Die globale Geldpolitik steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Während die Europäische Zentralbank (EZB) bereits ihre vierte Zinssenkung in Folge vollzogen hat, hält die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) an ihrer restriktiven Geldpolitik fest. Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA zeigen einen leichten Anstieg des PCE-Preisindex um 0,3% im Dezember, was die vorsichtige Haltung der Fed untermauert.
Divergierende Strategien der Zentralbanken
Die EZB zeigt sich zuversichtlich, dass die Inflation im Euroraum bis zum Sommer 2025 das Zwei-Prozent-Ziel erreichen wird. Der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau bekräftigt den klaren Kurs in Richtung einer neutraleren Geldpolitik. Die Märkte erwarten für 2025 drei weitere Zinssenkungen, die den Einlagensatz auf 2% senken könnten.
In den USA zeichnet sich hingegen ein komplexeres Bild ab. Fed-Gouverneurin Michelle Bowman warnt vor anhaltenden Inflationsrisiken und plädiert für einen vorsichtigen, graduellen Ansatz bei künftigen Zinssenkungen. Die robusten Arbeitsmärkte, steigende Löhne und günstige Finanzierungsbedingungen könnten den Preisdruck aufrechterhalten.
Politische Unsicherheiten belasten Wirtschaftsausblick
Die angekündigten handelspolitischen Maßnahmen der Trump-Administration werfen bereits ihre Schatten voraus. Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee äußert Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen möglicher Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada. Diese könnten die Preisentwicklung beeinflussen und die geldpolitischen Signale verwischen.
Nordamerikanische Wirtschaft unter Druck
Kanadas Wirtschaft zeigt deutliche Schwächesignale. Das Haushaltsdefizit der ersten acht Monate des Fiskaljahres 2024/25 stieg auf 22,72 Milliarden kanadische Dollar, getrieben durch höhere Staatsausgaben und steigende Zinslasten. Die jüngsten BIP-Daten zeigen einen Rückgang um 0,2% im November, wobei für Dezember eine leichte Erholung erwartet wird.
Der Chicago Purchasing Managers‘ Index (PMI) deutet mit einem Wert von 39,5 zwar auf eine leichte Verbesserung hin, bleibt aber unter den Erwartungen und signalisiert weiterhin eine Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe.
Ausblick und Marktimplikationen
Die unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze von Fed und EZB spiegeln die jeweiligen wirtschaftlichen Realitäten wider. Während Europa auf dem Weg zu einer normalisierten Geldpolitik ist, zwingen Inflationssorgen und politische Unsicherheiten die Fed zu anhaltender Vorsicht. Die drohenden Handelsspannungen könnten die wirtschaftliche Erholung in Nordamerika zusätzlich belasten und den geldpolitischen Spielraum weiter einschränken.
Die Finanzmärkte werden diese divergierenden Entwicklungen genau beobachten, da sie sowohl Währungskurse als auch globale Anlagestrategien maßgeblich beeinflussen können. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die unterschiedlichen geldpolitischen Pfade zu einer verstärkten Marktvolatilität führen werden.