Kurz zusammengefasst:
  • Zollpolitik gefährdet deutsche Konjunktur
  • Sinkende Inflationszahlen stärken Zinssenkungshoffnungen
  • Vorgeschlagenes Konjunkturpaket verspricht Entlastung
  • Asiatische Märkte unterschiedlich betroffen

Die internationalen Finanzmärkte stehen vor einer Phase wachsender Unsicherheit, während die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern zunehmen. Die von US-Präsident Trump verhängten Zölle auf Stahl und Aluminium sowie die angekündigten weiteren Handelsbeschränkungen werfen ihren Schatten auf die globale Wirtschaftsentwicklung. Dabei könnten besonders Deutschland und andere exportorientierte Volkswirtschaften empfindlich getroffen werden, wie aktuelle Prognosen zeigen.

US-Zollpolitik als globaler Risikofaktor

Die US-Futures deuten am Donnerstag auf einen schwächeren Handelsstart hin, während Anleger die Entwicklungen der Trump’schen Handelspolitik und die jüngsten Inflationszahlen bewerten. Der S&P 500 Futures-Kontrakt fiel um 0,6%, der Nasdaq 100 Futures um 0,8% und der Dow Futures gab um 0,4% nach. Die Hauptindizes schlossen am Mittwoch uneinheitlich, wobei der S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 dank eines Aufschwungs bei Technologieaktien leicht zulegen konnten.

Besonders alarmierend sind die Warnungen aus Deutschland. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel erklärte gegenüber der BBC, dass die US-Zölle Deutschland in diesem Jahr in eine Rezession stürzen könnten. „Wir leben in einer Welt mit Zöllen, daher müssen wir für dieses Jahr möglicherweise mit einer Rezession rechnen, wenn die Zölle tatsächlich kommen“, wird Nagel zitiert. Er fügte hinzu: „Ich hoffe, dass in der Trump-Administration verstanden wird, dass der Preis, der gezahlt werden muss, auf amerikanischer Seite am höchsten ist.“

Die Handelsspannungen haben bereits konkrete Auswirkungen: Am Mittwoch traten die erweiterten 25-prozentigen Zölle auf Stahl und Aluminium in Kraft. Als Reaktion darauf kündigte Kanada, der größte Stahl- und Aluminiumlieferant der USA, Vergeltungszölle auf US-Waren im Wert von 29,8 Milliarden Kanadischen Dollar an.

Inflationsdaten geben vorübergehend Entwarnung

Ein Lichtblick kam von den jüngsten US-Inflationsdaten, die niedriger als erwartet ausfielen. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar langsamer als prognostiziert. Investoren warten nun auf den Erzeugerpreisindex (PPI), der voraussichtlich im Jahresvergleich auf 3,3% von zuvor 3,5% zurückgehen wird. Monatlich wird eine Verlangsamung auf 0,3% von 0,4% erwartet.

Diese Daten haben die Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed im Laufe dieses Jahres gestärkt. Aktuell preisen Händler mehr als 70 Basispunkte an Zinssenkungen bis Jahresende ein, wie Daten von LSEG zeigen. Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Golfstaaten, deren Geldpolitik aufgrund der Dollarbindung ihrer Währungen eng mit den Entscheidungen der Fed verknüpft ist.

Dennoch bleiben Analysten besorgt, dass die Streitigkeiten um Trumps Zölle die Inflation in den kommenden Monaten wieder ankurbeln und das breitere Wachstum gefährden könnten. „Investoren wissen, dass jederzeit eine handelspolitische Bombe platzen kann“, warnten Analysten von Vital Knowledge in einer Notiz an ihre Kunden.

Deutsche Wirtschaft in Bedrängnis

Die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland sind besonders düster. Während das IfW-Institut seine Wachstumsprognose für 2026 auf 1,5% angehoben hat (von zuvor 0,9%), bestätigte es gleichzeitig seine Vorhersage einer Stagnation für 2025. Die strukturellen Probleme der größten Volkswirtschaft Europas würden angesichts des internationalen Wettbewerbs und der Zollbedrohungen kurzfristig nicht nachlassen, so die Ökonomen.

Um Verteidigungsausgaben und Infrastrukturinvestitionen anzukurbeln, bemüht sich der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz von der konservativen CDU/CSU um Unterstützung für eine massive Erhöhung der staatlichen Kreditaufnahme. Er hat bereits die vorläufige Unterstützung der Sozialdemokraten (SPD), muss aber noch andere Abgeordnete im scheidenden Parlament überzeugen.

„In unserer Projektion für das nächste Jahr berücksichtigen wir, dass die in den Sondierungsgesprächen zwischen den Konservativen und der SPD vereinbarten Pläne bereits teilweise umgesetzt werden und die Fiskalpolitik eine deutlich expansivere Richtung einschlägt“, erklärte das IfW.

Der Deutsche Bundestag wird am Donnerstag in einer Sondersitzung über einen 500-Milliarden-Euro-Fonds für Infrastruktur und weitreichende Änderungen der Kreditregeln in Europas größter Volkswirtschaft zur Stärkung der Verteidigung debattieren. Merz möchte die Mittel sichern, bevor am 25. März ein neues Parlament zusammentritt, wo sie durch eine erweiterte Fraktion von Abgeordneten der extremen Rechten und Linken blockiert werden könnten.

Globale Gewinner und Verlierer im Handelskrieg

Während Europa und insbesondere Deutschland mit den Auswirkungen der US-Handelspolitik ringen, zeichnen sich in Asien klare Gewinner und Verlierer ab. Laut einer Analyse von Natixis könnten Vietnam, Malaysia und Thailand von Verschiebungen in den Lieferketten profitieren, da Unternehmen Alternativen zu China suchen. Malaysia als wichtiger Halbleiterexporteur könnte Vorteile genießen, sofern die Chipzölle nicht ausgeweitet werden.

Indien und Thailand sind dagegen besonders anfällig aufgrund ihrer hohen Zolldifferenzen mit den USA, was zu gegenseitigen Handelsmaßnahmen führen könnte. Südkorea ist erheblich von Zöllen auf Stahl, Automobilindustrie und Halbleiter betroffen, während Singapur und Indien durch potenzielle Beschränkungen im Pharmabereich gefährdet sind.

Sollte Trump die Zölle über China hinaus ausweiten, wären die Auswirkungen auf das aufstrebende Asien gravierend, warnen die Analysten. Als Reaktion könnte China US-Agrarexporte ins Visier nehmen und globale Handelsrouten stören.

Auswirkungen auf Technologiesektor und Kryptomärkte

Inmitten dieser globalen Handelsspannungen gibt es auch bewegende Nachrichten aus der Technologiebranche. Intel-Aktien stiegen im nachbörslichen Handel, nachdem der Chiphersteller die Ernennung von Lip-Bu Tan zum neuen CEO bekannt gab. Er tritt die Nachfolge der Interims-Co-CEOs David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus an. Die Ernennung erfolgt drei Monate nach dem Ausscheiden des ehemaligen CEO Pat Gelsinger, der einen kostspieligen, aber letztlich ins Stocken geratenen Turnaround des Unternehmens beaufsichtigt hatte.

Zur gleichen Zeit erhielt das chinesische KI-Startup Zhipu AI 500 Millionen Yuan (69,04 Millionen Dollar) an Finanzmitteln von der staatlichen Huafa Group, nur eine Woche nach der Ankündigung einer separaten Kapitalerhöhung von 1 Milliarde Yuan. Diese Entwicklung unterstreicht den Wettlauf chinesischer Städte, vielversprechende KI-Startups in einem Sektor zu unterstützen, den Peking als entscheidend im Technologiewettbewerb mit den USA ansieht. Bemerkenswert ist, dass Zhipu AI im Januar auf die Exportkontroll-Sperrliste des US-Handelsministeriums gesetzt wurde, was dem Unternehmen den Zugang zu US-Komponenten verwehrt.

Auf dem Kryptomarkt bewegte sich Bitcoin am Donnerstag seitwärts und stabilisierte sich nach jüngsten Verlusten. Die Stimmung wurde durch die niedriger als erwartet ausgefallenen US-Verbraucherpreisdaten leicht gestützt. Die weltgrößte Kryptowährung stieg um 0,1% auf 82.760,3 Dollar. Zuvor war Bitcoin Anfang März aufgrund ausgeprägter Risikoaversion unter 80.000 Dollar gefallen, während Trumps Pläne für eine Bitcoin-Reserve weitgehend enttäuschten.

Ausblick: Zwischen Konjunkturpaket und Handelskrieg

Die wirtschaftlichen Perspektiven hängen nun stark davon ab, wie sich die Handelskonflikte entwickeln und welche fiskalpolitischen Maßnahmen umgesetzt werden können. In Deutschland könnte das geplante Konjunkturpaket einen wichtigen Impuls geben, sofern es die parlamentarischen Hürden überwindet. „Unsere Basisannahme bleibt, dass die Reformen im Laufe der nächsten Woche mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet werden, aber es wird wahrscheinlich kein reibungsloser Prozess sein“, schrieb die Deutsche Bank in einer Forschungsnotiz und fügte hinzu, dass dies „die größte fiskalische Expansion seit der deutschen Wiedervereinigung“ bedeuten würde.

Gleichzeitig bleibt die Gefahr eines eskalierenden Handelskriegs akut. Die bereits angekündigten Zölle und mögliche weitere Handelsbeschränkungen könnten die Inflationsdynamik wieder anheizen und das globale Wirtschaftswachstum bremsen. Besonders exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland stehen vor erheblichen Herausforderungen.

Im März 2025 befindet sich die Weltwirtschaft an einem kritischen Punkt: Die Hoffnung auf nachlassenden Inflationsdruck und mögliche Zinssenkungen steht im Kontrast zu den Risiken durch eine zunehmend protektionistische Handelspolitik. Die kommenden Monate werden zeigen, welche dieser gegenläufigen Kräfte die Oberhand gewinnt und wie Regierungen und Zentralbanken darauf reagieren werden.