Trumps Handelskrieg: Globale Märkte im Krisenmodus und Rezessionssorgen
Die aggressive Handelsstrategie der neuen US-Regierung erschüttert Finanzmärkte weltweit und weckt Sorgen vor einem Wirtschaftsabschwung mit enormen Kursverlusten.

- Handelskonflikt vernichtet Billionen an Börsenwert
- Notenbanken warnen vor Rezessionsrisiken
- Tech-Aktien erleben dramatische Kurseinbrüche
- Europas Verteidigungsausgaben als Kursantreiber
Die globalen Finanzmärkte durchleben im März 2025 eine Phase massiver Verunsicherung, ausgelöst durch die aggressive Handelspolitik der Trump-Administration. Mit Strafzöllen gegen wichtige Handelspartner wie Kanada, Mexiko, China und die EU hat der US-Präsident eine weltweite Handelskrise entfacht, die bereits rund 5 Billionen Dollar an Börsenwert vernichtet hat. Die Europäische Union bereitet Gegenzölle auf US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro vor, die bereits kommenden Monat in Kraft treten sollen, während Notenbanken weltweit vor den wirtschaftlichen Folgen warnen.
Rezessionsängste wachsen weltweit
Die Bundesbank schlägt Alarm: Deutschland könnte bei einer weiteren Eskalation der Handelsspannungen in diesem Jahr in eine Rezession abrutschen. „Wir befinden uns in einer Welt mit Zöllen, daher könnten wir für dieses Jahr möglicherweise eine Rezession erwarten, wenn die Zölle tatsächlich kommen“, warnte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel im BBC-Interview am Donnerstag. Ohne zusätzliche Zölle rechnet die deutsche Zentralbank mit einem mageren Wachstum von etwa 0,2% für 2024.
In den USA hat die Debatte über eine mögliche Rezession bereits hochrangige Regierungsvertreter erreicht. US-Handelsminister Howard Lutnick erklärte provokant, eine Rezession wäre „es wert“, um Trumps Wirtschaftspolitik durchzusetzen. Parallel dazu spricht Finanzminister Scott Bessent von einer kommenden „Entgiftungsphase“ der Wirtschaft, während Trump selbst die Lage als „Übergang“ bezeichnet.
Die EZB-Führung beobachtet die Entwicklung mit wachsender Sorge. Der finnische Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Olli Rehn forderte am Donnerstag in Berlin eine Verhandlungslösung: „Die einfache Schlussfolgerung ist, dass wir eine Verhandlungslösung anstreben sollten.“ Die von Trump verhängten Zölle seien „unnötig und sehr schädlich“.
Massive Auswirkungen auf Finanzmärkte und Wirtschaft
Die Reaktionen an den Finanzmärkten sind dramatisch. Der US-Dollar hat deutlich an Wert verloren, während Euro und Yen aufgrund von Europas Verteidigungsausgabenplänen und den Zinserhöhungen der Bank of Japan unter Aufwertungsdruck stehen. Besonders hart getroffen wurden die amerikanischen Tech-Giganten: Die sogenannten „Magnificent Seven“ – Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla – haben im vergangenen Monat zwischen 10% und 15% an Wert eingebüßt.
Besonders dramatisch ist der Einbruch bei Tesla-Aktien, die innerhalb eines Monats um 30% abstürzten und den stärksten Tagesverlust seit viereinhalb Jahren erlebten. Aktivisten haben „Tesla Takedown“-Proteste organisiert, um ihren Unmut über Elon Musks Rolle bei den massiven Kürzungen im öffentlichen Dienst und der Streichung von Verträgen für humanitäre Programme unter Trump zum Ausdruck zu bringen. Als Leiter der „Department of Government Efficiency“ (DOGE) hat Musk bereits den Abbau von über 100.000 Stellen im öffentlichen Dienst überwacht.
Globale Handelspartner in Alarmbereitschaft
Thailand steht exemplarisch für die Verunsicherung vieler Handelspartner. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra traf sich am Donnerstag mit Vertretern der Privatwirtschaft, um über die US-Handelspolitik zu beraten. Die thailändische Handelskammer hatte vergangene Woche die Einrichtung eines „Krisenstabs“ gefordert, um möglichen US-Zöllen entgegenzuwirken. Wirtschaftsvertreter drängten die Premierministerin, mit Washington zu verhandeln und eventuell eigene Importzölle auf US-Waren zu senken.
Die Vereinigten Staaten sind Thailands größter Exportmarkt und nahmen 2024 Waren im Wert von 54,96 Milliarden Dollar ab, was 18,3% der gesamten Ausfuhren entspricht. In Asien gehören Vietnam, Taiwan und Thailand zu den am stärksten gefährdeten Ländern, wenn die USA höhere Zölle einführen sollten, wie eine Reuters-Analyse zeigt.
Umstrittene Haushaltsreformen in den USA
Parallel zur Handelskrise treibt Trump die radikale Umgestaltung der US-Bundesverwaltung voran. Am Donnerstag endete die Frist für Regierungsbehörden, ihre Pläne für eine zweite Welle von Massenentlassungen und Budgetkürzungen vorzulegen. Schätzungen zufolge könnten Zehntausende weiterer Bundesbediensteter ihre Arbeitsplätze verlieren.
Einige Behörden haben bereits konkrete Zahlen genannt: Das Veteranenministerium plant den Abbau von mehr als 80.000 Stellen, während das Bildungsministerium angekündigt hat, fast die Hälfte seiner 4.000 Mitarbeiter zu entlassen. Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde, die unter anderem Wettervorhersagen erstellt, plant mehr als 1.000 Mitarbeiter zu entlassen.
Obwohl 59% der Amerikaner laut einer Reuters/Ipsos-Umfrage grundsätzlich eine Verkleinerung der Bundesregierung befürworten, lehnen ebenso viele die Massenentlassungen von Zehntausenden Bundesbediensteten ab. „Die Trump-Administration weiß, dass sie nur ein begrenztes Zeitfenster hat“, erklärte Mark Jones, Professor für Politikwissenschaft an der Rice University. „Das Risiko besteht darin, dass sie zu viel oder nicht strategisch genug kürzen, was negative Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Bundesregierung haben könnte.“
Zentralbanken im Spannungsfeld
Die türkische Zentralbank kämpft derweil mit eigenen wirtschaftlichen Herausforderungen. Notenbankchef Fatih Karahan bekräftigte, „alles Nötige zu tun“, um das Inflationsziel von 24% für das Jahresende zu erreichen. Die Zentralbank hat ihren Leitzins seit Dezember dreimal gesenkt, insgesamt um 750 Basispunkte auf 42,5%, während die jährliche Inflationsrate auf 39% gesunken ist. Analysten rechnen allerdings damit, dass die Inflation höher als das offizielle Ziel ausfallen wird.
Zeitgleich muss die türkische Regierung massive Mehrausgaben für Sozialprogramme stemmen. Im türkischen Parlament liegt ein Gesetzentwurf vor, der die Feiertagszulagen für 15,5 Millionen Rentner um 1.000 Lira (etwa 27,32 Dollar) erhöhen sowie Mutterschafts- und Kindergeldzahlungen ausweiten soll. Diese Maßnahmen sollen dem besorgniserregenden Geburtenrückgang entgegenwirken. Die zusätzlichen Kosten werden auf 50,4 Milliarden Lira (1,38 Milliarden Dollar) für dieses Jahr geschätzt, wie aus einem Analysebericht hervorgeht.
Europas Reaktion auf die neue Weltlage
In Europa hat insbesondere Deutschland mit einem historischen Kurswechsel auf die veränderte geopolitische Lage reagiert. Die Bundesregierung legte einen 500-Milliarden-Euro-Fonds für Verteidigung und Infrastruktur auf und setzte dafür selbst auferlegte Schuldenregeln außer Kraft. Diese Entscheidung löste den stärksten Anstieg der deutschen Anleiherenditen seit der Wiedervereinigung 1990 aus.
„Das Paket ist ein Game Changer“, kommentierte AXA-Chefökonom Gilles Moec. Der tektonische Wandel bei den Verteidigungsausgaben hat auch zu einem enormen Anstieg der Aktienkurse europäischer Rüstungsunternehmen geführt. Der Index für die europäische Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsbranche ist seit Mitte Januar um fast 40% gestiegen, während europäische Aktien insgesamt die US-amerikanischen Pendants um etwa 15% übertroffen haben.
Ausblick: Unsichere Zeiten für die Weltwirtschaft
Die aktuelle Entwicklung stellt eine dramatische Abkehr von der optimistischen Stimmung zu Jahresbeginn dar. „Wir haben eine grundlegende Veränderung der Wahrnehmung in den fast zwei Monaten seit Präsident Trumps Amtseinführung erlebt“, schrieb Larry Summers, Finanzminister unter Bill Clinton, auf X. Die Erwartungen einer florierenden Wirtschaft und amerikanischer „Ausnahmestellung“ unter Trump seien vorerst verflogen.
Die Volatilität an den Märkten hat deutlich zugenommen. Der VIX-Index, der die Schwankungsanfälligkeit des S&P 500 misst, hat sich seinem Pandemie-Höchststand bereits zu einem Drittel angenähert. Die Volatilität des kanadischen Dollars ist in die Höhe geschnellt, da das Land im Zentrum des Handelskriegs steht und Trump Kanada als „51. Bundesstaat“ der USA bezeichnet hat.
„Die Unsicherheit, die durch die US-Zollpolitik erzeugt wird, beeinträchtigt eindeutig die heimische US-Wirtschaft, aber sie wird größere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben“, warnte Guy Miller, Chefmarktstratege und Ökonom bei der Versicherungsgruppe Zurich. Während die Märkte sich auf turbulente Zeiten einstellen, bleibt die zentrale Frage, ob es gelingt, einen globalen Wirtschaftsabschwung zu verhindern.