Trump-Tarife: Die globale Wirtschaft im Schockzustand

Die neuen US-Handelsbarrieren verunsichern globale Märkte. Während China und Japan Gegenmaßnahmen ergreifen, könnte Europa unerwartet profitieren. Bleibt die Volatilität?

Kurz zusammengefasst:
  • China erwägt Teilrücknahme von Strafzöllen
  • Japan startet milliardenschweres Hilfsprogramm
  • Europäische Märkte als sichere Häfen im Fokus
  • Entscheidende Wirtschaftsdaten stehen bevor

Die Weltwirtschaft steht am Scheideweg: US-Präsident Donald Trumps aggressive Handelspolitik mit dreistelligen Zöllen auf wichtige Handelspartner wie China und Japan bringt die globalen Märkte ins Wanken. Während sich erste Anzeichen für eine mögliche Entspannung abzeichnen, kämpfen Regierungen weltweit mit Notfallmaßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen.

China zwischen Widerstand und Zugeständnissen

Peking zeigt sich im Handelskrieg mit Washington gespalten. Einerseits kündigte das Politbüro am Freitag umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen für von den US-Zöllen betroffene Unternehmen und Arbeiter an. "Wir müssen uns auf Worst-Case-Szenarien vorbereiten", hieß es in einer Erklärung. Andererseits prüft China laut Insiderkreisen die Aussetzung seiner 125-prozentigen Strafzölle auf bestimmte US-Güter wie Medizinprodukte und Industriechemikalien.

"Die Grundlagen der chinesischen Wirtschaftserholung müssen weiter gestärkt werden", warnte der Staatsnachrichtendienst Xinhua. Die Regierung will Arbeitsplätze sichern und Unternehmen mit Steuererleichterungen sowie günstigen Krediten unter die Arme greifen. Trotz eines überraschend starken Quartalswachstums von 5,4 Prozent wächst die Sorge vor einem abrupten Abschwung.

Japan und Kanada im Abwehrkampf

Auch andere US-Handelspartner reagieren mit Notprogrammen. Japans Premierminister Shigeru Ishiba verkündete ein milliardenschweres Hilfspaket, das unter anderem Benzinsubventionen und Strompreisdeckelungen vorsieht. Besonders die Automobilindustrie, Rückgrat der japanischen Wirtschaft, steht unter Druck. "Die Zölle könnten signifikante Auswirkungen haben", warnte Ishiba.

In Kanada spitzt sich der politische Konflikt mit den USA zu. Premierminister Mark Carney, dessen Liberale in Umfragen wieder aufholen, will die Abhängigkeit vom südlichen Nachbarn reduzieren. "Trump stellt eine enorme Bedrohung dar", erklärte er im Wahlkampf. Der IMF korrigierte seine Wachstumsprognose für Kanada nach unten – ein Warnsignal für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft.

Europa als überraschender Gewinner?

Ironischerweise könnte Europa von den globalen Handelsverwerfungen profitieren. Der Euro und europäische Staatsanleihen entwickeln sich zunehmend zu sicheren Häfen für verunsicherte Anleger. Bank of America sieht Deutschland dank seiner Fiskalpolitik als Stabilitätsanker, während Barclays den Euro bei rund 1,15 Dollar verortet – solange keine neuen Schocks aus Washington kommen.

Doch auch Europa bleibt nicht verschont. Die britische Einzelhandelsbranche meldete zwar überraschende Zuwächse im März, doch Verbraucherstimmungen sinken auf Tiefstände. "Die Erwartungen der Konsumenten sind eingebrochen", warnt Helen Dickinson vom British Retail Consortium. Die Bank of England steht vor einem Dilemma zwischen Inflation und drohender Rezession.

Ausblick: Nervöse Märkte vor entscheidender Woche

Die kommenden Tage könnten die Richtung vorgeben: Mit den Quartalszahlen von Tech-Giganten wie Apple und Microsoft, wichtigen US-Arbeitsmarktdaten und Trumps 100-Tage-Bilanz seiner zweiten Amtszeit stehen zentrale Weichenstellungen an. Während erste Gespräche zwischen den USA und China Hoffnungen auf Deeskalation wecken, bleibt die Unsicherheit groß. Für Anleger wird es immer schwieriger, die langfristigen Auswirkungen der Trump’schen Handelspolitik einzuschätzen – die Volatilität dürfte bleiben.

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