloomberg und des Wall Street Journal werden die am 2. April in Kraft tretenden Zölle vor allem G20-Staaten sowie Länder wie Indien, Japan, China und Vietnam treffen – allesamt mit erheblichen Handelsungleichgewichten gegenüber den USA. Für jedes Land sollen die Zölle entsprechend der jeweiligen Handelsbeziehung mit den USA angepasst werden. Diese zielgerichtetere Strategie dürfte die wirtschaftlichen Verwerfungen begrenzen, auch wenn die Kosten für Importe in die USA weiterhin steigen werden.
Die Währungsmärkte reagieren bereits auf die Unsicherheit. Der US-Dollar-Index bewegte sich zuletzt bei 104,03 und erreichte am vergangenen Freitag mit 104,22 den höchsten Stand seit dem 7. März 2025. Nach anfänglichem Optimismus über wachstumsfördernde Politik unter Trump haben sich die Sorgen verstärkt, dass seine aggressive und unberechenbare Handelspolitik eine Rezession auslösen könnte.
„Wir haben letzte Woche unsere Dollar-Prognosen gesenkt, erwarten aber dennoch eine gewisse Dollar-Stärke ausgehend vom aktuellen Niveau“, schreiben Analysten von Goldman Sachs. „Der Markt hat die Veränderung der Wachstumsaussichten schnell eingepreist und ist den Prognoseanpassungen unserer Teams für 2025 vorausgeeilt.“ Sie ergänzen: „Unsere Ökonomen haben die US-Wachstumsprognosen gesenkt, da wir nun mit einem deutlicheren Anstieg der Zölle rechnen, was unserer Meinung nach für den Dollar weiterhin positiv sein sollte.“
Japans Wirtschaft unter doppeltem Druck
In Japan zeigt sich besonders deutlich, wie Trumps Handelspolitik und innere ökonomische Dynamiken die Zentralbanken vor schwierige Entscheidungen stellen. Die japanische Wirtschaftsaktivität schrumpfte im März zum ersten Mal seit fünf Monaten, wie der au Jibun Bank flash composite PMI zeigt, der auf 48,5 fiel, nach 52,0 im Februar. Ein Wert unter 50 signalisiert eine Kontraktion.
Besonders besorgniserregend: Sowohl die Fertigung mit einem PMI von 48,3 (nach 49,0 im Februar) als auch der bisher robuste Dienstleistungssektor mit 49,5 (nach 53,7) verloren an Fahrt. Diese Schwäche wird durch mehrere Faktoren verstärkt: anhaltend hoher Inflationsdruck, Arbeitskräftemangel, eine alternde Bevölkerung, verhaltene Kundenausgaben und wachsende Unsicherheit über das internationale Handelsumfeld.
„Starke Inflation, zusammen mit Bedenken über Arbeitskräftemangel, eine alternde Bevölkerung, gedämpfte Kundenausgaben und erhöhte Unsicherheit über das internationale Handelsumfeld dämpften den Optimismus“, erklärte Annabel Fiddes, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence.
Bank of Japan zwischen den Fronten
Die Bank of Japan (BOJ) steht vor einem besonderen Dilemma. Während die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank weitere Zinssenkungen signalisieren, deutet die BOJ auf einen gegensätzlichen Kurs hin. Trotz der allgemeinen Wirtschaftsschwäche und der Risiken durch die Trump-Zölle zeigt sich die japanische Zentralbank besorgt über die anhaltend hohe Lebensmittelinflation und deren mögliche Auswirkungen auf die Inflationserwartungen.
Im Gegensatz zu früheren Äußerungen, die Lebensmittelinflation als vorübergehend herunterspielten, betonte BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda jüngst: „Die anhaltend hohen Lebensmittelkosten könnten eine dauerhafte Auswirkung auf die zugrunde liegende Inflation und die öffentliche Wahrnehmung künftiger Preisentwicklungen haben.“ Beide Faktoren gelten für die BOJ als Schlüsselindikatoren für das Tempo und den Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen.
Die Kernpreise stiegen im Februar um 3,0 Prozent, wobei die Lebensmittelpreise um 5,6 Prozent zulegten – die siebte Beschleunigung in Folge. Besonders dramatisch: Die Preise für den Grundnahrungsmittel Reis explodierten um 81,4 Prozent, der stärkste Anstieg seit fast einem halben Jahrhundert. Diese Entwicklung könnte die BOJ dazu veranlassen, ihren Leitzins früher als erwartet von derzeit 0,5 Prozent anzuheben – möglicherweise bereits bei ihrer Sitzung am 30. April/1. Mai.
„Die BOJ wollte wahrscheinlich nicht, dass die Markterwartungen für eine baldige Maßnahme zu stark nachlassen“, sagte Naomi Muguruma, Chef-Anleihe-Strategin bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. „Es stimmt, dass von Trump Gegenwind droht. Aber die BOJ scheint bereit zu sein, die Zinsen zu erhöhen, sobald Rückenwind einsetzt. Sie möchte sicherstellen, dass eine frühzeitige Zinserhöhung nicht zu einer Marktüberraschung wird.“
Australiens Budget kehrt ins Defizit zurück
In Australien deuten sich ebenfalls Auswirkungen der globalen Unsicherheit an. Die Regierung unter Premierminister Anthony Albanese wird diese Woche ein Haushaltsdefizit vorlegen und damit zwei seltene Jahre mit Überschüssen beenden. Finanzminister Jim Chalmers kündigte an, der Haushalt werde „verantwortungsvoll“ sein und gezielte Maßnahmen zur Abfederung der Lebenshaltungskosten in den Mittelpunkt stellen.
„Es ist ein Haushalt, bei dem es um die Lebenshaltungskosten geht, aber auch darum, unsere Wirtschaft angesichts all dieser globalen wirtschaftlichen Unsicherheit widerstandsfähiger zu machen“, sagte Chalmers in einem TV-Interview. Die Regierung verlängerte Stromrabatte für Haushalte bis Ende 2025, was das Budget mit 1,8 Milliarden australischen Dollar (1,13 Milliarden US-Dollar) belastet. Zudem soll Erstkäufern der Einstieg in den Immobilienmarkt durch ein Equity-Sharing-Programm erleichtert werden.
Analysten erwarten, dass das Defizit für das Finanzjahr 2024/25 nicht so groß ausfällt wie die im Dezember prognostizierten 26,9 Milliarden australischen Dollar. ANZ rechnet mit einem Defizit von 20 Milliarden, AMP mit 17 Milliarden und die Commonwealth Bank of Australia mit 22,5 Milliarden.
Ausblick und Marktimplikationen
Die kommenden Wochen werden entscheidend für die globalen Märkte sein. Der US-Dollar-Euro-Wechselkurs bewegte sich zuletzt bei 1,0836 Dollar, nachdem er letzte Woche noch bei 1,0955 Dollar – dem höchsten Stand seit Anfang Oktober – gelegen hatte. Der Bitcoin stieg leicht um etwa ein Prozent auf 85.965 Dollar, während der Australische Dollar um 0,29 Prozent auf 0,6291 US-Dollar zulegte.
Besonders die Ankündigung der Trump-Zölle am 2. April wird zeigen, wie stark die weltwirtschaftliche Dynamik beeinflusst wird. Die eingeschränktere Zollagenda könnte zwar einige Befürchtungen dämpfen, doch bleiben erhebliche Unsicherheiten bestehen – insbesondere für exportabhängige Volkswirtschaften wie Japan und Australien.
Für die Zentralbanken weltweit ergibt sich ein komplexes Bild: Während die Fed und die EZB auf weitere Lockerungen hinarbeiten, könnte die Bank of Japan gezwungen sein, trotz wirtschaftlicher Schwäche die Zinsen zu erhöhen, um die hartnäckige Inflation einzudämmen. Diese divergierenden geldpolitischen Pfade dürften die Devisenmärkte in den kommenden Monaten maßgeblich beeinflussen und könnten zu erhöhter Volatilität führen.