Paderborn (www.fondscheck.de) – Es gibt aus ökonomischer Sicht gute Gründe für die Bank für Kirche und Caritas (BKC) namibische Staatsanleihen zu halten, aber Nachhaltigkeitsaspekte dürfen dabei nicht zu kurz kommen, so die Bank für Kirche und Caritas eG in der aktuellen Pressemitteilung.
Näheres entnehmen Sie bitte dem Wortlaut der folgenden Pressemeldung:
Emerging Markets und Frontier Markets Staatsanleihen nehmen innerhalb der Rentenstrategien des BKC Asset Managements traditionell eine herausgehobene Rolle ein. „Als kleines Haus können wir dabei auch in Nischen agieren, die größeren Marktteilnehmern meist nicht offenstehen“, berichtet Marian Heller, Fondsmanager des BKC Emerging Markets Renten (ISIN DE000A2AQZJ8 / WKN A2AQZJ ). „Dabei stellen wir immer wieder fest, dass in exotischeren Staatsanleihesegmenten oftmals Risikoprämien vereinnahmt werden können, die in der ‚ersten oder zweiten Reihe‘ nicht realisierbar sind. Die Marktpreisbildung in exotischeren Bondmärkten wie Suriname, Costa Rica, Kasachstan oder Sri Lanka ist auch bei Hartwährungsanleihen nicht immer effizient, weil Anlagerestriktionen von Investoren, Regulatorik, Illiquidität, geringere Research Abdeckung und auch verhaltensorientierte Hürden die Zahl der Investoren von vornherein begrenzen.“
Ein Paradebeispiel für eine auffällige Höherkompensation des Anlagerisikos war in den letzten Jahren auch immer wieder bei Anleihen aus Namibia zu beobachten.
Auch aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten sprach bisher aus Sicht der katholischen Kirchenbank nichts gegen eine Investition in namibische Anleihen, da bisher kein Verstoß gegen ihre ethisch-nachhaltigen Ausschlusskriterien vorlag. Seit dem 1. Januar 2020 hat die BKC ihren bisherigen Ausschluss-Kriterienfilter für Staatsanleihen überarbeitet und um das Kriterium „Nicht-Ratifizierung der UN-Biowaffenkonvention“ ergänzt. Namibia gehört zu den wenigen Staaten, die bisher nicht zu den Unterzeichnern dieser Konvention zählen.
„Eigentlich ein klarer Investmentausschluss“, befindet Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der BKC, „wäre da nicht der Umstand, dass bereits in Erfahrung zu bringen war, dass Namibia einer Unterzeichnung der Biowaffenkonvention nicht mehr ablehnend entgegensteht.“ Zudem wird von der BKC die solide Positionierung bei entscheidenden Nachhaltigkeitskriterien wie beispielsweise „Political Rights and Civil Liberties“ sowie die Ratifizierung der Konvention chemischer Waffen positiv bewertet. Durch diese Rahmenbedingungen sieht die Bank die Chance in einen Dialog, dem sogenannten „Engagement“, mit staatlichen Stellen zu treten, um zügig zur Unterzeichnung der Biowaffen-Konvention zu motivieren. Das Engagement ist für die Bank aus Paderborn fester Bestandteil ihrer ethisch-nachhaltigen Anlagestrategie. Jedoch ist es das erste Mal, dass nicht ein Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit angehalten wird, sondern ein Staat.
„Wir scheuen uns nicht, auch mit einem Staat in einen Dialog zu treten und ihm klar zu machen, dass wir als christlich orientierte Investoren nicht nur die Notwendigkeit sehen, den Frieden durch die Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen zu unterstützen, sondern zudem die Dringlichkeit dieser Frage betonen. Denn es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass in mehreren Regionen Afrikas terroristische Organisationen versuchen, neben Handfeuerwaffen auch Massenvernichtungswaffen zu erwerben“, erklärt Piemonte. „Sollte von Seiten Namibias jedoch keinerlei Dialogbereitschaft zu erkennen sein und sich auch keine Unterzeichnung der Biowaffenkonvention absehen lassen, wird die Ampel auf ‚Verkauf‘ gestellt!“
Die BKC führt den Engagement-Dialog auch im Namen des Engagement-Netzwerks europäischer institutioneller Investoren „Shareholders for Change“ (SfC). Das SfC-Netzwerk hat momentan elf Mitglieder aus sieben europäischen Ländern und vertritt zusammengenommen über 25 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen.
Fundamental zählt Namibia sicherlich zu den stabileren Volkswirtschaften im südlichen Afrika und sah sich in den letzten Jahren nicht mit den schwerwiegenden Problemen konfrontiert, die beispielsweise in Mozambique, Sambia oder gar Simbabwe vorherrschten.
„Zwar ist auch in Namibia in jüngster Vergangenheit eine Verschlechterung der Leistungsbilanzsalden und Verschuldung zu beobachten, doch liegen die Werte noch in einem vertretbaren Rahmen“, analysiert Marian Heller. „Die externe Position, beispielsweise gemessen am Nettoauslandsvermögen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, bleibt stabil. Die institutionelle Qualität erreicht nicht die heraussagenden Werte, welche beispielsweise das Nachbarland Botswana aufweist, ist für afrikanische Verhältnisse aber gut. Das Land ist eine stabile Demokratie und gehört bei Rechtssicherheit und Korruptionskontrolle zur afrikanischen Top-Liga. Die Notenbank gilt als unabhängig und konnte die Inflation zumeist stabil unterhalb 5% halten“.
„Die hohe Rohstoffabhängigkeit Namibias führt zwar zu äußerst volatilen Phasen bei Leistungsbilanz und Haushaltsdefizit. Im Vergleich zu vielen anderen afrikanischen Staaten verfügt das Land jedoch über einen deutlich breiteren Korb an Rohstoffen (Uran, Diamanten, Kupfer, Blei, Gold; Agrargüter, Fischerei)“, so der Fondsmanager. „Das gut kapitalisierte Bankensystem zeigt keine Kreditexzesse und eine sehr niedrige Rate an faulen Krediten, das World Economic Forum zählt Namibias Bankensystem zu den vierzig besten der Welt.“ (17.02.2020/fc/n/s)