Wien (www.fondscheck.de) – Börsengehandelte Fonds, bei denen Portfoliomanager und nicht ein Index über die Zusammensetzung entscheiden, erleben in den USA einen Boom, so die Experten von „FONDS professionell“.

In Europa habe der Trend noch nicht an Fahrt gewonnen. Nun betrete jedoch der Branchenprimus BlackRock den Markt, wie FONDS professionell erfahren habe.

Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock lege in Europa börsengehandelte Fonds (ETFs) auf, deren Portfolio durch aktive Managemententscheidungen zusammengestellt werde, wie FONDS professionell ONLINE exklusiv erfahren habe. Dieser Schritt könne den Markt für aktive ETFs in Europa beleben. In den USA erreiche diese Gattung hohe Wachstumsraten. Dort seien im vergangenen Jahr deutlich mehr aktive als passive ETFs aufgelegt worden. In Europa gelte das Feld dagegen noch als Nische. Hier würden ETFs dominieren, die einen Börsenindex abbilden würden. BlackRock sei mit der Marke iShares der mit Abstand größte ETF-Anbieter in Europa.

Die beiden neuen aktiven ETFs würden auf Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen setzen. Daneben würden die Fondsmanager Index-Call-Optionen verkaufen. Der Fondsanbieter bringe einmal eine weltweite Strategie und einmal eine auf US-Aktien auf den Markt. Der iShares World Equity High Income ETF und der iShares U.S. Equity High Income ETF würden auf Xetra in Frankfurt, an der Euronext Amsterdam und in Kürze an der Londoner Börse notiert. Die Verwaltungsgebühr gebe der Fondsanbieter mit 0,35 Prozent an.

Für die Fonds werde BlackRocks Dividendenstrategie mit den Erfahrungen der Portfoliomanager sowie Erkenntnisse aus der Analyse großer Datenmengen unter Zuhilfenahme maschinellen Lernens kombiniert, heiße es von dem Haus. Die Manager würden die Unternehmen heraussuchen, die sich besser oder schlechter als der Markt entwickeln könnten. Die weltweite Strategie würden Raffaele Savi, Robert Fisher und Anna Hawley lenken. Die US-Strategie würden Savi und Fisher zusammen mit Travis Cooke verantworten.

„Aktive ETFs bilden die nächste Welle der Produktinnovation“, sage Manuela Sperandeo, Leiterin Smart Beta, nachhaltige und thematische ETFs bei BlackRock, im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. „Viele Gründe sprechen dafür, dass dies ein wichtiger Moment in der Geschichte der ETFs in Europa ist“, meine Sperandeo. In der europäischen Fondswelt seien in den vergangenen Jahren bei den Vertriebsmodellen Veränderungen zu beobachten gewesen.

„Im Zuge des Aufstiegs der Finanzberatung auf Honorarbasis gewinnen ETFs zunehmend an Bedeutung“, erläutere Sperandeo. „Dieser Wandel nimmt Fahrt auf. Darauf zu reagieren, verschafft uns einen entscheidenden Vorteil.“ Ein weiterer wichtiger Treiber des Wandels in der Vermögensverwaltung sei der Aufstieg des „digitalen Investors“, etwa über Robo Advisor oder Neobroker. „Viele dieser neuen Akteure bevorzugen ETFs als Vehikel“, berichte die ETF-Expertin. „Diese Dynamik veranlasste uns, auch in Europa die Reise mit aktiven ETFs anzutreten.“

Auch die Entwicklung an den Märkten habe Anleger vor Herausforderungen gestellt, sodass ein breiter gefächertes Sortiment an Investment-Werkzeugen notwendig geworden sei. „Wir reißen einen alten Grenzzaun nieder“, sage Sperandeo. Ihr Haus greife nun auf aktives Management zurück, um die Gelegenheiten zu nutzen, die sich auf den Finanzmärkten eröffnen würden. „Dies bieten wir im Mantel eines börsengehandelten Fonds, der durch seine Transparenz, seine Effizienz und seine Einfachheit besticht“, meine die BlackRock-Managerin. „Ich bin davon überzeugt, dass diese Kombination extrem leistungsstark ist.“

Die beiden neuen aktiven ETFs von iShares dürften erst der Anfang sein. Weitere Strategien auf verschiedene Anlageklassen könnten folgen, habe Sperandeo angedeutet. In den USA seien aktive ETFs bereits etabliert. So habe die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihren Ark-ETFs dem Segment Auftrieb verliehen. Mit der Übernahme des Anbieters Rize ETF werde Ark auch in Europa aktiv. Zudem habe in den USA eine Änderung der Regulierung die Auflage aktiver ETFs für Anbieter attraktiver erscheinen lassen. So habe etwa Allspring-Chef Joe Sullivan im Interview mit dieser Redaktion gesagt, dass sein Haus den ETF-Markt betreten wolle.

In Europa hätten bislang nur wenige Asset Manager ETFs lanciert, die auf einem aktiven Managementansatz fußen würden. Doch die Zahl wachse. So habe der kalifornische Anleihen-Riese Pimco bereits vor geraumer Zeit eine Reihe aktiver ETFs aufgelegt. Auch die Fondsableger der US-Großbanken, J.P. Morgan Asset Management und Goldman Sachs Asset Management, seien in den Bereich eingestiegen. Daneben hätten die Fondsgesellschaften Fidelity und Franklin Templeton aktive Strategien lanciert, vor allem im Rentenbereich. Jüngste Neuzugänge in diesem Feld seien AXA Investment Managers und BNP Paribas Asset Management. (26.03.2024/fc/n/e)