Inflation und Wirtschaft im Wandel: Globale Trendwende bei Verbraucherpreisen
Bemerkenswerte Preisberuhigung in Pakistan und der Türkei, während die Eurozone eine industrielle Erholung verzeichnet und Deutschland massive Investitionspläne erwägt.

- Pakistans Inflationsrate auf Zehnjahrestief gesunken
- Türkei vor signifikanter Leitzinssenkung
- Europas Industriesektor nähert sich Wachstumsphase
- Deutschland plant Verteidigungsinvestitionen in Milliardenhöhe
Die Inflation in mehreren Regionen der Welt zeigt Anfang März 2025 deutliche Anzeichen einer Entspannung. Besonders markant ist die Entwicklung in Pakistan, wo die jährliche Inflationsrate im Februar auf 1,5 Prozent sank – der niedrigste Wert seit fast einem Jahrzehnt. Diese Entwicklung steht im Kontrast zu den beachtlichen 23,1 Prozent im Vorjahresmonat und unterstreicht eine signifikante wirtschaftliche Trendwende in Südasien.
Pakistans Inflationsrückgang als Erfolgsgeschichte
Der dramatische Rückgang der Inflation in Pakistan wird von Wirtschaftsexperten als Zeichen einer erfolgreichen Stabilisierungspolitik gewertet. Die pakistanische Regierung führt diese positive Entwicklung auf das im September 2024 vereinbarte 7-Milliarden-Dollar-Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurück. „Ein günstiger Basiseffekt aus dem Vorjahr mit seiner hohen Inflation hat zu diesem Ergebnis beigetragen“, erklärt Waqas Ghani, Forschungsleiter bei JS Global. Die Daten werden primär durch einen Rückgang der Lebensmittelinflation mit deutlichen Preissenkungen bei Grundnahrungsmitteln getrieben.
Das pakistanische Finanzministerium hatte in seinem letzten Monatsbericht noch mit einer Stabilisierung der Inflation im Februar zwischen 2,0 und 3,0 Prozent gerechnet, was die tatsächliche Entwicklung noch übertrifft. Für März 2025 prognostizieren die Experten einen leichten Anstieg auf 3,0 bis 4,0 Prozent. „Wir erwarten einen Anstieg der Lebensmittelinflation während des Ramadan“, fügt Ghani hinzu. Die Verbraucherpreise fielen im Februar im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent, was die Abkühlung zusätzlich unterstreicht.
Türkei signalisiert Zinswende
Während Pakistan eine unerwartet niedrige Inflationsrate aufweist, zeigt auch die Türkei Anzeichen einer Entspannung. Nach Einschätzung von Central Economics wird die türkische Zentralbank am kommenden Donnerstag eine deutliche Zinssenkung um 250 Basispunkte vornehmen. Grundlage für diese Prognose ist die niedriger als erwartete türkische Inflationsrate für Februar, die bei 2,3 Prozent im Monatsvergleich lag – deutlich unter den Erwartungen von 2,6 bis 2,9 Prozent und weit entfernt von den 5,0 Prozent im Januar.
Die jährliche Inflationsrate in der Türkei sank auf 39,05 Prozent, verglichen mit 42,1 Prozent im Vormonat. Der Rückgang wird teilweise auf Senkungen bei Gesundheits-Zuzahlungen zurückgeführt, wodurch die Gesundheitspreise um 4,4 Prozent fielen. Die meisten Hauptkategorien des türkischen Verbraucherpreisindex verzeichneten Inflationsraten von etwa 3 Prozent oder weniger im Monatsvergleich. Die Kernrate entsprach mit 2,3 Prozent genau dem Gesamtwert.
Central Economics hält an seiner nach der Veröffentlichung der Januar-Inflationsdaten eingenommenen Position fest, dass der Anstieg zu Jahresbeginn ein Einzelfall war. Faktoren wie die Erhöhung des Mindestlohns und die gestiegene Nachfrage im vierten Quartal 2024 übten keinen anhaltenden Inflationsdruck aus. Die Analysten erwarten, dass der Leitzins bis Ende des Jahres auf 32,00 Prozent sinken wird, nach der prognostizierten Senkung auf 42,50 Prozent in dieser Woche.
Eurozone: Fertigungssektor nähert sich Wachstumsschwelle
Auch in der Eurozone gibt es positive wirtschaftliche Signale. Die Fertigungsindustrie zeigt Anzeichen einer Erholung, wobei der Nachfragerückgang auf den geringsten Stand seit fast drei Jahren gesunken ist. Der endgültige Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone, erstellt von S&P Global für die Hamburg Commercial Bank (HCOB), stieg im Februar auf 47,6 – höher als die vorläufige Schätzung von 47,3 und näher an der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Obwohl der PMI seit Mitte 2022 unter der 50-Punkte-Marke liegt, verbesserte er sich im Februar auf 47,6, verglichen mit 46,6 im Januar, nach einem Rückgang im Dezember. Diese Entwicklung deutet auf eine langsame, aber stetige Erholung des wichtigen europäischen Fertigungssektors hin.
Italien verzeichnet moderates Wirtschaftswachstum
Italiens Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent und blieb damit hinter der offiziellen Prognose der Regierung von 1,0 Prozent zurück. Dennoch fielen Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung niedriger aus als erwartet, wie das nationale Statistikbüro ISTAT Anfang März mitteilte. Das Wachstum von 0,7 Prozent – identisch mit dem des Jahres 2023 – wurde durch vier zusätzliche Arbeitstage im Vergleich zum Vorjahr begünstigt.
Für das laufende Jahr hat das italienische Finanzministerium ein Wachstumsziel von 1,2 Prozent für die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone festgelegt. Die Herausforderung wird sein, dieses ambitionierte Ziel angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten in Europa zu erreichen.
Hongkong: Einzelhandelsumsätze trotz Tourismusaufschwung rückläufig
In Hongkong sind die Einzelhandelsumsätze trotz steigender Besucherzahlen weiterhin rückläufig. Im Januar fielen die Umsätze um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, was den elften aufeinanderfolgenden Monat mit Rückgängen markiert. Allerdings hat sich die Abwärtsdynamik im Vergleich zum revidierten Rückgang von 9,6 Prozent im Dezember abgeschwächt, was teilweise auf das frühere chinesische Neujahrsfest in diesem Jahr zurückzuführen ist.
Die Gesamteinzelhandelsumsätze im Januar beliefen sich auf 35,3 Milliarden Hongkong-Dollar (4,5 Milliarden US-Dollar). In volumetrischer Betrachtung fielen die Einzelhandelsumsätze im Januar um 5,2 Prozent im Jahresvergleich, verglichen mit einem revidierten Rückgang von 11,3 Prozent im Dezember und einem Rückgang von 8,4 Prozent im November.
Trotz der Lockerung der Visabeschränkungen für Einwohner Shenzhens bei Besuchen in Hongkong seit Dezember 2024 und einer Zunahme der Besucherzahlen auf 4,74 Millionen im Januar – ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat – gaben die Kunden weniger aus. Besonders der Verkauf von Schmuck, Uhren und Wertgegenständen brach im Januar um 17,9 Prozent im Jahresvergleich ein, nach einem Rückgang von 14,5 Prozent im Dezember. Der Verkauf von Bekleidung, Schuhen und verwandten Produkten stieg hingegen um 2,2 Prozent, nach einem Rückgang von 11,1 Prozent im Dezember.
Deutschland erwägt massive Investitionsfonds
In Deutschland zeichnet sich eine grundlegende finanzpolitische Neuausrichtung ab. Nach Einschätzung von Analysten der Deutschen Bank stellen aktuell diskutierte neue Fonds für Verteidigung und Infrastruktur einen „Paradigmenwechsel“ für Europas größte Volkswirtschaft dar. Diese könnten potentiell Hunderte von Milliarden Euro umfassen.
Wirtschaftsexperten, die die Parteien in den Koalitionsverhandlungen nach den Bundestagswahlen im letzten Monat beraten, schätzen den Umfang des Verteidigungsfonds auf etwa 400 Milliarden Euro, während für den Infrastrukturfonds zwischen 400 und 500 Milliarden Euro vorgesehen sein könnten. Eine angespannte Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus am vergangenen Freitag verstärkte in Berlin das Gefühl der Dringlichkeit, insbesondere die Verteidigungsausgaben zu erhöhen.
Friedrich Merz, der Vorsitzende der konservativen Union und wahrscheinlich nächster Bundeskanzler, hat erklärt, die Abgeordneten sollten „auf das Beste hoffen und sich auf das Schlimmste vorbereiten“ bezüglich der Beziehungen zu den USA. Die konservative Union und die Sozialdemokraten des derzeitigen Bundeskanzlers Olaf Scholz führen Sondierungsgespräche über die Bildung einer Koalitionsregierung bis Ostern unter Merz‘ Führung.
In einer Mitteilung an Kunden am Montag wiesen Analysten der Deutschen Bank unter der Leitung von Robin Winkler darauf hin, dass die beiden Fonds zusammen etwa 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts ausmachen würden. Selbst wenn die Summe über zehn Jahre ausgegeben würde, entspräche sie in etwa dem Betrag, den Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990 in Ostdeutschland investiert hat. „Mit anderen Worten, es wäre ein fiskalpolitischer Regimewechsel von historischen Ausmaßen“, schrieb Winkler.
Die Diskussion in Berlin konzentriert sich vor allem auf die Lockerung der deutschen finanzpolitischen Regeln, insbesondere die Aufweichung der als „Schuldenbremse“ bekannten Kreditaufnahme-Begrenzung. Dieses Thema hatte sich in den letzten Monaten als wichtiger Streitpunkt erwiesen und sogar zum Sturz der Regierung Scholz Ende 2024 beigetragen.
Die Entwicklungen in Deutschland spiegeln einen allgemeinen Trend in mehreren europäischen Ländern wider, die beginnen, mehr Mittel für Militärausgaben bereitzustellen, angeregt durch jüngste Aussagen und Handlungen der Trump-Administration, die ernsthafte Zweifel daran aufkommen lassen, ob die Region sich weiterhin auf die USA als langfristige Sicherheitsgarantie verlassen kann.
Zusammenfassend zeigt der globale Wirtschaftsausblick Anfang März 2025 ein gemischtes Bild: Während einige Regionen wie Pakistan und die Türkei deutliche Entspannungszeichen bei der Inflation zeigen, kämpfen andere wie Hongkong mit anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen. Deutschland steht möglicherweise vor einem historischen fiskalischen Umbruch, während die Eurozone insgesamt erste Anzeichen einer langsamen Erholung im Fertigungssektor zeigt. Diese divergierenden Trends unterstreichen die komplexe und vielschichtige Natur der aktuellen globalen Wirtschaftslage.