Nur ein kurzes Störfeuer? – Bullishe Formation beim Nasdaq 100
von Sven Weisenhaus
Was für eine Überraschung: Laut dem ifo Institut hat sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen in Deutschland leicht verbessert – und das vor dem Hintergrund der doch angeblich so dramatischen Zollproblematik. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg im April auf 86,9 Punkte, nach 86,7 Zahlern im Marz. Damit legte er das 4. Mal in Folge zu. Wie dazu gestern auch im Börsen-Live-Ticker von stock3 zu lesen war, hatten Ökonomen dagegen mit einer Eintrübung auf 85,1 Punkte gerechnet. Ist also doch alles nicht so schlimm?
Nur ein kurzes Störfeuer?
Das könnte man auch beim Blick auf den DAX annehmen. Dessen Kursverlauf sieht so aus, als hätte es an den Börsen nur ein kurzes Störfeuer gegeben, welches aber inzwischen vollständig „gelöscht“ ist. Der deutsche Leitindex strebt seit seinem Crash-Tief vom 7. April munter nach oben, abgesehen von noch recht scharfen Rücksetzern am 9. und 11. April. Vom Rekordhoch blickt der DAX auf ein recht harmloses Minus von nur noch weniger als 6 %. Ist also alles gar nicht so schlimm?
Ein Blick auf die Details der monatlichen Umfrage des ifo Instituts unter rund 9.000 Firmen offenbart doch einige (Brems-)Spuren der US-Handelspolitik. So sind die Unternehmen zwar etwas weniger skeptisch bezüglich der aktuellen Lage (siehe graue Linie in der folgenden Grafik), sie blicken aber etwas pessimistischer auf ihr zukünftiges Geschäft (blaue Linie) – verständlich, da die Zölle zeitverzögert wirken.
Und auch bei den einzelnen Branchen gibt es Unterschiede:
So ist die überraschende Stimmungsaufhellung im April laut dem Ifo-Institut allein den Dienstleistern und der Baubranche zu verdanken. „Alles, was mit Außenhandel zu tun hat, zeigt hingegen deutlich nach unten“, so das ifo Institut. So seien die Exporterwartungen der Unternehmen eingebrochen, ebenso die Geschäftserwartungen in der Industrie. Und auch der Großhandel und der Bereich Transport und Logistik würden unter dem Handelskrieg leiden, heißt es zu den Umfrageergebnissen.
Einkaufsmanager sind deutlich pessimistischer
Das klingt alles schon etwas weniger positiv. Und das passt dann auch eher zu den Einkaufsmanagerdaten von S&P Global, die gestern ein trüberes Bild der deutschen Wirtschaft zeichneten. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft in Deutschland – also Industrie und Dienstleister zusammen – fiel im April stärker als erwartet. Das Stimmungsbarometer rutschte um 1,6 auf 49,7 Punkte und damit unter die Schwelle von 50 Zählern, ab der bei diesem Frühindikator Wachstum angezeigt wird. Hier hatten Ökonomen nur mit einem Rückgang auf 50,4 Zähler gerechnet.
Die Industrie beschleunigte ihre Talfahrt dabei noch einmal. Das entsprechende Barometer sank leicht auf 48,0 (März: 48,3) Punkte. Und auch der Dienstleistungssektor schnitt, im Gegensatz zu den Daten des ifo Instituts, enttäuschend ab. Das Barometer für die Service-Branche sank auf 48,8 (Februar: 50,9) und damit auf ein 14-Monats-Tief.
Es fällt daher äußerst schwer, der extrem starken Kurserholung des DAX zu trauen. Aber es scheint, als wollten die Kurse nach oben. Und das gilt auch für die Aktienmärkte der USA.
Bullishe Konsolidierungs-Formation bei den US-Indizes
Denn der Nasdaq 100 strebte gestern schon wieder nach oben und konnte das vorgestrige Tageshoch überwinden, nachdem sich die Kurse von diesem relativ deutlich nach unten entfernt hatten.
Diese schnelle Rückkehr zu steigenden Kursen, mit der ein deutlich höheres Tief und im kurzfristigen Bereich sehr schnell ein höheres Hoch gebildet wurde, ist sehr bullish zu werten. Und auch im übergeordneten Bereich zeichnet sich eine bullishe Formation ab. Mit der dicken grünen Aufwärtstrendlinie und dem roten Widerstandsbereich entwickelt sich so etwas wie ein steigendes Dreieck. Gelingt ein Ausbruch über den Widerstandsbereich, wäre dies sehr bullish zu werten. Daran könnte sich eine sehr große Aufwärtsbewegung anschließen.
Mit anderen Worten: Wenn Sie bislang dem Motto „sell the rally“ bei US-Aktien gefolgt sind, dann sollten Sie das nun vorerst pausieren. Erst wenn das Tief des kurzen Rücksetzers bei rund 18.500 Punkten unterschritten wird, trübt sich das Chartbild wieder ein.
Dann gilt es, den Fokus auf die Aufwärtstrendlinie zu richten (dick grün). Und wenn diese gebrochen wird und die Kurse auch noch unter das 61,80%-Fibonacci-Retracement bei 17.434,49 Punkten geraten, können Sie wieder froh sein, Positionen verkauft zu haben.
Aber vorerst heißt es nun abzuwarten, ob der Ausbruch nach oben gelingt oder die Kurse am Widerstandbereich abprallen.
S&P 500 gleicht dem Nasdaq 100, Dow Jones hinkt hinterher
Übrigens: Die gleiche Formation lässt sich beim S&P 500 beobachten.
Der Dow Jones hinkt dagegen hinterher:
Er konnte noch nicht einmal sein vorgestriges Tageshoch überwinden. Es ist also noch längst nicht alles wieder bullish.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)