Kurz zusammengefasst:
  • US-Börsen verzeichnen erhebliche Kursverluste
  • Wirtschaftswachstum durch Handelszölle gefährdet
  • Inflationserwartungen in Amerika steigen
  • China kämpft mit deflationärem Druck

Die globalen Finanzmärkte befinden sich Anfang März 2025 in einer Phase zunehmender Nervosität, ausgelöst durch die protektionistische Handelspolitik der Trump-Administration. Die jüngst angekündigten US-Zölle auf Importe aus China, Kanada und Mexiko haben weltweit Sorgen über wirtschaftliches Wachstum und Inflationsrisiken ausgelöst. In einem Fox-Interview am Wochenende weigerte sich Präsident Trump, eine mögliche US-Rezession auszuschließen und bezeichnete die aktuelle Wirtschaftslage als „Übergangsphase“ seiner politischen Agenda.

Handelspolitische Spannungen belasten Aktienmärkte

Die Unsicherheit über Trumps Zollpolitik belastet die internationalen Börsen erheblich. Der S&P 500 verzeichnete in der vergangenen Woche seinen schlechtesten Wochenverlauf seit einem halben Jahr, während der technologielastige Nasdaq Composite seit seinem Rekordhoch im Dezember mehr als 10 Prozent eingebüßt hat und damit Korrekturterritorium erreicht hat. Auch die Golfstaaten spüren die Auswirkungen: Die Hauptindizes in Saudi-Arabien, Dubai und Abu Dhabi gaben zu Wochenbeginn nach, wobei der saudische Leitindex um 0,6 Prozent fiel, belastet durch Kursverluste bei ACWA Power und Saudi Arabian Mining.

Die angekündigten Zölle haben zwar für Kanada und Mexiko einen vorübergehenden Aufschub bis April erhalten, doch die Märkte bleiben durch den ständigen Strom von Drohungen, Ankündigungen und Kehrtwenden verunsichert. Analysten von Morgan Stanley schätzen, dass die von Trump vorgeschlagenen Zölle auf China, Mexiko und Kanada das US-Wachstum in den kommenden Quartalen um 0,7 bis 1,1 Prozentpunkte verringern könnten. Für Kanada prognostizieren sie einen Wachstumseinbruch von 2,2 bis 2,8 Prozentpunkten, während Mexiko möglicherweise in eine Rezession abrutschen könnte.

Inflationssorgen nehmen zu

Besonders beunruhigend für die Märkte ist die potenzielle Auswirkung der Handelszölle auf die ohnehin fragile Inflationslage. Die für Mittwoch erwarteten US-Verbraucherpreisdaten werden mit Spannung erwartet – Ökonomen rechnen mit einem monatlichen Anstieg von 0,3 Prozent. Bereits der Januar-CPI zeigte mit einem Plus von 0,5 Prozent den stärksten Anstieg seit August 2023.

Die New Yorker Fed wird am Montag ihre Umfrage zu den Inflationserwartungen der Verbraucher veröffentlichen, die zusätzliche Hinweise auf die Stimmung der Haushalte liefern könnte. Im Januar lagen die erwarteten Preissteigerungsraten sowohl für den Ein- als auch den Drei-Jahres-Horizont unverändert bei 3 Prozent, während der Ausblick für fünf Jahre auf 3 Prozent von 2,7 Prozent im Dezember gestiegen war.

Ein erneuter „heißer“ Inflationsbericht könnte die jüngsten Wetten auf weitere Zinssenkungen der Federal Reserve in diesem Jahr in Frage stellen. Händler hatten zuletzt bis zu drei Zinssenkungen eingepreist, als Wachstumssorgen zunahmen.

Globale Deflationsrisiken in China

Während die USA mit potenziell steigender Inflation kämpfen, steht China vor dem entgegengesetzten Problem einer hartnäckigen Deflation. Am Wochenende veröffentlichte Daten zeigen, dass der chinesische Verbraucherpreisindex im Februar um 0,7 Prozent im Jahresvergleich gesunken ist – stärker als die erwarteten 0,4 Prozent und eine Umkehr des Anstiegs von 0,5 Prozent im Januar. Die Erzeugerpreise fielen im selben Zeitraum um 2,2 Prozent.

Diese Zahlen unterstreichen die anhaltend schwache Binnennachfrage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und verstärken die Notwendigkeit weiterer Stimulierungsmaßnahmen aus Peking. Die chinesische Regierung hatte vergangene Woche bereits zusätzliche Fiskalausgaben für dieses Jahr angekündigt, um das Wachstum zu stützen – auch als Reaktion auf den Gegenwind durch Trumps Handelszölle, die letzte Woche für chinesische Importe auf 20 Prozent erhöht wurden.

Die deflationäre Tendenz in China zeigt sich auch im Einzelhandel, wo Rabattaktionen zum Alltag gehören. Leo Liu, Manager des Wankelai-Kaufhauses in Peking, berichtet von vier täglichen Blitzverkäufen, bei denen Waren teilweise unter ein Zehntel des ursprünglichen Preises verkauft werden. „Wir machen Blitzverkäufe, um den Bestandsdruck zu verringern“, erklärt Liu. „Wir betreiben ein Geschäftsmodell mit kleinem Gewinn und schnellem Umschlag.“

Arbeitsmarkt und Wirtschaftsausblick

Die gemischten Signale vom Arbeitsmarkt tragen zur Verunsicherung bei. In Großbritannien zeigt eine am Montag veröffentlichte Umfrage eine Abkühlung des Arbeitsmarktes im Februar, mit dem langsamsten Anstieg der Anfangsgehälter für Festangestellte seit vier Jahren. Jon Holt, CEO von KPMG, kommentiert: „Während bei Neueinstellungen immer noch eine abwartende Haltung vorherrscht, könnte der schwächere Rückgang ein Hinweis darauf sein, dass Erwartungen weiterer Zinssenkungen und besser als erwartete wirtschaftliche Daten beginnen, einige der Belastungen für Unternehmen zu verringern.“

In den USA führte eine Reihe schwacher Wirtschaftsdaten, darunter der jüngste Arbeitsmarktbericht mit weniger Stellenschaffung als erwartet im Februar, zu wachsenden Rezessionssorgen. Dieser Bericht war der erste, der Trumps Politik widerspiegelt.

Gleichzeitig kämpft Japan mit den Auswirkungen steigender Lebenshaltungskosten auf den Konsum. Ein Regierungsindex, der die Stimmung im Dienstleistungssektor misst, fiel im Februar auf den niedrigsten Stand seit Juli 2022. Die japanische Kerninflation erreichte im Januar mit 3,2 Prozent den höchsten Stand seit 19 Monaten und übertrifft damit seit fast drei Jahren das 2-Prozent-Ziel der Bank of Japan.

Rohstoffmärkte unter Druck

Die handelspolitischen Unsicherheiten wirken sich auch auf die Rohstoffmärkte aus. Die Ölpreise haben in der vergangenen Woche nachgegeben, wobei US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate den siebten Wochenrückgang in Folge verzeichnete und Brent-Öl die dritte Woche in Folge fiel. Analysten von ING bemerkten, dass „die Zollunsicherheit ein wichtiger Treiber hinter der Schwäche“ der Ölpreise sei, neben den schwächer als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten aus dem wichtigsten Rohölimporteur China.

Gold hingegen legte leicht zu, gestützt durch die Nachfrage nach sicheren Häfen und einen schwachen US-Dollar, während Anleger auf Daten warten, die weitere Hinweise auf die Zinspolitik der Federal Reserve geben könnten. Bitcoin fiel indessen, da die zollbedingte Unsicherheit die Risikobereitschaft belastet.

Ausblick: Navigation durch unsichere Gewässer

Die kommenden Wochen werden für die globalen Finanzmärkte entscheidend sein. Investoren richten ihren Blick auf die anstehenden US-Inflationsdaten am Mittwoch sowie den Erzeugerpreisindex am Donnerstag, die Hinweise auf die künftige Zinspolitik der Fed geben könnten. Die Geldpolitik in den sechs Mitgliedsstaaten des Golf-Kooperationsrats (GCC) orientiert sich in der Regel an den Entscheidungen der Fed, da die meisten regionalen Währungen an den Dollar gekoppelt sind.

Die Quartalsberichte aus dem Technologiesektor, darunter von Oracle, Adobe und DocuSign, könnten zusätzliche Einblicke in den Zustand der US-Wirtschaft liefern. Gleichzeitig werden Einzelhändler wie Dick’s Sporting Goods und Kohl’s Aufschluss über die Lage der amerikanischen Verbraucher geben.

Während die unmittelbaren Schockwellen der COVID-19-Pandemie abgeklungen sind, prägen ihre Nachwirkungen weiterhin die Weltwirtschaft – von Rekordstaatsverschuldungen über Arbeitsmarktverschiebungen bis hin zu veränderten Konsumgewohnheiten. In diesem komplexen globalen Umfeld müssen Anleger mehr denn je wachsam bleiben, da Trumps handelspolitische Entscheidungen weitreichende und unvorhersehbare Folgen für die globalen Märkte haben könnten.