Die globalen Finanzmärkte erleben Anfang März 2025 einen massiven Einbruch, nachdem US-Präsident Donald Trump seine angekündigten Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China in die Tat umgesetzt hat. Die protektionistische Handelspolitik der USA sendet Schockwellen durch die internationalen Börsen und nährt Befürchtungen eines eskalierenden globalen Handelskriegs, während die Europäische Union bereits als nächstes Zollziel im Visier steht.
Zollmaßnahmen ohne Kompromissbereitschaft
Die seit gestern geltenden Zölle umfassen eine 25-prozentige Abgabe auf alle Importe aus Mexiko sowie auf Nicht-Energiegüter aus Kanada. Für kanadische Energieprodukte gilt ein Zollsatz von 10 Prozent. Zudem wurde für China ein zusätzlicher Zoll von 10 Prozent verhängt, nachdem bereits im Februar eine erste Zollrunde von 10 Prozent in Kraft getreten war.
„Es gibt keinen Spielraum mehr für Verhandlungen“, erklärte Trump unmissverständlich, nachdem die betroffenen Länder seiner Ansicht nach nicht ausreichend auf seine Forderungen nach verstärktem Grenzschutz und Eindämmung illegaler Einwanderung sowie des Drogenschmuggels reagiert hatten. Bemühungen Kanadas und Mexikos um Zugeständnisse hatten lediglich zu einer einmonatigen Verzögerung der Zölle geführt.
Marktturbulenzen und wirtschaftliche Folgen
Die Reaktion an den Finanzmärkten war eindeutig: Der S&P 500 verzeichnete am Montag seinen schlechtesten Handelstag des Jahres mit einem Minus von 1,8 Prozent. Der technologielastige Nasdaq Composite brach um 2,6 Prozent ein, während der Dow Jones Industrial Average 1,5 Prozent verlor. Die asiatischen Märkte folgten diesem Abwärtstrend.
„Die Märkte haben vorhersehbar negativ reagiert, da dies das Risiko erhöht, dass Trump auch seine Drohungen mit länderspezifischen Zöllen bald umsetzt, einschließlich der vorgeschlagenen 25 Prozent auf Importe aus der EU“, erklärte Paul Ashworth, Chefökonom für Nordamerika bei Capital Economics.
Die unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen sind erheblich. Kanada, Mexiko und China machen zusammen mehr als 40 Prozent der gesamten US-Importe aus, mit einem jährlichen Handelsvolumen von rund 900 Milliarden US-Dollar allein mit Kanada und Mexiko. Analysten von Goldman Sachs schätzen, dass die Zölle gegen Kanada und Mexiko die Kernverbraucherpreise in den USA um 0,6 Prozent anheben könnten, während die zusätzlichen Abgaben auf chinesische Waren die Preise um weitere 0,1 Prozent steigern dürften.
Retorsionsmaßnahmen und globale Eskalation
Die betroffenen Länder haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Kanadas Premierminister Justin Trudeau kündigte einen 25-prozentigen Vergeltungszoll auf etwa 20 Milliarden US-Dollar an amerikanischen Waren an, mit der Drohung, nach 21 Tagen einen weiteren Zoll auf Waren im Wert von etwa 86 Milliarden US-Dollar zu erheben. „Zölle werden eine unglaublich erfolgreiche Handelsbeziehung stören“, warnte Trudeau und betonte, dass letztlich amerikanische Verbraucher für teurere Lebensmittel und Benzin zahlen würden.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum erklärte, das Land verfüge über einen „Plan B, C, D“, um auf die Zölle zu reagieren, ohne jedoch konkrete Maßnahmen zu nennen. China kündigte zusätzliche Zölle von 10-15 Prozent auf bestimmte US-Importe ab dem 10. März an und bezeichnete Trumps Abgaben als „unvernünftig und unbegründet“ sowie „für andere unschädlich“.
Europas Verteidigungspläne und die globale Wirtschaftslage
Währenddessen bereitet sich Europa auf mögliche Handelskonflikte vor. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte am Dienstag neue Pläne zur Stärkung der Verteidigungsindustrie und der militärischen Fähigkeiten des Kontinents vor. Diese Pläne könnten nach ihren Angaben nahezu 800 Milliarden Euro (etwa 841,4 Milliarden Dollar) mobilisieren. Der Vorschlag sieht vor, den EU-Mitgliedstaaten mehr fiskalische Flexibilität für Verteidigungsinvestitionen zu gewähren, wobei die EU selbst 150 Milliarden Euro an Darlehen speziell für diese Investitionen bereitstellen will.
Die wirtschaftlichen Aussichten sind durch diese Entwicklungen eingetrübt. Aktuelle Daten zeigen, dass die Stimmung unter US-Verbrauchern auf ein 15-Monats-Tief gesunken ist, während die Konsumausgaben im Januar zum ersten Mal seit fast zwei Jahren zurückgingen. Das BIP-Nowcast-Modell der Atlanta Fed prognostiziert für das laufende Quartal ein annualisiertes Wachstum von -2,8 Prozent, eine dramatische Umkehr gegenüber der Vorwoche mit +2,3 Prozent.
Währungsmärkte und internationale Reaktionen
An den Währungsmärkten hat der Kanadische Dollar und der Mexikanische Peso spürbar an Wert verloren und sind auf den niedrigsten Stand seit einem Monat gefallen. Gleichzeitig wird der Yen als sicherer Hafen gesucht und erreichte fast ein Fünf-Monats-Hoch.
Trumps Kritik an der chinesischen Währungspolitik erscheint jedoch unbegründet. Der CFETS-Korb Chinas, der den Yuan gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner misst, ist in diesem Jahr zwar um 1,4 Prozent gefallen, liegt aber immer noch über der 100er-Marke, was bedeutet, dass der Yuan stärker ist als diese Währungen. Der Yuan ist seit Trumps Wahlsieg um 2,5 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen, was lediglich den gleichzeitigen Anstieg des Dollar-Index widerspiegelt.
Carol Kong, Währungsstratege bei der Commonwealth Bank of Australia, merkte an: „Es besteht das Risiko, dass die chinesische Regierung eine einmalige Yuan-Aufwertung als Verhandlungsinstrument in den Gesprächen mit den USA einsetzen wird. Dies könnte auch erklären, warum die PBOC trotz der US-Zölle die Unterstützung für den Yuan beim täglichen Fixing beibehalten hat.“
Einzelhandel und Verbraucherlaune unter Druck
Die Auswirkungen der globalen Handelsspannungen zeigen sich bereits im Einzelhandel. In Großbritannien fallen die Ladenpreise weiter, wie ein am Dienstag veröffentlichter Bericht von NielsenIQ und dem British Retail Consortium zeigt. Die Preise sanken im Februar um 0,7 Prozent im Jahresvergleich, wobei Non-Food-Preise um 2,1 Prozent fielen – stärker als der Rückgang von 1,8 Prozent im Januar. Die anhaltenden Preissenkungen deuten darauf hin, dass britische Einzelhändler stark auf Rabattstrategien angewiesen sind, um in einem Umfeld schwacher Verbrauchernachfrage zu bestehen.
Ausblick für die Weltwirtschaft
Die Händler rechnen inzwischen mit drei Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve in diesem Jahr, verglichen mit zwei noch vor wenigen Tagen und nur einer vor einem Monat. Die Aussicht auf eine schwächere US-Wirtschaft hat den Dollar unter Druck gesetzt, im Gegensatz zu früheren Phasen, in denen Trumps protektionistische Politik die Währung stärkte.
Die zunehmende Realisierung von Trumps Zolldrohungen könnte sich als Verhandlungstaktik erweisen, doch derzeit wählt der Markt den sicheren Weg und verkauft zunächst, bis mehr Klarheit herrscht. In diesem unsicheren Umfeld bleibt abzuwarten, wie sich die Weltwirtschaft weiterentwickelt, insbesondere angesichts der für den 2. April geplanten sogenannten „reziproken“ Zölle aus Washington, die zu den bereits verhängten hinzukommen sollen.
Während die USA ihre protektionistische Handelspolitik verschärfen, zeigen sich andere Volkswirtschaften widerstandsfähiger. Australiens Wirtschaft wird laut ANZ Research voraussichtlich im vierten Quartal 2024 um 0,6 Prozent wachsen, mit der Möglichkeit eines stärkeren Anstiegs von 0,7 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass die wirtschaftliche Erholung Australiens trotz der Risiken durch schwache Unternehmensinvestitionen und anhaltende globale Unsicherheiten auf Kurs bleibt.