Trumps Handelsdrohungen halten Finanzmärkte in Atem – Unsicherheit vor dem „Liberation Day“
Anleger beobachten gespannt den bevorstehenden "Liberation Day" am 2. April, während Währungen wie Yen und Rupiah schwächeln und Zentralbanken ihre Strategien anpassen.

- Verunsicherung bremst internationale Börsenrallye
- Asiatische Währungen unter erheblichem Druck
- Divergierende Zentralbankpolitik verschärft Spannungen
- Tech-Verteidigungssektor erwartet Aufschwung
Die globalen Finanzmärkte befinden sich in einem Zustand nervöser Erwartung, während der 2. April 2025 – von US-Präsident Donald Trump als „Liberation Day“ bezeichnet – immer näher rückt. An diesem Tag sollen potenziell weitreichende Zölle in Kraft treten, deren genaue Ausgestaltung jedoch weiterhin im Dunkeln liegt. Die anfängliche Erleichterungsrally der Weltbörsen, ausgelöst durch Trumps Andeutung, dass „viele Länder“ Ausnahmen erhalten könnten, verliert zunehmend an Schwung. Der MSCI-Weltindex, der die Woche noch mit einem Plus von 1,2% begonnen hatte, konnte am Dienstag nur noch um 0,3% zulegen und kämpft nun darum, überhaupt im positiven Bereich zu bleiben.
Märkte im Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Unsicherheit
Die Reaktionen der asiatischen Märkte spiegeln die zunehmende Verunsicherung wider. Japans Nikkei-Index startete zunächst mit einem Anstieg von 1%, reduzierte diese Gewinne bis zum Mittag jedoch auf die Hälfte. Ein ähnliches Bild zeigte der Hang Seng in Hongkong, der nach anfänglichen Gewinnen von über 1% auf ein Plus von nur noch 0,3% zurückfiel. Die US-Aktien-Futures drehten sogar von leichten Gewinnen in leichte Verluste.
„Bei Staub in der Luft ist ‚abwarten und beobachten‘ der richtige Ansatz“, fasst Austan Goolsbee, Präsident der Chicago Federal Reserve Bank, die aktuelle Situation treffend zusammen. Der Notenbanker erwartet zwar, dass die Zinsen in 12-18 Monaten „deutlich niedriger“ sein werden, warnt jedoch, dass es aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten länger als erwartet dauern könnte, bis die nächste Zinssenkung kommt.
Die Unberechenbarkeit der US-Handelspolitik wurde jüngst durch die überraschende Ankündigung von 25-prozentigen Zöllen auf Käufer venezolanischen Öls und Gases unterstrichen. Diese Entwicklung verstärkt die Sorge, dass der 2. April tatsächlich zum Stichtag für signifikante handelspolitische Veränderungen werden könnte.
Yen-Schwäche und indonesische Rupiah unter Druck
Während die Märkte auf Trumps Handelsentscheidungen warten, kämpfen mehrere asiatische Währungen mit eigenen Herausforderungen. Der japanische Yen rutschte diese Woche unter die psychologisch wichtige Marke von 150 zum US-Dollar, was die japanischen Politikentscheider zunehmend beunruhigt. Satsuki Katayama, die den Forschungsausschuss für Finanz- und Bankensysteme der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) leitet, erklärte gegenüber Reuters: „Ich glaube, dass ein Wert von 120 bis 130 zum Dollar dem wirtschaftlichen Gewicht Japans entsprechen würde.“
Die Schwäche des Yen, befeuert durch solide US-Wirtschaftsdaten und die Erwartung einer langsamen geldpolitischen Straffung durch die Bank of Japan (BoJ), bereitet der japanischen Regierung Kopfschmerzen, da sie die Inflation durch steigende Importkosten anheizt und den Konsum belastet.
In Indonesien steht unterdessen die Rupiah kurz vor ihrem historischen Tiefstand und notierte bei 16.585 pro US-Dollar, gefährlich nahe am Allzeittief von 16.800 aus dem Juni 1998 während der Asiatischen Finanzkrise. „Die Stimmung ist sehr schlecht, ob man auf Aktien oder die Rupiah schaut“, konstatiert Pauline Ng, Leiterin der Aktiensparte für südostasiatische Nationen bei JPMorgan Asset Management. Investoren zeigen sich besorgt über die massiven Sozialprogramme des neuen Präsidenten Prabowo, Budgetkürzungen und die Streichung einer geplanten Steuererhöhung.
Zentralbanken im Spannungsfeld zwischen Inflation und Handelskonflikten
Während die Märkte auf Trumps Zollentscheidungen warten, stehen Zentralbanken weltweit vor der Herausforderung, ihre geldpolitische Ausrichtung in einem zunehmend unsicheren Umfeld zu bestimmen. Bank of Japan-Gouverneur Kazuo Ueda bekräftigte die Bereitschaft seiner Notenbank, die Zinsen weiter anzuheben, sofern die japanische Wirtschaft und die Inflation stark bleiben. „Wenn sich die wirtschaftlichen und preislichen Aussichten, die im Ausblickbericht der BoJ skizziert wurden, verwirklichen, werden wir die Leitzinsen weiter anheben und das Niveau der geldpolitischen Lockerung anpassen“, erklärte Ueda vor dem Parlament.
Gleichzeitig warnte er vor Unsicherheiten in Bezug auf die Handelspolitik, insbesondere vor der Bedrohung durch weitere Zölle unter US-Präsident Trump. Diese Bedenken könnten den Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen beeinflussen, nachdem die BoJ im Januar erstmals seit 2007 die Zinsen angehoben hatte.
Auch die Bank of England sieht sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Die Aussichten für Zinssenkungen in Großbritannien werden unter dem Eindruck von Trumps drohender Handelspolitik zunehmend unklarer. Anleger werden daher die britischen Verbraucherpreisindexdaten (CPI) für Februar besonders aufmerksam verfolgen.
Tech-Unternehmen und neue Märkte: Chancen inmitten der Unsicherheit
Trotz der allgemeinen Marktverunsicherung gibt es Unternehmen, die auf günstige Bedingungen unter der Trump-Administration hoffen. Anduril, ein KI-gestütztes Verteidigungs-Startup, zeigt sich optimistisch bezüglich der neuen US-Regierung. „Auf der Ebene der Stimmung ist es gut“, erklärte Anduril-Präsident Christian Bose und verwies auf die frühe Unterstützung des Unternehmensgründers Palmer Luckey für Trump.
„Es gibt eine enorme Chance und offenbar viel Bereitschaft seitens der neuen Trump-Administration, Dinge anders zu machen“, so Bose. Das Unternehmen, das im Dezember eine Partnerschaft mit OpenAI zur Bereitstellung fortschrittlicher KI-Lösungen für nationale Sicherheitsmissionen ankündigte, sieht sich gut positioniert, da seine Arbeit an kostengünstigen autonomen Verteidigungssystemen „scheinbar mit den Annahmen und Neigungen der neuen Administration übereinstimmt“.
Auch im südostasiatischen Raum verändern sich die Märkte. Vietnam gab bekannt, dass es SpaceX erlauben wird, seinen Starlink-Satelliten-Internetdienst versuchsweise im Land einzuführen. Die Testphase soll bis Ende 2030 dauern, und es gibt keine Beschränkung für ausländisches Eigentum an dem Dienst. Analysten sehen diesen Schritt als eine der Maßnahmen, die das südostasiatische Industriezentrum ergriffen hat, um US-Zöllen zu entgehen.
Ausblick: Entscheidende Tage für die globale Wirtschaft
Die kommenden Tage werden entscheidend für die Entwicklung der globalen Finanzmärkte sein. Der 2. April könnte ein Schlüsseltag werden, der entweder einen flexibleren Ansatz bei Zöllen in der Zukunft signalisiert oder eine harte Linie bestätigt. Die unklare Lesbarkeit von Trumps Absichten trägt zur Nervosität der Märkte bei.
In diesem Umfeld rechnet Chicago-Fed-Präsident Goolsbee damit, dass die Zinsen in einem Jahr deutlich niedriger sein werden, während die Bank of Japan bereit ist, die Zinsen weiter anzuheben, falls die Wirtschafts- und Inflationsdaten stark bleiben. Diese divergierenden geldpolitischen Aussichten könnten die Währungsmärkte weiter in Bewegung halten, insbesondere den japanischen Yen, der bereits unter erheblichem Druck steht.
Für Anleger bleibt die Devise: Vorsicht und Geduld. Wie Goolsbee treffend bemerkte, ist „abwarten und beobachten“ bei Unsicherheit der richtige Ansatz. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich die Befürchtungen bezüglich eines verschärften Handelskrieges bewahrheiten oder ob pragmatische Erwägungen die US-Handelspolitik beeinflussen werden.