Kurz zusammengefasst:
  • US-Zollpolitik belastet globale Märkte
  • Deutschlands ambitionierter Infrastrukturfonds geplant
  • Notenbanken im Spannungsfeld verschiedener Risiken
  • Kanada und Mexiko suchen wirtschaftliche Alternativen

Der globale Finanzmarkt steht vor erheblichen Umwälzungen, während sich die USA unter Präsident Trump in einen eskalierenden Handelskonflikt stürzen und Deutschland mit einer Reformoffensive gegensteuert. Die jüngsten US-Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China markieren den Beginn eines Handelsstreits, der weltweit Wachstumssorgen auslöst und Notenbanken vor neue Herausforderungen stellt.

Trumps Handelskrieg erschüttert die Weltwirtschaft

Die überraschende Einführung von Zöllen auf Waren aus Kanada und Mexiko (25 Prozent) sowie zusätzlichen Abgaben auf chinesische Importe (10 Prozent) hat die Finanzmärkte hart getroffen. Der S&P 500 verzeichnete Verluste von rund 5,5 Prozent seit seinem Allzeithoch im Februar, während die Renditen amerikanischer Staatsanleihen auf den niedrigsten Stand seit Oktober fielen – ein deutliches Signal für wachsende Rezessionsängste.

„Wir haben jetzt mehrere Handelskriege an mehreren Fronten“, warnt Diane Swonk, Chefökonomin bei KPMG. Ihre Analysen zeigen, dass der effektive Zollsatz auf die rund 3 Billionen Dollar US-Importe bis Anfang 2026 von derzeit etwa 3 Prozent auf 16 Prozent steigen könnte – „der höchste Satz seit 1936“, mitten in der Großen Depression. Dies könnte die USA „mit Stagflation flirten lassen“, jener toxischen Mischung aus schwachem Wachstum, hoher Arbeitslosigkeit und anhaltender Inflation, die die 1970er Jahre prägte.

Erste Auswirkungen sind bereits bei großen Einzelhändlern spürbar. Target-CEO Brian Cornell kündigte unmittelbare Preiserhöhungen an, während Walmart und Best Buy ihre Erwartungen für 2025 nach unten korrigierten. „Der Verbraucher wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich Preiserhöhungen sehen“, so Cornell mit Blick auf Lebensmittel aus Mexiko, die nun mit 25 Prozent Zoll belegt werden.

Deutsche Wirtschaftswende mit 500-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm

Während die USA in handelspolitische Isolation driften, schmiedet Deutschland ambitionierte Pläne für einen wirtschaftlichen Neuanfang. Die Konservativen und Sozialdemokraten einigten sich überraschend auf eine weitreichende Reform der Schuldenbremse und einen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds. Diese Ankündigung, die nach Börsenschluss erfolgte, ließ den Euro auf 1,0589 Dollar steigen – ein Drei-Monats-Hoch.

„Angesichts der Bedrohung unserer Freiheit und des Friedens auf unserem Kontinent muss jetzt auch für unsere Verteidigung gelten: Was auch immer nötig ist“, erklärte Friedrich Merz, CDU/CSU-Chef und designierter Bundeskanzler. „Wir setzen auf die Vereinigten Staaten von Amerika, dass sie auch in Zukunft zu unseren gegenseitigen Bündnisverpflichtungen stehen. Aber wir wissen auch, dass die Mittel für unsere nationale und Bündnisverteidigung nun deutlich erweitert werden müssen.“

Wirtschaftsexperten reagierten positiv auf die deutsche Initiative. „Ich bin positiv überrascht. Deutschland und seine Regierung stellen sich den Herausforderungen, und die Größe des Fonds ist größer als erwartet“, kommentierte Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg. „Deutschland hat, mehr als fast jedes andere europäische Land, den finanziellen Spielraum, um sich an die neue wirtschaftliche und politische Realität anzupassen“, fügt Marchel Alexandrovich, Ökonom bei Saltmarsh Economics, hinzu.

Fed unter Druck: Zinsdilemma zwischen Inflation und Abschwung

Die US-Notenbank steht nun vor einem klassischen geldpolitischen Dilemma. Die durch Trumps Handelspolitik ausgelösten Inflationsrisiken treffen auf wachsende Anzeichen einer wirtschaftlichen Abschwächung. John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank of New York, vermied jüngliche konkrete Prognosen zur Zinspolitik und verwies auf die „hohe Unsicherheit“ im wirtschaftlichen Umfeld.

Gleichzeitig senden Teile der US-Zinskurve besorgniserregende Signale. Der Spread zwischen zweijährigen und fünfjährigen Anleiherenditen ist auf rund 3 Basispunkte geschrumpft und drehte kurzzeitig ins Negative – erstmals seit Mitte Dezember. „Man muss dieser Kurve wieder Aufmerksamkeit schenken, denn sie hat sich nie geirrt“, warnt Tom Fitzpatrick von R.J. O’Brien und verweist darauf, dass dauerhafte Inversionen dieser Kurve den großen Wirtschaftsabschwüngen von 1989, 2000 und 2006 vorausgingen.

Auch die zehnjährigen Renditen fielen unter den Fed Funds Rate – ein Hinweis darauf, dass „die Wirtschaft im Wesentlichen sagt, dass die Fed hier etwas verpasst. Sie liegt hinter der Kurve“, erklärt Lou Brien, Stratege bei DRW Trading. Besonders der für Freitag erwartete US-Arbeitsmarktbericht für Februar wird nun mit Spannung erwartet. Ökonomen rechnen mit 160.000 neuen Stellen und einer stabilen Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent.

Kanada und Mexiko: Wirtschaftliche Neuausrichtung durch US-Zölle

Die kanadische Petroleumindustrie reagiert auf die US-Zölle mit einem Aufruf zur Diversifizierung. Die Canadian Association of Petroleum Producers (CAPP) drängt auf eine Neuausrichtung der Ölexporte weg von den Vereinigten Staaten. „Ohne größere globale Marktreichweite und Energiesicherheit wird Kanadas Einfluss in seiner Handelsbeziehung mit den USA begrenzt sein“, betont CAPP-Präsidentin Lisa Baiton.

Für Kanada und Mexiko drohen nach Einschätzung von Analysten sogar Rezessionen aufgrund ihrer starken Abhängigkeit vom US-Markt. Gregory Daco, Chefökonom bei EY, beziffert die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession auf über 50 Prozent, falls die Zölle bestehen bleiben. „Der Ausnahmezustand und die Widerstandsfähigkeit, von denen wir zwei Jahre lang gesprochen haben, zeigen meiner Meinung nach einige Risse“, stellt er fest.

Ausblick: Politische Risiken prägen Marktaussichten

Die kommenden Monate werden von wachsender politischer Unsicherheit geprägt sein. In den USA riet Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson republikanischen Abgeordneten, öffentliche Bürgerversammlungen zu meiden, nachdem einige Veranstaltungen in wütende Konfrontationen über Personalkürzungen und die Streichung von Regierungsprogrammen durch Elon Musks „Department of Government Efficiency“ ausarteten.

In Deutschland hingegen könnte die geplante Investitionsoffensive eine Trendwende einleiten. „Das Ergebnis der Diskussionen zum Infrastrukturfonds und zur Reform der Schuldenbremse ist ein echter Game-Changer. Wenn sie Erfolg haben, könnte die Stagnation der deutschen Wirtschaft bald überwunden sein“, prognostiziert Sebastian Dullien, Forschungsdirektor des Makroökonomischen Politik-Instituts.

Für Anleger bedeuten diese Entwicklungen eine Phase erhöhter Volatilität. Während die USA mit dem Risiko einer selbstverschuldeten Wirtschaftskrise kämpfen, positioniert sich Deutschland mit seiner Investitionsoffensive für eine Phase des Wachstums – ein bemerkenswerter Kontrast, der die globalen Kapitalströme in den kommenden Monaten neu ausrichten könnte.