Trumps Einfluss auf globale Märkte: Handelskonflikte und geldpolitische Spannungen
Neue Zollerhöhungen gegen China, politische Spannungen und geldpolitische Herausforderungen sorgen für erhöhte Volatilität an den Börsen weltweit.

- Eskalation im US-China Handelskonflikt
- Steigende Marktvolatilität durch politische Unsicherheit
- Schwächere US-Konsumausgaben trotz Einkommenswachstum
- SNB hält an Währungsinterventionen fest
Die globalen Finanzmärkte bewegen sich Anfang März 2025 in einem komplexen Spannungsfeld zwischen US-Handelspolitik, geldpolitischen Entscheidungen und geopolitischen Unsicherheiten. Besonders Donald Trumps Handelsstrategien gegenüber China und sein konfliktreicher Umgang mit internationalen Partnern sorgen für erhebliche Marktvolatilität. Die Auswirkungen reichen von der Schweizer Geldpolitik bis zu Verbraucherausgaben in den USA und Wachstumsaussichten in China.
Trump verschärft Handelskrieg mit China
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China erreicht eine neue Eskalationsstufe. Präsident Donald Trump hat kürzlich angekündigt, zusätzlich zu den bereits im Februar verhängten 10% Strafzöllen auf chinesische Waren weitere 10% Zölle ab 4. März zu erheben. Die kumulativen 20% bleiben zwar unter den im Wahlkampf angedrohten 60%, stellen aber dennoch eine erhebliche Belastung für den internationalen Handel dar. Diese Maßnahmen begründet Trump mit Chinas angeblich unzureichenden Bemühungen, den Fentanyl-Handel zu bekämpfen.
Chinas Wirtschaft zeigt unterdessen erste Erholungszeichen. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe stieg im Februar auf 50,2 – den höchsten Stand seit drei Monaten und damit wieder über die Wachstumsmarke von 50 Punkten. Analysten sehen dies als Hinweis darauf, dass die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung langsam Wirkung zeigen. Experten erwarten, dass beim bevorstehenden jährlichen Parlamentstreffen am 5. März weitere Unterstützungsmaßnahmen für den angeschlagenen Immobiliensektor und verschuldete lokale Entwickler angekündigt werden könnten.
Wall Street im Spannungsfeld von Handelspolitik und Inflationssorgen
An den US-Börsen sorgen Trumps Handelspolitik und geopolitische Spannungen für Nervosität. Nach einem turbulenten Februar, in dem der Nasdaq seinen stärksten monatlichen Verlust seit April 2024 verzeichnete (-4%), beendete der S&P 500 den Monat mit einem Minus von 1,45%. Der Dow Jones gab im gleichen Zeitraum 1,6% nach.
Zuletzt sorgte ein Eklat zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für kurzfristige Marktschwankungen. Bei einem Treffen im Weißen Haus kam es zum offenen Konflikt, woraufhin Selenskyj ohne die Unterzeichnung eines geplanten Abkommens zur gemeinsamen Erschließung natürlicher Ressourcen abreiste. Trump schrieb anschließend auf seiner Plattform Truth Social: „Ich habe festgestellt, dass Präsident Selenskyj nicht zu Frieden bereit ist, wenn Amerika beteiligt ist.“
David Wagner von Aptus Capital Advisors kommentiert die aktuelle Marktlage: „Der S&P 500 erlebt seinen ersten Rückgang in 2025. An der Oberfläche ist der Index nur 5% von seinen Höchstständen entfernt, aber unter der Haube gibt es dramatische Bewegungen.“ Wagner fügt hinzu: „Jetzt, da die Berichtssaison nach Nvidias Zahlen im Wesentlichen vorbei ist, erwarte ich, dass politische Entscheidungen aus Washington DC die kurzfristige Volatilität am Markt bestimmen werden.“
Inflationssorgen und Konsumverhalten in den USA
Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten zeichnen ein gemischtes Bild. Laut Handelsministerium stieg die Inflation im Januar im Rahmen der Erwartungen, während die Konsumausgaben – die mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaft ausmachen – um 0,2% zurückgingen, nach einem nach oben revidierten Anstieg von 0,8% im Dezember.
Ökonomen von Morgan Stanley relativieren jedoch den Rückgang der Konsumausgaben: „Insgesamt waren die Ausgaben im Januar schwach, was das Wachstum im ersten Quartal dämpfen wird. Gleichzeitig gibt uns das starke Einkommenswachstum Zuversicht.“ Das Arbeitseinkommen stieg im Januar um beachtliche 0,4%, während die Sparquote auf 4,6% anstieg – von einem nach unten revidierten Wert von 3,5% im Dezember.
Peter Cardillo, Chefökonom bei Spartan Capital Securities, sieht darin ein Dilemma für die US-Notenbank: „Die meisten Rückgänge würde ich einer abkühlenden Wirtschaft zuschreiben, was ein Dilemma für die Fed darstellt: Man hat immer noch Inflation und eine sich abschwächende Wirtschaft. Zusammengenommen ergibt das Stagflation.“
Händler rechnen trotz dieser Entwicklungen weiterhin mit zwei Zinssenkungen der Fed bis Dezember 2025. Die Sorge wächst jedoch, dass Trumps Handelspolitik, insbesondere die Zölle, die US-Inflation weiter anheizen könnte.
Schweizer Nationalbank hält an Währungsinterventionen fest
In Europa steht die Schweizer Geldpolitik im Fokus. Martin Schlegel, seit Oktober 2024 Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), bekennt sich trotz potenzieller Konflikte mit der Trump-Administration zu Währungsinterventionen als geldpolitischem Instrument.
„Das Mandat der SNB ist es, stabile Preise für die Schweiz zu gewährleisten,“ erklärte Schlegel der Zeitung Tages-Anzeiger. „Wir haben verschiedene Hebel, um dieses Ziel zu erreichen – Zinsen und den Wechselkurs. Wir halten an diesem Konzept fest.“
Die Schweiz war 2020 unter der vorherigen Trump-Administration als „Währungsmanipulator“ eingestuft worden, da die SNB massiv am Devisenmarkt interveniert hatte, um eine Aufwertung des Schweizer Frankens zu begrenzen. 2023 wurde die Schweiz von dieser Liste gestrichen. Länder mit diesem Label können Sanktionen wie den Ausschluss von US-Regierungsaufträgen riskieren.
Schlegel betonte, dass die jüngste Betonung von Zinsinstrumenten statt Devisenmarktaktivitäten keine Konzession an die Trump-Regierung darstelle: „Das ist unser geldpolitisches Konzept, und wir haben es immer so gehandhabt. Der SNB-Leitzins ist unser primäres geldpolitisches Instrument.“
Bemerkenswert ist Schlegels wiederholte Andeutung, dass die SNB negative Zinsen wieder einführen könnte, um eine zu starke Aufwertung des Frankens zu verhindern und zu niedrige Inflation abzuwenden. Die SNB hatte fast acht Jahre lang bis September 2022 Negativzinsen angewendet.
Politische Risiken nehmen zu
Neben den wirtschaftlichen Unsicherheiten wachsen auch die politischen Risiken. Die Demokratische Partei hat Trump wegen einer kürzlich erlassenen Durchführungsverordnung verklagt, die ihm nach Ansicht der Kläger zu viel Macht über die unabhängige Bundeswahlkommission gibt.
Die Klage, die von drei nationalen demokratischen Komitees eingereicht wurde, ist die erste der Partei gegen Trump während seiner zweiten Amtszeit. Sie richtet sich gegen eine Anordnung vom 18. Februar, die dem Weißen Haus mehr Kontrolle über die Wahlkommission, das National Labor Relations Board, die Securities and Exchange Commission und andere traditionell unabhängige Behörden gibt.
Kritiker bezeichnen die Anordnung als beispiellosen Machtgriff. Die Demokraten argumentieren, dass sie Trumps Ansichten bei wahlbezogenen Streitigkeiten effektiv über die der überparteilichen Wahlkommission stellen würde.
Gleichzeitig droht ein Regierungsstillstand in den USA, da Republikaner und Demokraten über die Finanzierung der Regierung streiten. Zwei führende Demokraten im Kongress erklärten, dass die Republikaner durch ihr Beharren auf Kürzungen der Trump-Administration das Risiko eines Regierungsstillstands erhöhen. Die Frist für die Verabschiedung eines Gesetzes zur Finanzierung der Regierung läuft am 14. März ab.
Angesichts dieser vielschichtigen Herausforderungen bleibt die Volatilität an den Märkten hoch. Der CBOE Volatilitätsindex, auch als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannt, erreichte kürzlich ein Einmonatshoch von 21,26 Punkten – ein deutliches Zeichen für die wachsende Nervosität der Investoren in einem zunehmend unsicheren globalen Umfeld.