Handelskrieg zwischen USA und China verschärft sich: Globale Wirtschaftsfolgen im Fokus
Peking reagiert auf US-Importzölle mit Gegenmaßnahmen und Exportkontrollen. Europäische Nationen verstärken Beziehungen zu Vietnam während globale Lieferketten unter Druck geraten.

- Gegenseitige Handelsbeschränkungen ab März geplant
- EU sucht neue Handelspartner in Südostasien
- Chinesische KI-Entwicklung trotz Spannungen
- Wirtschaftsexperten befürchten Inflationsrisiken
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nach der Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Waren auf 20 Prozent durch US-Präsident Donald Trump hat Peking am Dienstag mit eigenen Zollmaßnahmen und Exportkontrollen reagiert. Diese jüngsten Entwicklungen könnten weitreichende Folgen für die globale Wirtschaftslandschaft haben, während gleichzeitig andere Regionen ihre Handelsbeziehungen neu ausrichten.
China kontert mit eigenen Handelsbeschränkungen
Als Reaktion auf die amerikanische Zollerhöhung kündigte Chinas Finanzministerium Gegenzölle von bis zu 15 Prozent auf US-Importe wie Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle an. Andere wichtige Agrargüter wie Sojabohnen, Sorghum, Schweine- und Rindfleisch sowie Milchprodukte werden mit 10 Prozent Zoll belegt. Darüber hinaus setzte das chinesische Handelsministerium 15 US-Unternehmen auf eine Exportkontrollliste und fügte 10 weitere Firmen einer Liste „unzuverlässiger Einheiten“ hinzu. Zu den betroffenen Unternehmen gehört Illumina Inc, dem nun der Export von Gensequenzierungsmaschinen nach China untersagt ist.
Die neuen Maßnahmen sollen am 10. März 2025 in Kraft treten, eine Woche nach Trumps Zollerhöhung, die seit Dienstag, 00:00 Uhr Ostküstenzeit (05:00 GMT), gilt. Die US-Regierung begründet ihre Maßnahmen mit dem Ziel, China zur Eindämmung des illegalen Fentanyl-Handels in die USA zu bewegen. Ähnliche Zölle von 25 Prozent wurden auch gegen Kanada und Mexiko verhängt.
Auswirkungen auf Handelsbeziehungen und globale Wirtschaft
Die Eskalation des Handelskonflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt wirft einen Schatten auf die globale Wirtschaftsentwicklung. Experten befürchten negative Auswirkungen auf Lieferketten und Inflation. Die chinesische Führung bereitet sich auf die Herausforderungen vor – eine hochrangige Regierungskonferenz diese Woche in China dürfte weitere Konjunkturmaßnahmen ankündigen, um die Wirtschaft vor den Zollauswirkungen zu schützen.
Wei Gejun, Berater der chinesischen Zentralbank, forderte in einem Interview mit dem China Securities Journal neue geldpolitische Instrumente zur Ankurbelung des Konsums. „Dieser Ansatz zielt darauf ab, einen Kreislauf zu schaffen, bei dem staatliche Politik den Konsum stimuliert, der Konsum den Markt antreibt, der Markt Unternehmen lenkt und Unternehmen Investitionen ausweiten“, erklärte Wei, der auch Mitglied der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (CPPCC) ist.
Für Vietnam, das ebenfalls ein potenzielles Ziel der von Trump angedrohten gegenseitigen Zölle aufgrund seines großen Handelsüberschusses sein könnte, ergeben sich neue Herausforderungen. US-Hersteller in Vietnam, deren Geschäft stärker von Exporten in die USA abhängt als ihre europäischen Konkurrenten, rechnen bei Einführung von Trumps Zöllen mit Personalkürzungen, wie eine Umfrage ergab.
Europa positioniert sich neu in Asien
Angesichts der Spannungen mit Washington intensivieren europäische Länder ihre Kontakte zu Vietnam. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron planen in den kommenden Monaten Besuche in Vietnam, wie europäische Beamte und Diplomaten mitteilten.
„Die Flut von Zöllen und Exportkontrollen steigt… Wir wollen neue Möglichkeiten für Handel und Investitionen mit vertrauenswürdigen Partnern schaffen“, sagte von der Leyen in einer Videobotschaft an hochrangige Vertreter des südostasiatischen Blocks ASEAN, die vergangene Woche in Vietnams Hauptstadt Hanoi versammelt waren.
Die EU importierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von 52 Milliarden Dollar aus Vietnam – weniger als die Hälfte der US-Importe, aber dennoch genug, um der drittgrößte Exportmarkt Vietnams zu sein, nicht zuletzt dank eines bestehenden Freihandelsabkommens. Das Szenario amerikanischer Zölle, das von einem EU-Beamten als „katastrophale“ Verschiebung im globalen Handel bezeichnet wird, könnte paradoxerweise zu mehr vietnamesischen Exporten in die EU führen und europäische Investitionen in Vietnam erleichtern.
Chinas KI-Ambitionen im globalen Wettbewerb
Während der Handelskonflikt eskaliert, macht China im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) bedeutende Fortschritte. Lou Qinjian, Sprecher des chinesischen Parlaments, lobte am Dienstag die Fortschritte des KI-Startups DeepSeek als Beispiel für den Aufstieg chinesischer Unternehmen im KI-Sektor. „Durch den Aufstieg von Unternehmen wie DeepSeek können wir die Innovation und Inklusivität der technologischen Entwicklung Chinas sehen“, sagte er.
DeepSeek hat weltweit Aufmerksamkeit erregt, nachdem es KI-Modelle eingeführt hat, die nur einen Bruchteil der Kosten vergleichbarer US-Konkurrenten wie OpenAI verursachen. Während einige Regierungen wie Südkorea und Italien DeepSeeks Chatbot aus nationalen App-Stores entfernt haben und Datenschutzbedenken anführten, wird das Unternehmen in China fest unterstützt, wobei lokale Regierungen bis hin zu Technologieunternehmen es in ihre Systeme integrieren.
Wirtschaftliche Erholung in verschiedenen Regionen
Während die USA und China ihre Handelsspannungen verschärfen, zeigen andere Wirtschaftsregionen unterschiedliche Entwicklungen. Sri Lanka verzeichnet laut Internationalem Währungsfonds (IWF) eine „bemerkenswerte“ Erholung von seiner tiefen Finanzkrise, die vor drei Jahren durch einen Rekordmangel an Dollars ausgelöst wurde. Nach der Genehmigung einer vierten Tranche von 334 Millionen Dollar im Rahmen eines IWF-Programms muss das Land nun die Steuerehrlichkeit verbessern und seine öffentlichen Finanzen besser verwalten.
In Saudi-Arabien setzte der Nicht-Öl-Privatsektor im Februar sein robustes Wachstum fort, wie eine Umfrage am Dienstag zeigte. Der saisonbereinigte Einkaufsmanagerindex (PMI) der Riyad Bank für Saudi-Arabien fiel zwar auf 58,4 von einem 10-Jahres-Hoch von 60,5 im Januar, blieb aber deutlich über der Wachstumsmarke von 50 Punkten. Das Beschäftigungsniveau stieg mit der höchsten Rate seit 16 Monaten, da Unternehmen sich auf Wachstumschancen vorbereiteten.
In Australien sagte der CEO der größten Bank des Landes am Dienstag, der Lockerungszyklus des Landes werde „langsamer und flacher“ verlaufen als erwartet. Dies, obwohl die australischen Einzelhandelsumsätze im Januar nach einem starken letzten Quartal leicht gestiegen sind, da die Verbraucherausgaben angesichts einer Verlangsamung der Inflation und erheblicher Einkommenssteuersenkungen weiter zunahmen.
Neue handelspolitische Ansätze im Fokus
Die derzeitigen globalen Handelsspannungen werfen grundlegende Fragen zur künftigen Ausrichtung internationaler Handelsbeziehungen auf. US-Vizepräsident JD Vance argumentierte in einem Fox News-Interview, dass wirtschaftliche Interessen als Sicherheitsgarantien dienen können. „Wenn Sie echte Sicherheitsgarantien wollen, wenn Sie tatsächlich sicherstellen wollen, dass Wladimir Putin die Ukraine nicht wieder angreift, ist die beste Sicherheitsgarantie, den Amerikanern wirtschaftlichen Aufschwung in der Zukunft der Ukraine zu geben“, sagte Vance.
Diese Perspektive unterstreicht eine zunehmende Vermischung von wirtschafts- und sicherheitspolitischen Überlegungen in der internationalen Handelspolitik, die auch die aktuellen US-China-Spannungen prägt. Die Verknüpfung von Handelsfragen mit sicherheitspolitischen und gesundheitspolitischen Themen wie dem Fentanyl-Handel deutet auf eine Neuausrichtung globaler Handelsbeziehungen hin, bei der rein wirtschaftliche Erwägungen nicht mehr allein im Vordergrund stehen.
Während die Spannungen zwischen den USA und China eskalieren, zeigt die verstärkte europäische Präsenz in Südostasien, dass andere wichtige Wirtschaftsakteure versuchen, von der Neugestaltung der globalen Handelsbeziehungen zu profitieren. Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Entwicklung zu einer weiteren Fragmentierung der Weltwirtschaft führt oder ob neue Formen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit entstehen können.