Trumps Handelskrieg: Mein Kompass durch das Chaos

Trumps Handelspolitik sorgt für Unsicherheit an den Märkten, während Kanada unter Carney neue Wege sucht. Gold und Kryptowährungen gewinnen an Attraktivität.

Kurz zusammengefasst:
  • US-chinesischer Handelskrieg belastet die Märkte
  • Kanadas neuer Kurs unter Mark Carney
  • Gold und Bitcoin als sichere Häfen
  • Heterogene Wirtschaftsdaten weltweit

Liebe Leserinnen und Leser,

was für eine Achterbahnfahrt an den Märkten! Man reibt sich verwundert die Augen: Einerseits Hoffnungsschimmer durch einen politischen Wechsel in Kanada, andererseits drückt die bleierne Last des US-chinesischen Handelskriegs weiter auf die Stimmung – und die Kurse. Die widersprüchlichen Signale aus Washington machen eine klare Orientierung fast unmöglich. Wer soll da noch durchblicken? Versuchen wir es gemeinsam. In dieser Ausgabe navigiere ich Sie durch die wichtigsten Entwicklungen und zeige Ihnen, worauf ich persönlich jetzt achte.

Der Schatten des Protektionismus: Wer blinzelt zuerst im Handelskrieg?

Man kann es nicht anders sagen: Die globale Wirtschaft tanzt nach der Pfeife der US-Handelspolitik. Die Zolldrohungen und -erhöhungen von Präsident Trump, insbesondere gegen China, aber auch gegen langjährige Partner wie Kanada und Mexiko, sorgen für massive Verunsicherung. Fast täglich gibt es neue Volten: Mal heißt es, man wolle die Autozölle etwas abmildern, dann wieder liegt der Ball angeblich allein bei China, um zu deeskalieren. Peking dementiert Gespräche, hebt aber überraschend Zölle auf US-Äthan auf. Indien versucht derweil, mit einem „zukunftssicheren“ Abkommen die Wogen zu glätten, während Mexiko wegen angeblicher IP-Verletzungen auf die „böse Liste“ gesetzt wird.

Dieses Hin und Her ist Gift für die Märkte. Die Folgen sind spürbar: Das US-Handelsdefizit weitet sich aus, weil Importeure offenbar versuchen, den Zöllen zuvorzukommen. Die Ölpreise geraten unter Druck, da die Sorge vor einer globalen Konjunkturabkühlung wächst – trotz der Hoffnung auf eine Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt durch eine kurze Waffenruhe. Selbst große Banken wie HSBC warnen vor den Auswirkungen auf Kreditnachfrage und -qualität, und Chinas Großbanken spüren bereits den Druck auf ihre Margen.

Der Dollar, einst der sichere Hafen schlechthin, gerät ins Trudeln und steht vor dem größten Zwei-Monats-Verlust seit über 20 Jahren. Warum? Weil ausländische Investoren, so scheint es, einen Bogen um US-Anlagen machen – ein regelrechter „Käuferstreik“, wie es die Deutsche Bank nennt. Für mich ist klar: Solange diese Unsicherheit anhält, bleibt die Volatilität hoch. Die Frage ist: Ist dieses Chaos Kalkül oder einfach nur schlechte Regierungsführung? So oder so, als Anleger braucht man jetzt starke Nerven und eine klare Strategie.

Hoffnung aus dem Norden? Kanadas neuer Kurs unter Mark Carney

Ein spannendes Signal kommt aus Kanada. Mit Mark Carney übernimmt ein erfahrener Krisenmanager und ehemaliger Chef von gleich zwei G7-Notenbanken das Ruder. Sein Wahlsieg, wenn auch nur mit einer Minderheitsregierung, ist bemerkenswert. Standen die Liberalen vor wenigen Monaten noch abgeschlagen da, hat offenbar die Anti-Trump-Stimmung im Land – befeuert durch dessen Zoll- und Annexionsdrohungen – für eine Aufholjagd gesorgt.

Carney positioniert sich klar gegen Trumps Protektionismus und will eine „Koalition der Gleichgesinnten“ schmieden. Seine Antrittsrede war deutlich: Die alte, auf Integration mit den USA basierende Beziehung sei vorbei. Das ist starker Tobak! Kanada will eine neue globale Rolle spielen, unabhängiger von den USA werden.

Aber kann das gelingen? Eine Minderheitsregierung ist fragil und macht Verhandlungen, auch mit Washington, nicht einfacher. Dennoch: Carneys Wahl ist ein klares Zeichen, dass der Trumpismus international auf Widerstand stößt. Beobachter in Australien und Europa schauen genau hin. Für den kanadischen Dollar war die Wahl bisher eher stützend. Ich bin gespannt, ob Carney wirklich eine Alternative zum Status quo aufbauen kann – es wäre ein dringend benötigter Gegenpol.

Wirtschaftsdaten im Nebel: Wo stehen wir wirklich?

Abseits der Handelskonflikte lohnt ein Blick auf die nackten Zahlen – doch auch hier ist das Bild durchwachsen und stark von der Politik überlagert. In den USA deuten die gesunkenen offenen Stellen (JOLTS) auf eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt hin, was die Fed freuen dürfte. Doch das hohe Handelsdefizit und die Fragezeichen hinter den anstehenden BIP-Zahlen für das erste Quartal trüben das Bild. Die Erwartungen sind niedrig, manche rechnen sogar mit einem Schrumpfen.

In der Eurozone sah es vor der jüngsten Eskalation der Zölle etwas besser aus: Die Kreditvergabe zog leicht an, und die Konsumstimmung in Deutschland hellte sich überraschend auf – offenbar hofften die Deutschen auf Stabilität durch eine neue Regierung. Allerdings stiegen auch die Inflationserwartungen der Verbraucher, ein Punkt, den die EZB genau beobachten wird, auch wenn die Zölle und der stärkere Euro nun eher dämpfend wirken dürften. Die EZB bleibt vorsichtig und warnt vor einer Abschwächung. Spanien meldet derweil ein leicht verlangsamtes Wachstum.

Und in Brasilien? Dort schlägt die aggressive Zinspolitik zur Inflationsbekämpfung voll auf die Unternehmensgewinne durch. Weltweit sehen wir also ein sehr heterogenes Bild, überschattet von der großen Unbekannten: der US-Handelspolitik. Die eigentlichen konjunkturellen Trends sind schwer zu erkennen.

Flucht oder Chance? Anlage-Ideen in unsicheren Zeiten

Wo fließt das Geld hin, wenn die Unsicherheit regiert?

  • Gold: Wenig überraschend zieht der Goldpreis an. Interessant ist hier vor allem die massive Nachfrage aus China, wie Dan Tapiero hervorhebt. Ist das nur die Flucht in Sicherheit, weil Bitcoin dort verboten ist, oder steckt mehr dahinter? Gold bleibt in solchen Zeiten ein klassischer Anker.
  • Kryptowährungen: Bitcoin zeigt sich erstaunlich robust und hält sich nahe der 95.000-Dollar-Marke. Getrieben wird dies durch anhaltende Käufe von Schwergewichten wie Strategy (ehemals MicroStrategy) und die Hoffnung auf eine Krypto-freundlichere Regulierung unter der Trump-Administration, wie Handelsminister Lutnick andeutet. Aber Vorsicht: Während Bitcoin Stärke zeigt, sehen die technischen Indikatoren für Ethereum und Dogecoin weniger rosig aus. Der Sektor bleibt insgesamt hochspekulativ, aber Bitcoin scheint seine Rolle als "digitales Gold" für manche Investoren zu festigen.
  • Alternative Anlagen: Der Trend zu Private Credit hält an. Dass nun auch Fonds für Privatanleger aufgelegt werden (KKR/Capital Group), zeigt das wachsende Interesse an Anlagen abseits der volatilen öffentlichen Märkte. Gleichzeitig scheinen Hedgefonds nach einer langen Verkaufsserie wieder bei Bankaktien zuzugreifen. Ist das schon die Wende oder nur eine taktische Neupositionierung?

Mein Fazit für diese Woche: Kurs halten im Sturm

Die Lage bleibt angespannt und unübersichtlich. Die Handelspolitik der USA ist der dominante Faktor, der alle anderen Entwicklungen überlagert. Klare Trends sind Mangelware. Diese Woche stehen wichtige US-Daten an (BIP, Inflation, Arbeitsmarkt), die neue Impulse geben könnten – in die eine oder andere Richtung.

Mein Rat bleibt derselbe: Bewahren Sie einen kühlen Kopf. Lassen Sie sich nicht von jeder Schlagzeile verrückt machen. Eine breit gestreute Aufstellung über verschiedene Anlageklassen und Regionen hinweg ist in solchen Zeiten wichtiger denn je. Und vielleicht lohnt es sich, gerade jetzt über Anlagen nachzudenken, die weniger stark von den täglichen politischen Kapriolen beeinflusst werden.

Bleiben Sie wachsam und investiert!

Bis nächste Woche,
Ihr Eduard Altmann

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