Kurz zusammengefasst:
  • Familienkontrolliertes Blockchain-Projekt sammelt Millionen
  • Geplante Handelshürden beunruhigen Finanzmärkte
  • Wachstumsraten weltweit nach unten korrigiert
  • Notenbanken überdenken Zinssenkungsfahrplan

Während die Finanzmärkte weltweit auf die angekündigten Zölle der Trump-Administration mit Nervosität reagieren, kontrolliert die Trump-Familie mittlerweile ein Krypto-Projekt, das über eine halbe Milliarde Dollar eingesammelt hat. Diese parallelen Entwicklungen prägen die globale Finanzlandschaft im Frühjahr 2025 maßgeblich und werfen Fragen zu Interessenkonflikten, wirtschaftlichen Aussichten und Safe-Haven-Investitionen auf.

Trump-Familie übernimmt DeFi-Projekt mit fragwürdiger Struktur

Das DeFi-Projekt World Liberty Financial hat seit seinem Start im Herbst 2024 beeindruckende 550 Millionen Dollar durch den Verkauf von Governance-Token eingesammelt. Der überwiegende Teil dieser Einnahmen floss nach Trumps Wahlsieg im November 2024. Doch statt wie bei vergleichbaren DeFi-Plattformen die Mehrheit der Token an Nutzer zu verteilen oder für den Plattformaufbau zu verwenden, hat die Trump-Familie die Kontrolle übernommen und sichert sich den Löwenanteil der Einnahmen.

Nach einer Änderung der Unternehmensstruktur im Januar 2025 – zeitgleich mit Trumps Amtseinführung – beansprucht die Familie nun 75% der Nettoeinnahmen aus Token-Verkäufen und 60% aus dem operativen Geschäft. Dies bedeutet, dass der Trump-Familie aktuell rund 400 Millionen Dollar zustehen, während dem Projekt selbst nach Abzug aller Anteile nur etwa 5% der eingesammelten Gelder für den Aufbau der Plattform verbleiben.

Experten wie Jim Angel von der Georgetown University und David Krause von der Marquette University kritisieren die ungewöhnliche Zentralisierung und sehen kaum wirtschaftliche Vorteile für Token-Inhaber. Im Gegensatz zu anderen großen DeFi-Plattformen fehlt den Token-Inhabern bei World Liberty die Möglichkeit, über eine Gewinnbeteiligung abzustimmen.

Zoll-Ankündigungen erschüttern globale Märkte

Parallel zu diesen Entwicklungen sorgt die Trump-Administration für Verunsicherung an den globalen Märkten. Für den 2. April 2025 hat US-Präsident Trump umfassende Zölle gegen praktisch alle Handelspartner angekündigt. Diese sogenannten „reziproken Zölle“ sollen ersten Berichten zufolge durchschnittlich 15% betragen und alle Handelspartner treffen.

Die Ankündigung hat Safe-Haven-Anlagen beflügelt. Der japanische Yen stieg auf 148,7 pro US-Dollar und hat allein im letzten Monat eine beachtliche Aufwärtsbewegung vollzogen. Gold erreichte mit 3.128,06 Dollar ein neues Rekordhoch – bereits der dritte Rekord in Folge.

„Die Unsicherheit wird mit der Ankündigung der reziproken Zölle am 2. April nicht enden“, prognostiziert Jane Foley, Leiterin der FX-Strategie bei Rabobank. Auch die EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte, dass die wahrscheinliche Einführung von US-Zöllen bedeute, dass Europa seine Zukunft besser in die eigene Hand nehmen müsse.

Wachstumssorgen und Zinsaussichten

Die angekündigten Zölle haben auch die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft eingetrübt. Goldman Sachs hat seine Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA von 20% auf 35% angehoben und die BIP-Wachstumsprognose für 2025 von 2,0% auf 1,5% gesenkt.

Für die Eurozone sind die Aussichten noch düsterer. Die US-Investmentbank prognostiziert für den Rest des Jahres 2025 kaum Wachstum, mit nicht-annualisierten Wachstumsraten von 0,1%, 0,0% und 0,2% in den verbleibenden Quartalen. Im ungünstigsten Szenario könnte die Eurozone sogar in eine technische Rezession rutschen.

Diese Sorgen haben die Zinserwartungen grundlegend verändert. Goldman Sachs rechnet nun mit drei aufeinanderfolgenden Zinssenkungen der Fed im Juli, September und November – verglichen mit der vorherigen Prognose von nur zwei Senkungen im Juni und Dezember. Für die EZB wird eine zusätzliche Zinssenkung im Juli erwartet, zusätzlich zu den bereits prognostizierten Senkungen im April und Juni.

EZB-Ratsmitglied Fabio Panetta betonte jedoch am Montag, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei sei. „Die erhöhte Unsicherheit, hauptsächlich aufgrund der teilweise widersprüchlichen Ankündigungen zur US-Handelspolitik, mahnt zur Vorsicht bei Zinssenkungen“, sagte der italienische Zentralbankchef in Rom.

Rubel-Stärke belastet russischen Haushalt

Während die meisten Länder durch die US-Zölle negativ betroffen sein dürften, steht Russland vor einer anderen Herausforderung. Der Rubel hat seit Jahresbeginn 26% gegenüber dem Dollar zugelegt – ein Trend, der für die russische Bevölkerung positiv, für den Staatshaushalt jedoch problematisch ist.

„Ein starker Rubel ist ein Segen für die Menschen, aber eine Last für den Haushalt. Der Grund dafür ist, dass wir Öl- und Gaseinnahmen in Fremdwährung erhalten, die dann in Rubel umgerechnet werden“, erklärte der Ökonom Evgeny Kogan.

Der Haushaltsdruck wird zusätzlich durch niedrige Ölpreise verstärkt. Der russische Urals-Ölpreis fiel Mitte März auf ein 14-Monats-Tief von etwa 54 Dollar pro Barrel – 29% unter dem Richtwert für den Haushalt 2025. Die ungewöhnliche Entkopplung des Rubel-Kurses vom Ölpreis verschärft die Situation weiter.

Als Reaktion könnte Russland mehr Schulden aufnehmen müssen. Mit einer öffentlichen Verschuldung von nur 14,5% des BIP hat Russland zwar einen der niedrigsten Schuldenstände weltweit, doch die Reserven im Nationalen Wohlstandsfonds sind während des Krieges um etwa zwei Drittel auf nur 37,5 Milliarden Dollar geschrumpft.

Ausblick: Globale Wirtschaft im Spannungsfeld

Die kommenden Monate werden entscheidend für die globale Wirtschaftsentwicklung. Die genaue Ausgestaltung der US-Zölle, die am 2. April bekannt gegeben werden soll, wird maßgeblichen Einfluss auf Handelsmuster, Inflation und Wachstum haben.

Besonders aufschlussreich werden die US-Arbeitsmarktdaten am kommenden Freitag sein, die einen wichtigen Indikator für die künftige Fed-Politik darstellen. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob und wie schnell das DeFi-Projekt der Trump-Familie tatsächlich funktionsfähige Produkte auf den Markt bringen wird.

Die Verflechtung von politischer Macht und privaten Geschäftsinteressen des US-Präsidenten in Verbindung mit seiner handelspolitischen Agenda schafft eine einzigartige Konstellation, die sowohl die Krypto-Welt als auch die traditionellen Finanzmärkte in den kommenden Monaten prägen dürfte.