Kurz zusammengefasst:
  • Protektionismus belastet Wirtschaftswachstum Kanadas
  • Immobilienmarkt zeigt deutliche Schwäche
  • EU bereitet Gegenmaßnahmen vor
  • US-Inflation bleibt trotz Konjunktursorgen hoch

Die globalen Finanzmärkte stehen im März 2025 vor erheblichen Herausforderungen, während der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskrieg weiter eskaliert. Die jüngsten Zollmaßnahmen der USA haben besonders tiefgreifende Auswirkungen auf Kanadas Wirtschaft und Immobilienmarkt, aber auch die Europäische Union bereitet sich auf Gegenmaßnahmen vor. Die zunehmenden Handelsspannungen belasten das Verbrauchervertrauen und könnten die wirtschaftliche Erholung vieler Länder gefährden.

Trumps Zollpolitik trifft Kanada besonders hart

Die USA haben unter Präsident Trump umfassende Zölle eingeführt, darunter 25% auf Stahl und Aluminium sowie neue 25%-Zölle auf Autoimporte und Autoteile, die in der kommenden Woche in Kraft treten sollen. Diese Maßnahmen haben bereits erhebliche Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft. Der kanadische Premierminister Mark Carney kündigte an, nächste Woche mit Handelsgegemaßnahmen zu reagieren.

„Die makroökonomischen Folgen sind schwerwiegend“, erläutert Kari Norman, Ökonomin bei Desjardins. „Menschen sind besorgt, und wenn sie besorgt sind, kaufen sie kein neues Haus und nehmen keine halbe oder ganze Million Dollar Hypothek auf. Das ist eine große Verpflichtung, wenn man nicht sicher ist, ob man in ein paar Monaten noch einen Job hat.“

Die Immobilienumsätze in Kanada sind im Februar so stark zurückgegangen wie seit fast drei Jahren nicht mehr, trotz der kumulativen Zinssenkungen der Bank of Canada um 225 Basispunkte in den letzten neun Monaten. Die Hauspreise, die bereits etwa 16% unter ihrem Pandemie-Höchststand liegen, werden laut einer Reuters-Umfrage unter Immobilienexperten in diesem Jahr voraussichtlich nur um 2,0% steigen – deutlich weniger als die im Dezember prognostizierten 4,0% und unterhalb der für 2025 erwarteten Inflationsrate von 2,1%.

Europäische Union bereitet Gegenmaßnahmen vor

Die Handelsspannungen beschränken sich nicht auf Nordamerika. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez und die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Teresa Ribera, forderten die USA auf, die neuen Zölle auf europäische Waren zu überdenken und einen Dialog mit Brüssel zu eröffnen.

„Von hier aus möchte ich die US-Regierung erneut auffordern, zu überdenken, einen Dialog mit der Europäischen Kommission zu eröffnen und diesen Unsinn zu beenden“, sagte Sanchez auf einer Wirtschaftsveranstaltung in Madrid.

Ribera, die unter Sanchez als Energieministerin tätig war und jetzt die Kartellbehörde der EU leitet, verglich Trumps Handelspolitik mit dem Verhalten eines „Schulhoftyrannen“. „Europa kann angesichts einer solchen Aggression nicht schweigen“, fügte sie hinzu. „Wir erreichen unsere Grenzen, und die nächsten Schritte erfordern mehr Europa und mehr Einheit in Bezug auf die Sicherheit.“

Die Europäische Kommission betonte, dass die EU eine „robuste, kalibrierte“ Antwort auf die US-Zölle vorbereite.

Kanadas Wirtschaftswachstum bedroht

Trotz der aktuellen Handelsspannungen zeigte Kanadas Wirtschaft zu Jahresbeginn noch positive Signale. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im Januar um 0,4% im Monatsvergleich, stärker als die von Reuters-Analysten erwarteten 0,3%. Dieses Wachstum wurde sowohl vom Güter- als auch vom Dienstleistungssektor getragen, wobei 13 von 20 Wirtschaftssektoren expandierten.

Besonders der Bergbau, die Öl- und Gasförderung sowie das verarbeitende Gewerbe trugen zum Wachstum bei. Die Öl- und Gasförderung verzeichnete mit 2,6% das stärkste Wachstum unter diesen Sektoren. Das verarbeitende Gewerbe legte nach zwei aufeinanderfolgenden Monaten der Kontraktion um 0,8% zu. Auch die Bauaktivitäten nahmen weiter zu, angeführt vom Wohnungsbau, der den höchsten Stand seit November 2023 erreichte.

Doch diese positiven Daten könnten bald der Vergangenheit angehören. Die Bank of Canada warnt, dass die US-Zölle und die Vergeltungsmaßnahmen Kanadas nahezu das gesamte für 2025 prognostizierte Wirtschaftswachstum von 1,8% zunichte machen könnten. Die Statistikbehörde Kanadas betont die Abhängigkeit vom US-Markt: Exporte in die USA machen 16,8% des kanadischen BIP aus und sichern über 2,6 Millionen Arbeitsplätze.

US-Inflation bleibt hartnäckig trotz Wachstumssorgen

Die US-Wirtschaft selbst steht vor dem Dilemma einer Kombination aus schwachem Wachstum und anhaltend hoher Inflation – eine Situation, die durch den Handelskrieg noch verschärft wird. Die US-Verbraucherausgaben stiegen im Februar um 0,4%, nachdem sie im Januar um 0,3% zurückgegangen waren. Diese Erholung wird jedoch wahrscheinlich durch höhere Preise getrieben, was Befürchtungen verstärkt, dass die Wirtschaft in eine Phase schwachen Wachstums bei gleichzeitig hoher Inflation gerät.

Der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditures), der bevorzugte Inflationsindikator der Federal Reserve, stieg im Februar um 0,3% und liegt im Jahresvergleich bei 2,5%. Noch besorgniserregender: Der Kernindex ohne Nahrungsmittel und Energie erhöhte sich um 0,4% im Monatsvergleich und um 2,8% im Jahresvergleich, was einen Anstieg gegenüber den 2,7% im Januar darstellt.

Fed-Chef Jerome Powell räumte ein, dass die Inflation „teilweise als Reaktion auf Zölle“ zu steigen begonnen habe und fügte hinzu, dass „es im Laufe dieses Jahres zu Verzögerungen bei weiteren Fortschritten kommen könnte.“ Die Erwartungen der Verbraucher hinsichtlich der Inflation sind sprunghaft angestiegen.

Globale Auswirkungen verstärken wirtschaftliche Unsicherheit

Während sich die Handelsspannungen zwischen den großen Volkswirtschaften verschärfen, sehen sich aufstrebende Märkte mit eigenen Herausforderungen konfrontiert. Die Bank of America berichtete über einen signifikanten Ausverkauf türkischer Staatsanleihen, der mit einer erheblichen ausländischen Positionierung vor einem kürzlichen Wertverlust der türkischen Lira zusammenfiel.

In den zwei Wochen vor dem Währungsverfall wurden durchschnittlich etwa 4 Milliarden Dollar pro Woche abgezogen, ein deutlicher Kontrast zum wöchentlichen Durchschnitt von 0,3 Milliarden Dollar in den zwölf Monaten zuvor. Nach dem Währungsverfall erlebte der Anleihemarkt eine minimale Liquidität und erhöhte Volatilität.

Die aufstrebenden Märkte insgesamt durchlaufen eine schwierige Phase mit engen Bewertungen im Vergleich zu US-Kreditmärkten und nur bescheidenen Zuflüssen.

Gleichzeitig suchen einige Länder neue wirtschaftliche Verbindungen. Bangladesh sicherte sich während des Staatsbesuchs des Interimsleiters Muhammad Yunus in China Zusagen für chinesische Investitionen, Darlehen und Zuschüsse in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar. Der chinesische Präsident Xi Jinping sagte zu, Anfragen zur Senkung der Zinssätze für chinesische Kredite an Dhaka zu prüfen.

China ist Bangladeschs größter Handelspartner mit einem jährlichen Handelsvolumen von 25 Milliarden Dollar. Trotz Pekings Angebots eines zollfreien Marktzugangs für viele bangladeschische Produkte bleiben die Exporte Bangladeschs nach China mit nur 1 Milliarde Dollar jedoch begrenzt.

Ausblick bleibt unsicher

Die wirtschaftlichen Aussichten werden durch die anhaltenden Handelsspannungen zunehmend unsicher. In Kanada rechnen Fachleute mit einem schwierigen Jahr für den Immobilienmarkt, wobei die Preise in Toronto um 0,3% fallen und in Vancouver weitgehend stagnieren dürften – ein deutlicher Rückgang gegenüber den im Dezember prognostizierten Anstiegen von 3,9% bzw. 3,5%.

Die Bank of Canada hat ihren Leitzins in den letzten neun Monaten auf 2,75% gesenkt, warnt jedoch vor den steigenden Handelsspannungen und den von den USA erhobenen Zöllen, die die wirtschaftliche Aktivität wahrscheinlich verlangsamen und den inflationären Druck erhöhen werden.

Die Finanzmärkte erwarten, dass die Fed ihre Zinssenkungen im Juni wieder aufnimmt, während für die Bank of Canada Swap-Märkte eine 62%ige Wahrscheinlichkeit einer Zinspause am 16. April sehen.

Während der Handelskrieg weiter eskaliert, bleibt die zentrale Frage, ob die globale Wirtschaft einen Weg finden kann, diese Turbulenzen zu überstehen, oder ob die Welt am Rande einer durch Handelskonflikte ausgelösten Rezession steht.