Der von Donald Trump ausgelöste Handelskrieg erschüttert die globalen Finanzmärkte und löst in Asien unterschiedliche Reaktionen aus. Thailand, Indonesien und andere betroffene Nationen suchen nach Verhandlungslösungen, während China eine härtere Linie verfolgt. Die am Mittwoch in Kraft tretenden US-Zölle von bis zu 50 Prozent auf chinesische Waren drohen die wirtschaftlichen Spannungen auf einen neuen Höhepunkt zu treiben.
Asiens Wirtschaftsmächte unter Druck
Thailand wurde mit einem überraschend hohen Zollsatz von 36 Prozent belegt, der laut Finanzminister Pichai Chunhavajira bis zu einem Prozentpunkt des Wirtschaftswachstums kosten könnte. Die thailändische Regierung plant, als Reaktion mehr US-Waren wie Mais, Sojabohnen, Rohöl und Flüssigerdgas zu importieren und strebt eine Handelsbalance mit den USA innerhalb der nächsten zehn Jahre an. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra bestätigte Gespräche mit US-Handelsvertretern, nannte jedoch keine weiteren Details.
Indonesien verfolgt eine ähnliche Strategie und hat am Dienstag umfangreiche Zugeständnisse für US-Importe angekündigt, darunter Steuersenkungen auf elektronische Waren und Stahl. Eine hochrangige Delegation unter Leitung des Wirtschaftsministers Airlangga Hartarto wird kommende Woche in die USA reisen, um über die für Indonesien geplanten Zölle von 32 Prozent zu verhandeln. Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati kündigte an, Einfuhrsteuern auf Stahl, Bergbauprodukte und medizinische Ausrüstung aus den USA auf 0 bis 5 Prozent zu senken und die Importsteuer für Elektronik aus allen Ländern auf 0,5 Prozent zu reduzieren.
China hingegen hat eine unnachgiebige Haltung eingenommen und erklärt, „bis zum Ende zu kämpfen“, sollten die USA auf ihrem Kurs beharren. Das chinesische Handelsministerium bezeichnete Trumps Drohung mit zusätzlichen 50-prozentigen Zöllen als „Erpressung“ und einen „Fehler über einem Fehler“. Wenn Trump seine Ankündigung wahrmacht, könnten die US-Zölle auf chinesische Waren bis Mittwoch auf insgesamt 104 Prozent steigen. Peking hat bereits staatliche Unternehmen wie den Ölriesen Sinopec angewiesen, ihre Aktien zurückzukaufen, um das Anlegervertrauen zu stärken.
Dollarkurs fällt – Märkte hoffen auf Verhandlungslösung
An den Währungsmärkten führt die Aussicht auf Verhandlungen zu einer Beruhigung. Der US-Dollar fiel am Dienstag, während der Euro und andere Währungen zulegten. Finanzanalyst Francesco Pesole von ING kommentierte: „Die Stimmung erholt sich, vielleicht weil man davon ausgeht, dass Trump seinen Protektionismus auf China konzentrieren und anderswo Handelsabkommen beschleunigen könnte. Die Märkte könnten jedoch zu optimistisch sein.“
Positive Signale kamen aus der Trump-Administration selbst. US-Finanzminister Scott Bessent äußerte die Hoffnung, dass Verhandlungen die Zölle senken könnten. Trump bestätigte, dass Japan ein Team zu Gesprächen entsenden werde, was zu einer deutlichen Erholung der japanischen Aktienmärkte führte.
Die Volatilität an den Finanzmärkten bleibt jedoch extrem hoch. Der Handelsspielraum für die 10-jährige US-Staatsanleiherendite war am Montag einer der größten der letzten zwei Jahrzehnte. Die Erwartungen an Zinssenkungen der US-Notenbank Fed wurden drastisch nach unten korrigiert – von 130 Basispunkten auf 92 Basispunkte in nur wenigen Stunden.
Saudi-Arabien unter doppeltem Druck
Die Handelsspannungen treffen Saudi-Arabien zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Das Königreich steht bereits unter dem Druck stark gefallener Ölpreise, die nahe Vierjahrestiefs liegen. Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds benötigt Riad Ölpreise von über 90 Dollar pro Barrel, um seinen Haushalt auszugleichen – die Brent-Preise fielen jedoch diese Woche unter 65 Dollar.
Saudi-Arabiens ambitioniertes Wirtschaftsprogramm „Vision 2030“, das die Abhängigkeit vom Öl verringern soll, gerät damit in Gefahr. „Saudi-Arabien wird wahrscheinlich auf Schuldenfinanzierung zurückgreifen müssen und einige geplante Auftragsvergaben verzögern oder reduzieren“, sagte Karen Young vom Center on Global Energy Policy der Columbia University. Vor dem Zoll-Schock hatten Analysten bereits erwartet, dass die öffentliche Verschuldung Saudi-Arabiens in den nächsten drei Jahren um 100 Milliarden Dollar steigen würde. Im Jahr 2024 ist sie bereits um 16 Prozent auf über 324 Milliarden Dollar gewachsen.
Die geopolitischen Implikationen sind erheblich, da Trump im Mai Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate auf seiner ersten Auslandsreise besuchen wird. Der US-Präsident hat OPEC und Saudi-Arabien bereits unter Druck gesetzt, die Ölpreise zu senken, und Riad aufgefordert, eine Billion Dollar in den USA zu investieren.
Australische Rindfleischindustrie als überraschender Gewinner
Während die meisten Länder unter den neuen Zöllen leiden, könnte die australische Rindfleischindustrie tatsächlich profitieren. Obwohl Trump bei seiner Zollankündigung australisches Rindfleisch besonders erwähnte („Sie nehmen keines unserer Rinder – ich mache ihnen keinen Vorwurf. Aber wir machen jetzt dasselbe“), scheint der verhängte 10-Prozent-Zoll nicht auszureichen, um die australischen Exporte zu bremsen.
„10 Prozent machen mir nicht allzu viele Sorgen“, sagte Andrew McDonald von der Bindaree Food Group, die Fleischverarbeitungsanlagen in Australien betreibt und Rindfleisch in die USA exportiert. Er berichtete, dass die Zollankündigung sogar das Interesse amerikanischer Käufer wiederbelebt habe, die ihre Bestellungen wochenlang pausiert hatten, um abzuwarten, wie Trumps Zollmaßnahmen aussehen würden.
Australisches mageres Rinderhackfleisch kostete in den USA vor dem Zoll etwa 3,12 Dollar pro Pfund. Durch den Zoll stieg der Preis auf 3,43 Dollar, was immer noch deutlich unter dem Preis des lokalen Produkts von etwa 3,80 Dollar liegt, wie Rabobank-Analyst Angus Gidley-Baird erklärte. Bei einem Quarter Pounder, der teilweise aus australischem Rindfleisch hergestellt wird, würde dies nur etwa 2,5 Cent Mehrkosten bedeuten.
Chinas Wirtschaft im Visier
Für China steht besonders viel auf dem Spiel, da kein anderes Land an die Konsumkraft der USA herankommt, wo chinesische Produzenten jährlich Waren im Wert von mehr als 400 Milliarden Dollar verkaufen. Die beiden Hauptstrategien, mit denen chinesische Exporteure bisher versuchten, die Auswirkungen des Handelskriegs abzufedern – Verlagerung eines Teils der Produktion ins Ausland und Steigerung der Verkäufe in Nicht-US-Märkte – werden durch Trumps umfassende Zölle nun weitgehend unwirksam.
„Nach einem Zollsatz von 35 Prozent sollte China überhaupt nicht mehr in die USA exportieren. Es könnten 1.000 Prozent sein, aber da es keinen Handel gibt, gibt es keinen Schaden“, erklärte China-Expertin Dan Wang von der Eurasia Group. „Europa ist und wird jetzt der profitabelste Markt für China sein.“
Normale Bürger in China reagierten mit Unverständnis auf die aggressiven Zölle. „Die Zölle auf China wurden viel zu hoch angesetzt, viel zu hoch, und normale chinesische Menschen können das einfach nicht akzeptieren“, sagte Qi Xiushun, ein 58-jähriger Einwohner der Handelsmetropole Shanghai. „Die Zölle unterdrücken Chinas wirtschaftliche Entwicklung – diese Zölle wurden hauptsächlich von Trump vorangetrieben, richtig?“
Ausblick auf die kommenden Wochen
Die nächsten Tage werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Verhandlungsbemühungen Früchte tragen. Während Thailand und Indonesien auf Verhandlungslösungen setzen, bereitet sich China auf einen längeren Handelskonflikt vor. Der chinesische Präsident Xi Jinping wird am Freitag mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez zusammentreffen, wobei die Agenda wahrscheinlich eine Lösung für die Handelsspannungen mit Brüssel über Chinas Exporte von Elektrofahrzeugen sowie Trumps breitere Zolloffensive umfassen wird.
Die Finanzmärkte bleiben nervös, und die extreme Volatilität bei US-Staatsanleihen deutet auf tiefere Störungen hin. Die plötzliche Umkehr von Käufen zu Verkäufen weist auf Druck auf Aktienmärkte und Stimmung hin, während die Märkte auf die am Mittwoch in Kraft tretenden US-Zölle zusteuern. Martin Whetton, Leiter der Finanzmarktstrategie bei Westpac in Sydney, brachte es auf den Punkt: „Was verkauft man, wenn man Margin Calls erfüllen oder Liquidität benötigt? Staatsanleihen und Gold.“
Die globalen Wirtschaftsauswirkungen werden sich erst in den kommenden Monaten vollständig entfalten. Doch schon jetzt ist klar: Trumps radikaler Ansatz in der Handelspolitik hat das Potenzial, die Weltwirtschaft grundlegend neu zu ordnen und bestehende Handelsbeziehungen nachhaltig zu verändern.