Trump-Effekt: Märkte unter Druck

US-Präsident Trumps Angriffe auf die Fed und Handelspolitik verunsichern Anleger, während der IWF vor erhöhten Risiken warnt. Wie reagieren die Märkte?

Kurz zusammengefasst:
  • Trump kritisiert Fed-Chef Powell scharf
  • Handelszölle sorgen für Marktturbulenzen
  • IWF senkt globale Wachstumsprognosen
  • US-Aktien erholen sich nach Einbruch

Die globalen Finanzmärkte erleben im April 2025 turbulente Zeiten, geprägt von Unsicherheiten rund um die US-Handelspolitik und die jüngsten Angriffe des US-Präsidenten auf die Unabhängigkeit der Notenbank. Nach einem deutlichen Einbruch am Montag erholten sich die US-Aktienindizes am Dienstag zwar um über 2%, doch die Grundstimmung bleibt nervös.

Angriff auf die Fed verunsichert Märkte

Donald Trump hat seine Kritik an Fed-Chef Jerome Powell in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. In einem Social-Media-Beitrag bezeichnete er Powell als "großen Verlierer", weil dieser die Zinsen nicht schnell genug senke. Diese beispiellose Einmischung des Präsidenten hat Befürchtungen geweckt, Trump könnte versuchen, Powell durch einen gefügigeren Notenbanker zu ersetzen, obwohl unklar ist, ob er überhaupt die rechtliche Befugnis dazu besitzt.

Powell selbst hat erklärt, er werde sein Amt nicht aufgeben, selbst wenn Trump ihn dazu auffordert. Anleger sorgen sich jedoch, dass die Unabhängigkeit der mächtigsten Zentralbank der Welt in Gefahr sein könnte – ein Szenario, das die ohnehin fragile Marktstimmung weiter belastet.

Zickzackkurs bei Handelspolitik

Während die Märkte mit der Fed-Debatte kämpfen, sorgt Trumps aggressive Handelspolitik für zusätzliche Verunsicherung. Der Präsident hatte Anfang April umfassende Zölle auf globale Importe verhängt, was zu einem Ausverkauf an den Märkten führte und Rezessionsängste schürte. Ein Großteil dieser Zölle wurde später für 90 Tage ausgesetzt – mit Ausnahme der Zölle gegen China.

US-Finanzminister Scott Bessent signalisierte bei einer Investorenkonferenz von JP Morgan eine mögliche Entspannung im Handelsstreit mit China. Laut einem Konferenzteilnehmer bezeichnete Bessent die aktuelle bilaterale Handelssituation als "unhaltbar" und prognostizierte eine Deeskalation. Die kommenden Verhandlungen mit Peking würden jedoch "eine Plackerei" werden und hätten noch nicht einmal begonnen.

Die Handelspolitik hat bereits internationale Reaktionen ausgelöst. Japan und die USA führen intensive Gespräche, um eine vorläufige Handelsvereinbarung zu erreichen, bevor die Aussetzung der US-Zölle am 9. Juli ausläuft. Japans Verhandlungsführer Ryosei Akazawa besuchte letzte Woche Washington, wobei die schwierigsten Themen, darunter Wechselkurse, vorerst ausgeklammert wurden. Der japanische Yen erreichte am Montag einen Sieben-Monats-Höchststand gegenüber dem Dollar, befeuert durch Spekulationen, Japan könnte unter US-Druck stehen, den Yen zu stützen.

Auch Israel zeigt sich optimistisch, vor Ablauf der Zoll-Aussetzung eine Einigung mit Washington zu erzielen. "Beide Seiten sind zuversichtlich, dass wir eine Vereinbarung erreichen können", erklärte der israelische Wirtschaftsminister Nir Barkat am Dienstag.

IWF warnt vor erhöhten Risiken

Die Auswirkungen der US-Handelspolitik zeigen sich auch in den aktuellen Prognosen des Internationalen Währungsfonds. In seinem halbjährlichen Bericht zur globalen Finanzstabilität warnte der IWF am Dienstag, dass die Risiken für die weltweite Finanzstabilität seit dem Herbst "deutlich gestiegen" seien. Als Hauptursachen nannte die Organisation die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit im Zusammenhang mit der Handelspolitik und andere geopolitische Faktoren.

Der IWF senkte seine Wachstumsprognosen für die meisten Länder, wobei er explizit die Auswirkungen der US-Zölle als Begründung anführte. Besonders drastisch fiel die Korrektur für Mexiko aus: Statt des im Januar prognostizierten Wachstums von 1,4% erwartet der IWF nun eine Kontraktion der mexikanischen Wirtschaft um 0,3% im Jahr 2025. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wies diese Prognose jedoch umgehend zurück: "Wir wissen nicht, worauf sie basiert. Wir stimmen nicht zu."

Der Fonds identifizierte drei zentrale Schwachstellen, die die Finanzstabilität gefährden könnten: Erstens bleiben die Bewertungen an einigen Aktien- und Unternehmensanleihemärkten trotz jüngster Kursrückgänge hoch. Zweitens könnten hochverschuldete Finanzinstitute wie Hedgefonds unter Druck geraten. Und drittens könnte weitere Turbulenz die Staatsanleihemärkte belasten, insbesondere in Ländern mit hohem Schuldenstand.

Marktreaktionen und Ausblick

Trotz der Unsicherheiten erholten sich die US-Aktienmärkte am Dienstag deutlich vom Ausverkauf des Vortages. Der Dow Jones Industrial Average stieg um 2,32% auf 39.053,37 Punkte, der S&P 500 legte um 2,30% auf 5.279,14 Punkte zu, und der Nasdaq Composite kletterte um 2,68% auf 16.296,66 Punkte.

Besonders stark zeigten sich Technologiewerte. Tesla, das nach Börsenschluss seine Quartalsergebnisse vorlegen wird, gewann 5,8%, während Apple um 3,6% zulegte. Auch der Industriekonzern 3M überzeugte mit einem Kursanstieg von 8% nach überraschend guten Quartalszahlen, obwohl das Unternehmen für 2025 negative Auswirkungen durch Zölle erwartet.

Der Dollar erholte sich leicht, blieb aber in der Nähe mehrjähriger Tiefststände gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenbacks gegen einen Korb von Währungen misst, stieg um 0,49% auf 98,83. Gold erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch von 3.500,05 Dollar je Unze, bevor es leicht nachgab.

Die Ölpreise konnten sich nach ihrer jüngsten Schwächephase stabilisieren. US-Rohöl verteuerte sich um 2,85% auf 64,88 Dollar je Barrel, während die Nordseesorte Brent um 2,28% auf 67,77 Dollar zulegte.

Politische Dimension

Die Handelspolitik hat auch Auswirkungen auf den laufenden Wahlkampf in Kanada. Der kanadische Premierminister Mark Carney nutzte die Drohungen Trumps, um im französischsprachigen Quebec für Unterstützung zu werben. "Diese Bedrohung ist nicht nur wirtschaftlich, sondern existenziell. Um es klar zu sagen: Präsident Trump bedroht die eigene Identität der Quebecker", erklärte Carney bei einer Wahlkampfveranstaltung.

Laut Umfragen liegen Carneys Liberale landesweit mit 42,6% vor den Konservativen mit 37,1%. Ein solches Ergebnis am Wahltag würde den Liberalen eine Mehrheit im Unterhaus sichern. Die Konservativen stellten am Dienstag ihren Wirtschaftsplan vor, der Steuersenkungen und Ausgabenkürzungen vorsieht.

Während die globalen Märkte weiter unter dem Einfluss der US-Politik stehen, bleibt die zentrale Frage, ob die nächsten Monate eine weitere Eskalation oder doch eine Beruhigung der Handelsspannungen bringen werden. Die Hoffnung auf eine konstruktive Lösung bleibt, doch die zunehmende Volatilität deutet darauf hin, dass Investoren sich auf weitere Turbulenzen einstellen sollten.

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