Kurz zusammengefasst:
  • US-Zolldrohungen erschüttern Investorenvertrauen
  • Europäische Börsen bleiben trotz Spannungen stabil
  • Ölangebot übersteigt Nachfrage in 2025
  • Vermehrte Kapitalflüsse in chinesische Aktien
  • Rüstungswerte profitieren von Europas Verteidigungsfokus

Die globalen Finanzmärkte stehen am 13. März 2025 unter dem Schatten zunehmender Handelsspannungen, während die Trump-Administration ihre protektionistische Agenda weiter vorantreibt. Die jüngste Drohung des US-Präsidenten mit Zöllen von 200% auf europäische Getränkeimporte hat Anleger weltweit verunsichert und die bereits bestehenden Sorgen um ein fragiles Wirtschaftswachstum verstärkt. Die verschärften Handelskonflikte zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern drohen zu einer ernsthaften Belastung für die Weltwirtschaft zu werden.

Handelsspannungen belasten Aktienmärkte

Die internationalen Aktienmärkte reagieren empfindlich auf die Verschärfung der Handelsrhetorik. Der US-amerikanische S&P 500 verzeichnet seit Jahresbeginn einen Rückgang von mehr als 5%, während der europäische STOXX 600 trotz der jüngsten Turbulenzen noch ein Plus von über 6% aufweist. Diese Divergenz spiegelt unterschiedliche regionale Dynamiken wider – während europäische Aktien von Verteidigungsausgaben und Hoffnungen auf eine Friedenslösung in der Ukraine profitieren, belasten Zollängste zunehmend die US-Märkte.

„Die Handelsleitlinien aus dem Weißen Haus sind so unberechenbar, dass Anleger nicht jede Nachrichtenmeldung in ihre Investitionsstrategien einfließen lassen können“, erklärt Peter Andersen von der Andersen Capital Management. Diese Unsicherheit spiegelt sich deutlich in den täglichen Marktschwankungen wider.

Die bereits wirksamen erhöhten US-Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte haben schnelle Vergeltungsmaßnahmen aus Kanada und der Europäischen Union nach sich gezogen. Besonders der deutsche Automobilkonzern Volkswagen steht unter Druck, nachdem das Unternehmen die Produktion in seinem Werk in Tennessee reduzieren musste – offiziell aufgrund der schwächeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte.

Inflation und Zinspolitik im Fokus

Während die Märkte mit Handelsspannungen kämpfen, deuten aktuelle Wirtschaftsdaten auf eine Abkühlung der Inflation hin. Die US-Erzeugerpreise blieben im Februar überraschend unverändert, was auf eine mögliche Entspannung der Preisdynamik hindeutet. Dennoch bleiben Experten vorsichtig, was die langfristigen Inflationsaussichten betrifft.

„Die Februar-Berichte zur Verbraucher- und Erzeugerpreisentwicklung fielen besser als erwartet aus und zeigen, dass der Inflationsanstieg zum Jahreswechsel wahrscheinlich nur Rauschen und kein Signal war“, analysiert Bill Adams, Chefvolkswirt bei Comerica Bank. Er betont jedoch, dass die Inflationsaussichten stärker von politischen Entscheidungen wie Zöllen und Maßnahmen der Department of Government Efficiency (DOGE) abhängen als von „rückwärtsgerichteten Datenveröffentlichungen“.

In Polen hat Zentralbankchef Adam Glapinski klargestellt, dass angesichts der Inflationsaussichten derzeit keine Gründe für Zinssenkungen bestehen. Die polnische Nationalbank hält ihren Leitzins unverändert bei 5,75%, da die Inflation voraussichtlich erst 2027 das Ziel von 2,5% erreichen wird. „Das aktuelle Niveau der Zinssätze stellt keine wesentliche Barriere für die Entwicklung der Wirtschaft und Investitionen dar“, erklärte Glapinski.

Rohstoffmärkte unter Druck

Die Ölpreise gaben am Donnerstag nach, während die Märkte makroökonomische Bedenken und Sorgen über Tarifskonflickt gegen Angebots- und Nachfrageerwartungen abwägen. Brent-Futures fielen um 0,8% auf 70,41 Dollar pro Barrel, während US-WTI-Rohöl um 0,9% auf 67,05 Dollar pro Barrel nachgab.

Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass das globale Ölangebot die Nachfrage in diesem Jahr um rund 600.000 Barrel pro Tag übersteigen könnte. Die weltweite Nachfrage wird voraussichtlich nur um 1,03 Millionen Barrel pro Tag steigen – 70.000 weniger als noch im Vormonat geschätzt. Als Hauptfaktoren werden sich verschlechternde makroökonomische Bedingungen und zunehmende Handelsspannungen genannt.

„Die Zölle beeinflussen definitiv die Wahrnehmung des Marktes hinsichtlich des Nachfragewachstums für 2025, und die Erwartung ist, dass die Zölle und Vergeltungszölle letztendlich den Verbraucher treffen werden“, erläutert Andrew Lipow, Präsident von Lipow Oil Associates aus Houston.

Kapitalflüsse verändern globale Investitionslandschaft

Inmitten der geopolitischen Spannungen zeigen sich interessante Verschiebungen bei internationalen Kapitalflüssen. Ausländische Investoren haben im Februar laut dem Institute of International Finance (IIF) fast 16 Milliarden Dollar in Schwellenmarktportfolios investiert. Dabei flossen beachtliche 11,2 Milliarden Dollar in chinesische Aktien – der größte monatliche Zufluss seit September und der zweithöchste in über zwei Jahren.

„Die ‚Animal Spirits‘ werden geweckt, da die Fortschritte chinesischer Unternehmen in verschiedenen Bereichen wie KI und Elektrofahrzeugen anerkannt werden“, erklärt Guilherme Valle, Gründungspartner und Portfoliomanager bei ABS Global Investments. „Die Kombination aus innovativen Geschäftsmodellen und niedrigen Bewertungen wird weiterhin einen günstigen Hintergrund für chinesische Aktien bieten.“

Trotz der jüngsten Rallye bleibt der MSCI China Index mehr als 40% unter seinem Höchststand von 2021. Dies deutet auf weiteres Aufwärtspotenzial hin, spiegelt aber auch eine längerfristige Tendenz zur Neuorganisation von Lieferketten außerhalb Chinas wider, was andere verbundene Schwellenmärkte attraktiver macht.

Verteidigungsaktien im Aufwind

Europäische Vermögensverwalter überdenken zunehmend ihre Richtlinien für Investitionen in Verteidigungsunternehmen. Unter dem Druck von Kunden und einigen Politikern lockern sie ihre Beschränkungen, um zur Finanzierung der kontinentalen Wiederaufrüstung beizutragen. Die EU sucht derzeit nach rund 800 Milliarden Euro an Investitionen zur Stärkung ihrer Verteidigung, nachdem US-Präsident Trump erklärt hatte, Europa müsse mehr Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen.

Großbritanniens größter Investor Legal & General plant, sein Engagement im Verteidigungssektor zu erhöhen und erklärte, dass die Attraktivität der Branche angesichts tieferer geopolitischer Spannungen „dramatisch gestiegen“ sei. Auch andere große europäische Fondsgruppen haben begonnen, ihre Richtlinien auf Vorstandsebene zu überprüfen.

„Einige Kunden sagen: Wir halten es für wichtig, dass… Europa sich selbst verteidigen kann. Und deshalb möchten wir, dass Sie tatsächlich in diesen Sektor investieren“, berichtet Rich Nuzum, globaler Chief Investment Strategist bei Mercer, einem Beratungsunternehmen für Anleger, die Vermögenswerte in Höhe von 17,5 Billionen Dollar verwalten.

Ausblick und politische Unsicherheit

Die Trump-Administration steht zunehmend im Fokus rechtlicher Auseinandersetzungen bezüglich ihrer Haushalts- und Förderpolitik. Mehrere US-Landwirte und gemeinnützige Organisationen haben am Donnerstag Klage gegen die Regierung eingereicht, mit der Begründung, dass diese unrechtmäßig Zuschüsse des Landwirtschaftsministeriums zurückhält, die durch den Inflation Reduction Act finanziert werden.

„Das ist keine Regierungseffizienz. Es ist gedankenlose Verschwendung, die kleinen Landwirten und Organisationen, die versuchen, ihre Gemeinschaften zu verbessern, ungerechtfertigten finanziellen Schaden zufügt“, kritisierte Hana Vizcarra, leitende Anwältin bei Earthjustice, die die Kläger vertritt.

Parallel dazu haben Gewerkschaften ihre Anträge zum Stopp der Aktenvernichtung bei der US-Agentur für Internationale Entwicklung (USAID) zurückgezogen, nachdem die Trump-Administration versichert hatte, dass keine Personalakten vernichtet wurden und dass sie vor jeder weiteren Dokumentenvernichtung informiert würden.

Während sich die Handelsspannungen und geopolitischen Unsicherheiten fortsetzen, bleibt die globale Wirtschaftslandschaft in einem fragilen Zustand. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diplomatische Bemühungen die Handelskonflikte entschärfen können oder ob die Weltwirtschaft in einen neuen Zyklus von Protektionismus und verlangsamtem Wachstum eintritt.