Kurz zusammengefasst:
  • US-Zollpolitik belastet Energiesektor
  • Wiedereröffnung der Irak-Türkei-Pipeline relevant
  • OPEC+ überlegt Produktionssteigerung zu verschieben
  • US-Inflationsdaten zeigen leichte Entspannung

Die globalen Ölmärkte verzeichnen Ende Februar 2025 ihre erste monatliche Preissenkung seit November, während die Finanzmärkte insgesamt mit verschiedenen wirtschaftspolitischen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Brent-Rohöl-Futures für Mai fielen um mehr als 1% auf 72,75 Dollar pro Barrel, während US-WTI-Futures bei 69,73 Dollar pro Barrel notierten – ein deutliches Signal für die wachsenden Unsicherheiten im Energiesektor.

Tarife und geopolitische Faktoren belasten Ölpreise

Die angekündigten US-Zölle unter der Trump-Administration haben erhebliche Auswirkungen auf die globalen Energiemärkte. Präsident Trump verkündete, dass bereits ab 4. März 2025 Zölle in Höhe von 25% auf Importe aus Kanada und Mexiko erhoben werden – einen Monat früher als ursprünglich angekündigt. Zusätzlich sollen chinesische Waren mit zusätzlichen 10% Zöllen belegt werden, während für die EU Abgaben von 25% im Raum stehen.

„Marktteilnehmer haben Schwierigkeiten, die Auswirkungen all der energiebezogenen politischen Ankündigungen der US-Regierung in diesem Monat einzuschätzen“, erklären Ökonomen der Fitch’s BMI Research-Einheit. Die zunehmenden Handelsspannungen könnten das globale Wachstum verlangsamen und Inflation anfachen, was wiederum die Nachfrage nach Rohöl dämpfen würde.

Gleichzeitig kündigte der Irak die Wiederaufnahme von Ölexporten aus der semi-autonomen Kurdenregion über die Irak-Türkei-Pipeline an. Das irakische Ölministerium plant, zunächst 185.000 Barrel pro Tag über den staatlichen Vermarkter SOMO zu exportieren, mit schrittweiser Steigerung.

„Die Wiederaufnahme der Exporte wirft Fragen auf, wie der Irak seine OPEC+-Verpflichtungen einhalten wird, nachdem er bereits regelmäßig über seiner Quote produziert hat“, so Harry Tchilinguirian, Forschungsleiter bei Onyx Capital Group.

OPEC+ Strategie und globale Marktdynamik

Die OPEC+ debattiert derzeit, ob die geplante Erhöhung der Ölproduktion im April wie vorgesehen umgesetzt oder eingefroren werden soll. Laut acht OPEC+-Quellen fällt es dem Kartell schwer, die globale Angebotslage einzuschätzen. Eine Verzögerung der Produktionserhöhung könnte die Preise aus ihrer aktuellen Handelsspanne herausbrechen lassen.

„Derzeit schwanken die Ölpreise innerhalb einer Handelsspanne, aber eine Verzögerung wird zu einem Aufwärtsausbruch führen“, schrieb Phil Flynn, leitender Analyst bei Price Futures Group, in einer Forschungsnotiz. „Generell wird die Saisonalität von Öl, Benzin und Diesel ohnehin um Ostern herum bullish.“

Trotz der aktuellen Preisschwäche sorgten am Vortag Versorgungsbedenken für einen Preisanstieg von mehr als 2%, nachdem Trump die Lizenz des US-Ölkonzerns Chevron für Geschäfte in Venezuela widerrufen hatte. Eine Reuters-Umfrage prognostiziert für 2025 einen durchschnittlichen Brent-Preis von 74,63 Dollar pro Barrel, während US-Rohöl bei durchschnittlich 70,66 Dollar erwartet wird.

Inflation und geldpolitische Aussichten

Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten zeigen moderate Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Der von der Federal Reserve bevorzugte Inflationsindikator, der PCE-Preisindex, ging im Jahresvergleich leicht von 2,6% im Dezember auf 2,5% zurück. Der Kernindex ohne volatile Lebensmittel- und Energiepreise fiel von revidierten 2,9% auf 2,6%, was den Erwartungen der Ökonomen entsprach.

„Die Inflationszahlen bleiben erhöht, obwohl sie den Erwartungen entsprechen. Auf Jahresbasis gab es eine leichte Erleichterung gegenüber dem vorherigen Wert, aber der Bericht zeigt, dass die Inflation weiterhin hartnäckig ist“, sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt bei Spartan Capital Securities. „Das bedeutet, dass die Pause weitergehen wird. Und das bedeutet, dass die Fed möglicherweise ein Dilemma hat, da die jüngsten Makrozahlen abkühlen und Anzeichen für eine Abkühlung der Wirtschaft zeigen.“

Die Märkte preisen derzeit weitere Zinssenkungen von insgesamt 61 Basispunkten für dieses Jahr ein, wobei eine vollständige erste Zinssenkung erst für Juli erwartet wird, gemäß LSEG-Daten.

Produktivitätswachstum als wirtschaftlicher Lichtblick

Ein positives Signal für die US-Wirtschaft kommt vom Produktivitätswachstum, das in den letzten zwei Jahren schneller war als der Trend in den elf Jahren vor der Covid-19-Pandemie. Austan Goolsbee, Präsident der Federal Reserve Bank of Chicago, betonte in einer Rede die Bedeutung dieses Wachstums für den Lebensstandard.

Goolsbee identifizierte vier Theorien für den jüngsten Produktivitätsschub: Flexibilität durch Heimarbeit, verbesserte Arbeitnehmermobilität nach der „Great Resignation“, unternehmerische Dynamik durch neue Startups und technologische Fortschritte, insbesondere durch KI.

„Sollte dieser Produktivitätsschub auf neue Technologien zurückzuführen sein, könnte er sich weiter in der Wirtschaft ausbreiten“, erklärte Goolsbee mit Verweis auf historische Muster bei Schlüsseltechnologien wie Elektrizität, Telefonie und Computer. Analysen der Federal Reserve Bank of Chicago zeigen, dass Branchen mit Technologie- oder KI-Bezug die signifikantesten Produktivitätssteigerungen verzeichnen.

Zahlungssysteme und finanzielle Infrastruktur unter Stress

Die Zuverlässigkeit globaler Finanzsysteme wurde jüngst auf die Probe gestellt. Ein beispielloser siebenstündiger Ausfall im Zahlungssystem der Europäischen Zentralbank ließ Transaktionen im Wert von vermutlich Billionen Euro aus Unternehmen, Verbrauchern und Investoren in der Schwebe.

Die Störung des sogenannten Target 2-Systems (T2), das täglich mehr als 3 Billionen Euro an Zahlungen und Finanztransaktionen abwickelt, hatte weitreichende Auswirkungen. Die deutsche Bundesbank berichtete, dass gewöhnliche Bankzahlungen wie Löhne, Renten und Sozialtransfers verzögert wurden und mehrere Stunden länger als üblich benötigten.

„Dies ist ein Weckruf, dass alle ernsthaften digitalen Zahlungs- und Währungssysteme Backups benötigen“, sagte Rebecca Christie vom Brüsseler Wirtschafts-Think-Tank Bruegel. „Ausfälle beeinträchtigen die Glaubwürdigkeit.“

Blick auf den Wochenanfang

Die kommende Woche beginnt mit wichtigen Wirtschaftsdaten, die Aufschluss über die Gesundheit des verarbeitenden Gewerbes geben werden. Am Montag, den 3. März 2025, stehen der Manufacturing PMI (Prognose: 51,6, Vorwert: 51,2) und der ISM Manufacturing PMI (Prognose: 50,8, Vorwert: 50,9) im Fokus, die Aktivitätsniveaus im verarbeitenden Gewerbe messen.

Zusätzliche wichtige Daten werden die Bauausgaben sowie Beschäftigungs- und Preisdaten im verarbeitenden Gewerbe sein. Die Atlanta Fed wird zudem ihre aktuelle GDPNow-Schätzung veröffentlichen, die zuletzt bei -1,5% lag.

Während die Märkte diese Wirtschaftsdaten verarbeiten, werden sie gleichzeitig weiterhin die geopolitischen Spannungen und handelspolitischen Entwicklungen im Auge behalten, die in den kommenden Wochen maßgeblichen Einfluss auf die globalen Finanzmärkte haben dürften.