Liebe Leserinnen und Leser,
was für eine verrückte Zeit an den Märkten, finden Sie nicht auch? Es fühlt sich an, als würden wir permanent durch dichten Nebel navigieren, und die größte Nebelmaschine steht derzeit wohl in Washington. Die widersprüchlichen Signale zur Handelspolitik, insbesondere im Dauerclinch mit China, sorgen für eine Achterbahnfahrt, die selbst hartgesottenen Anlegern einiges abverlangt. Mal keimt Hoffnung auf Entspannung auf, dann wieder herrscht blanke Verunsicherung.
Inmitten dieses Durcheinanders stellt sich die Frage: Wo stehen wir wirklich? Sind die jüngsten Erholungen an den Börsen nachhaltig oder nur ein kurzes Luftholen vor dem nächsten Sturm? Und wo finden sich vielleicht gerade jetzt interessante Nischen? Lassen Sie uns gemeinsam versuchen, etwas Klarheit in das aktuelle Geschehen zu bringen.
US-Handelspolitik: Wer spricht denn nun für Washington?
Das Verwirrspiel um mögliche Handelsgespräche zwischen den USA und China erreichte in den letzten Tagen einen neuen Höhepunkt. Während Präsident Trump von laufenden Verhandlungen und Gesprächen mit Präsident Xi sprach, klang das aus dem Mund seines eigenen Finanzministers Scott Bessent ganz anders. Er wisse nichts von solchen Gesprächen und auch nicht, ob die Präsidenten überhaupt miteinander gesprochen hätten. Peking dementierte ebenfalls vehement.
Was sollen wir davon halten? Es wirkt, als wüsste die linke Hand in Washington nicht, was die rechte tut – oder als würden bewusst Nebelkerzen gezündet. Für die Märkte ist diese Kakophonie Gift. Die Unsicherheit lähmt Investitionsentscheidungen und drückt auf die Stimmung, wie wir zuletzt auch an den Konjunkturdaten aus den USA und den direkten Nachbarn sehen konnten.
Mexiko etwa erwartet laut einer aktuellen Reuters-Umfrage dieses Jahr kaum noch Wachstum – eine dramatische Korrektur nach unten, hauptsächlich wegen der US-Zölle. Auch Kanada droht laut Wells Fargo in eine technische Rezession zu rutschen, zu stark ist die Abhängigkeit vom großen Nachbarn und dessen protektionistischer Politik. Selbst in Taiwan, dessen Tech-Exporte eigentlich boomen, trübt die Sorge vor US-Zöllen den Ausblick.
Es ist kein Wunder, dass Investoren beginnen, die Verlässlichkeit der USA als Handelspartner und Anlagestandort zu hinterfragen. Der "Brand USA", wie es ein Analyst treffend nannte, bekommt Kratzer. Der US-Dollar hat im April deutlich nachgegeben – ein Zeichen dafür, dass Kapital nach Alternativen sucht.
Krypto: Die digitale Fluchtburg in unsicheren Zeiten?
Und wo suchen Anleger nach Alternativen? Auffällig ist die relative Stärke des Kryptomarktes in den letzten Wochen. Während traditionelle Märkte schwankten, zeigte sich Bitcoin robust und notiert nahe der Marke von 95.000 Dollar. Die Investmentbank Standard Chartered prognostiziert sogar einen neuen Höchststand von 120.000 Dollar noch in diesem Quartal und sieht Bitcoin bis Jahresende bei 200.000 Dollar. Die Begründung: eine strategische Umschichtung weg von US-Anlagen hin zu Alternativen wie Bitcoin.
Interessant ist auch, dass Nexo, eine große Kryptobörse, ihre Rückkehr in den US-Markt angekündigt hat – und das bei einem Event mit Donald Trump Jr., der Krypto als "Zukunft des Finanzwesens" pries. Gleichzeitig kündigte Nuvve Holding, ein Unternehmen aus dem Bereich Netzmodernisierung, an, eine eigene Krypto-Sparte aufzubauen und massiv in Bitcoin und andere digitale Assets zu investieren. Man wolle nicht an der Seitenlinie stehen, während die nächste Finanzrevolution stattfindet, so der CEO.
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Ist Krypto also die neue Fluchtburg? Ich bleibe da vorsichtig. Die Volatilität ist nach wie vor extrem hoch, und regulatorische Risiken sind nicht verschwunden. Aber es ist unübersehbar, dass digitale Assets in Zeiten geopolitischer und handelspolitischer Unsicherheit an Attraktivität gewinnen – sei es als spekulatives Investment oder als Versuch, sich dem traditionellen Finanzsystem ein Stück weit zu entziehen. Dass immer mehr Unternehmen und offenbar auch einflussreiche politische Kreise in den USA dem Thema positiv gegenüberstehen, ist ein nicht zu unterschätzendes Signal.
Europa: Zwischen Hoffen auf Zinssenkungen und neuen Risiken
Und wie reagiert Europa auf die Turbulenzen? Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint sich zunehmend auf eine Zinssenkung im Juni einzustellen. Die Inflation im Euroraum nähert sich dem 2%-Ziel, und die wirtschaftliche Abkühlung, auch verstärkt durch die US-Zölle, gibt der EZB Spielraum. Francois Villeroy de Galhau, Chef der französischen Notenbank und EZB-Ratsmitglied, betonte kürzlich, dass man noch "graduellen Spielraum für Zinssenkungen" habe. Die Hoffnung ist, dass Europa als stabilisierender Faktor in der Weltwirtschaft auftreten könnte, während die USA mit hausgemachten Problemen kämpfen.
Doch auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt. Belgien etwa bekam von S&P gerade den Ausblick für sein Kreditrating auf "negativ" gesenkt. Die Gründe: hohe Staatsschulden und die Anfälligkeit der offenen belgischen Wirtschaft für globale Handelsspannungen. Ein Beispiel dafür, wie schnell externe Schocks auch auf vermeintlich stabile europäische Volkswirtschaften durchschlagen können. Immerhin gibt es auch positive Nachrichten: Die EU-Kommission genehmigte die millionenschwere Staatshilfe für die deutsche Fluglinie Condor, was nach der Thomas-Cook-Pleite für Stabilität sorgt.
Mein Fazit: Augen auf und Kurs halten!
Was nehmen wir also mit aus dieser Gemengelage? Die Unsicherheit, angeheizt durch die unberechenbare US-Politik, bleibt vorerst unser ständiger Begleiter. Eine schnelle Lösung im Handelsstreit ist trotz aller Rhetorik nicht in Sicht. Das belastet die globale Konjunktur und sorgt für Nervosität an den Märkten.
Gleichzeitig sehen wir interessante Verschiebungen: Der Krypto-Sektor gewinnt an Bedeutung, auch wenn hier Vorsicht geboten bleibt. Europa könnte von einer vorsichtigen Lockerung der Geldpolitik profitieren, ist aber selbst nicht immun gegen externe Schocks. Und Schwellenländer wie Brasilien versuchen, sich als attraktive Investitionsziele in Stellung zu bringen – Brasilien will beispielsweise mit Steuererleichterungen große Datenzentren anlocken.
Für Sie als Anleger bedeutet das: Bleiben Sie wachsam, aber lassen Sie sich nicht von jeder Schlagzeile verrückt machen. Eine breite Streuung Ihrer Anlagen über verschiedene Regionen und Anlageklassen hinweg ist in diesem Umfeld wichtiger denn je. Prüfen Sie Ihr Portfolio und justieren Sie es gegebenenfalls nach, aber vermeiden Sie hektische Umschichtungen. Manchmal ist es das Beste, den Kurs zu halten und den Nebel abzuwarten.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche und möglichst ruhige Börsenwoche!
Herzlichst,
Ihr Eduard Altmann
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