Der Spannungsbogen in der Weltwirtschaft hat sich im März 2025 weiter zugespitzt. US-Präsident Donald Trump setzt seinen protektionistischen Kurs fort, während gleichzeitig diplomatische Bemühungen im Ukraine-Konflikt einen möglichen Durchbruch signalisieren. Diese geopolitische Gemengelage prägt aktuell maßgeblich die internationalen Finanzmärkte und führt zu erheblichen Verschiebungen bei Handelströmen, Rohstoffen und Währungen.
Trumps Handelspolitik verunsichert globale Märkte
Die von Trump gewählte „America First“-Strategie zeigt inzwischen deutliche Auswirkungen auf den Welthandel. Besonders besorgniserregend für Investoren: Weder Trump selbst noch sein Finanzminister Scott Bessent wollten einen möglichen Wirtschaftsabschwung in den USA ausschließen. „Es gibt keine Garantien, dass es nicht zu einer Rezession in den USA kommen wird“, erklärte Bessent vergangenen Sonntag in einem Interview – ein Hinweis darauf, dass die Regierung bereit ist, kurzzeitige wirtschaftliche Einbußen für langfristige Ziele in Kauf zu nehmen.
Besonders hart trifft es den Handel mit China. Die kürzlich verhängten zusätzlichen Zölle von 20 Prozent auf alle chinesischen Waren haben die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter verschärft. Gleichzeitig drohen auch indischen Exporteuren ab April empfindliche Zollaufschläge. Nach einem Treffen zwischen Trump und dem indischen Premierminister Narendra Modi im vergangenen Monat haben beide Nationen zwar vereinbart, Zollstreitigkeiten beizulegen und bis Herbst 2025 ein erstes Teilabkommen zu erzielen. Das ambitionierte Ziel: ein bilaterales Handelsvolumen von 500 Milliarden Dollar bis 2030.
Modi zeigte sich in einem kürzlich veröffentlichten Podcast-Interview mit dem amerikanischen Computerwissenschaftler Lex Fridman beeindruckt von Trumps zweiter Amtszeit: „Dieses Mal scheint er weit besser vorbereitet als zuvor. Er hat einen klaren Fahrplan mit wohldefinierten Schritten.“ Der indische Premier unterstrich dabei die persönliche Verbindung zu Trump: „Seine Reflexion zeigte seinen ‚America First‘-Geist, genau wie ich an ‚Nation First‘ glaube. Ich stehe für ‚India First‘, und deshalb verstehen wir uns so gut.“
Asiatische Volkswirtschaften zwischen Anpassung und Abwehr
Chinas Wirtschaft zeigt sich trotz der Handelsspannungen erstaunlich widerstandsfähig. Die jüngst veröffentlichten Daten für Januar und Februar 2025 fielen überraschend positiv aus: Die Industrieproduktion stieg um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – deutlich mehr als die erwarteten 5,3 Prozent. Auch der Einzelhandel legte um 4,0 Prozent zu, was für eine Belebung der Binnennachfrage spricht.
Diese relative Stärke ist kein Zufall. Die chinesische Führung hat umfangreiche Konjunkturpakete geschnürt und am vergangenen Wochenende einen „speziellen Aktionsplan“ zur Ankurbelung des Binnenkonsums vorgestellt. Dazu gehören Maßnahmen zur Einkommenssteigerung und ein Kinderbetreuungszuschuss. Bereits zuvor hatte Peking 300 Milliarden Yuan (etwa 41,5 Milliarden Dollar) für ein Eintauschprogramm für Elektrofahrzeuge, Haushaltsgeräte und andere Konsumgüter bereitgestellt.
Sorgen bereitet weiterhin der chinesische Immobiliensektor. Die Immobilieninvestitionen sanken in den ersten beiden Monaten 2025 um 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Flächenumsatz ging um 5,1 Prozent zurück, während die Neubautätigkeit sogar um 29,6 Prozent einbrach.
In Indonesien, Südostasiens größter Volkswirtschaft, verzeichneten die Exporte im Februar hingegen einen kräftigen Anstieg von 14,05 Prozent im Jahresvergleich auf 21,98 Milliarden Dollar – deutlich mehr als die von Analysten prognostizierten 9,10 Prozent. Dennoch haben Experten vor einem unsicheren globalen Handelsausblick angesichts von Trumps Handelspolitik gewarnt.
Die indonesische Zentralbank Bank Indonesia (BI) wird voraussichtlich bei ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch die Zinsen stabil bei 5,75 Prozent halten, um die unter Druck geratene Rupiah zu schützen. Trotz eines Wachstums von rund 5 Prozent im Jahr 2024 – der langsamsten Expansion seit drei Jahren – bleibt die Währungsstabilität vorerst prioritär. Eine Umfrage von Reuters ergab jedoch, dass die meisten Ökonomen mit einer Zinssenkung im zweiten Quartal rechnen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Rohstoffmärkte reagieren auf geopolitische Unsicherheiten
Die aktuellen geopolitischen Spannungen haben die Rohstoffmärkte in Bewegung versetzt. Gold hat seinen historischen Höhenflug fortgesetzt und am vergangenen Freitag erstmals die Marke von 3.000 Dollar pro Unze überschritten. Am Montagmorgen notierte das Edelmetall bei 2.986,53 Dollar. „Die jüngste Rallye bei Gold wurde durch stagflationäre Ängste angetrieben“, erklärte Kelvin Wong, leitender Marktanalyst für den asiatisch-pazifischen Raum bei OANDA.
Auch die Ölpreise zogen zu Wochenbeginn deutlich an. Brent-Futures stiegen um 1,06 Prozent auf 71,33 Dollar pro Barrel, während US-West Texas Intermediate um 1,12 Prozent auf 67,94 Dollar zulegte. Auslöser war die Ankündigung des US-Verteidigungsministers, dass die USA ihre Angriffe auf die jemenitischen Huthi-Rebellen fortsetzen würden, bis diese ihre Attacken auf die Schifffahrt einstellten.
„Wir erleben ein Wiederaufleben dieser geopolitischen Spannungen“, sagte Tony Sycamore, Marktanalyst bei IG. „Wenn Rohöl deutlich über 68,50 Dollar steigt, könnte das wirklich zu einer Short-Eindeckung am Markt führen.“ Zudem stützen die wachsenden Erwartungen einer Belebung der chinesischen Nachfrage die Ölpreise, nachdem Peking neue Maßnahmen zur Ankurbelung des Konsums angekündigt hatte.
Friedensbemühungen im Ukraine-Konflikt
Inmitten der Handelsspannungen gibt es potenzielle positive Signale in der internationalen Diplomatie. Trump kündigte an, am Dienstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen, während seine Regierung an der Vermittlung eines Friedens zwischen Russland und der Ukraine arbeitet. „Ich werde bis Dienstag etwas zu verkünden haben“, sagte Trump und ergänzte, dass Landgebiete und Kraftwerke im Mittelpunkt der laufenden Friedensgespräche stünden. Es gebe bereits Gespräche über „die Aufteilung bestimmter Vermögenswerte“ zwischen Russland und der Ukraine.
Die Ukraine hatte in der vergangenen Woche einem von den USA vorgeschlagenen vorläufigen Waffenstillstand bei Gesprächen in Saudi-Arabien zugestimmt, obwohl die genauen Bedingungen unklar blieben. Berichten zufolge soll Kiew einer Mineralversorgungsvereinbarung mit den USA zugestimmt haben. Dies geschah, nachdem Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang März ein kontroverses Treffen im Weißen Haus abgehalten hatten. Trump hatte Selenskyj zuvor als „Diktator“ bezeichnet, was Befürchtungen aufkommen ließ, dass ein von den USA vermittelter Waffenstillstand Zugeständnisse an Russland beinhalten könnte.
Selenskyj hat bisher Offenheit für einen Waffenstillstand signalisiert, während russische Vertreter „vorsichtigen Optimismus“ über die Aussicht auf einen Waffenstillstand geäußert haben. Die USA hatten kürzlich auch alle Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt – ein Schritt, der Kiews Aussichten in dem langwierigen Konflikt beeinträchtigen und einen Zeitdruck für die Unterzeichnung eines potenziellen Waffenstillstands erzeugen könnte.
Ausblick: Erhöhte Unsicherheit prägt die Märkte
Die kommenden Wochen dürften von erhöhter Marktvolatilität geprägt sein. Alle Augen richten sich auf die Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch und die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell. Anleger hoffen auf Hinweise, wie die Zentralbank auf die potenziellen inflationären Auswirkungen der Trump’schen Handelspolitik reagieren wird.
„Eine Anhebung der Inflationsprognose im Dot Plot und Powells Hinweise während der Pressekonferenz auf die wirtschaftliche Unsicherheit, die aufgrund der Handelszollpolitik entstehen könnte, könnten einen festeren Goldpreis unterstützen“, prognostiziert Analyst Wong.
Die Mischung aus Handelsunsicherheiten, geopolitischen Spannungen und vorsichtigen Hoffnungen auf diplomatische Lösungen dürfte die Marktdynamik in den kommenden Monaten bestimmen. Während einige Marktteilnehmer bereits Rezessionsängste äußern, setzen andere auf die Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft und die Anpassungsfähigkeit besonders der asiatischen Volkswirtschaften an die veränderten Rahmenbedingungen. Für Anleger bleibt es eine Herausforderung, in diesem komplexen Umfeld die richtigen Entscheidungen zu treffen.