Wien (www.fondscheck.de) – Bei der Zuordnung von Untergruppen zu Branchen kam es zu einer Änderung, so die Experten von „FONDS professionell“.

So zähle der Zahlungsdienstleister Visa im US-Barometer S&P 500 nicht mehr als IT-Unternehmen, sondern gehöre zum Finanzsektor. Das sei nicht der erste Umbau von Indices.

Eine Überholung wichtiger Börsenbarometer sei abgeschlossen. Zum 17. März sei eine Änderung des Global Industry Classification Standard (GICS) in Kraft getreten. Dieser Standard regele die Zuordnung von Subsektoren zu einzelnen Branchen. Infolge des Umbaus erhalte der Finanzsektor etwa im US-Leitindex S&P 500 ein größeres Gewicht. So würden Zahlungsdienstleister künftig als Finanzwerte klassifiziert. Auch im Subsektor Einzelhandel sei es zu Veränderungen gekommen.

„Dadurch steigt das Gewicht der Finanzwerte am breiten US-Markt um rund drei Prozent“, erläutere Manuel Schleifer, Analyst bei der österreichischen Raiffeisen Research, in einer Analyse. Ein prominentes Beispiel sei der Kreditkartenkonzern Visa, der von dem IT-Sektor in den Bereich Financials wechsele. „Transaktions- und Zahlungsdienstleister machen damit rund 20 Prozent des neuen Finanzsektors aus, wodurch dieser wachstumslastiger wird und somit ein Stück weit sein ‚Old-Economy‘-Image aufpoliert“, meine Schleifer.

Diese Umsortierung sei nicht die erste Änderung an der Branchenzuordnung einzelner Untergruppen. Im Herbst 2018 sei es zu einem umfassenden Umbau der GICS-Klassifizierung gekommen. Damals seien Börsenriesen wie die Google-Muttergesellschaft Alphabet, das Videoportal Netflix, das soziale Netzwerk Facebook oder der Kurznachrichtendienst Twitter sowie der Bezahlservice Paypal in die neue Branche namens Kommunikationsdienstleistungen gewandert. Das GICS-System würden die Indexanbieter S&P Dow Jones und MSCI verwenden.

Die Konkurrenten FTSE Russell und Stoxx hätten ab dem Sommer 2019 ihre Klassifizierung neu sortiert. Die beiden Häuser würden sich auf die Industry Classification Benchmark (ICB) stützen. Diese hätten Dow Jones und die britische FTSE Group im Jahr 2006 entworfen. Dow Jones Index habe sich allerdings aus dem ICB-Konsortium zurückgezogen und seine eigene Branchensystematik aufgebaut. Das Unternehmen sei später in einem Joint Venture mit S&P aufgegangen. Im Zuge dessen habe das Haus einen Teil seiner Barometer aus der Dow-Jones-Familie von der hauseigenen Einteilung auf den GICS-Standard umgestellt.

Solche Umbauten würden Produktanbietern viel Arbeit bescheren. Fonds und andere Finanzinstrumente müssten an die Vorbilder angepasst werden. Die Umstellung des ICB-Systems sei daher mit langen Übergangszeiten erfolgt. Dennoch würden börsengehandelte Indexfonds (ETFs) meist ihrem zugrundeliegenden Barometer folgen und ihr Portfolio zum Änderungsstichtag umstellen. Manche ETF-Anbieter würden allerdings die Umbauarbeiten über ein paar Tage strecken, um die Auswirkungen von Preisverzerrungen an solchen Index-Umbau-Stichtagen zu mildern. (News vom 24.03.2023) (27.03.2023/fc/n/e)