Handelskrieg mit Trump-Zöllen: Mexiko und Kanada halten Exporte zurück

Mexikanische und kanadische Unternehmen reagieren auf Trumps 25-prozentige Importabgaben mit Lieferverzögerungen, während Wirtschaftsexperten vor globalen Konsequenzen warnen.

Kurz zusammengefasst:
  • Exportrückgang an mexikanischer Grenze spürbar
  • IWF besorgt über wirtschaftliche Auswirkungen
  • US-Handelsdefizit erreicht neuen Höchststand
  • Nearshoring-Strategie unter Druck

Im Zentrum eines sich zuspitzenden Handelskrieges stehen die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada. Die 25-prozentigen Sonderzölle, die Trump Anfang März 2025 einführte, haben bereits nach wenigen Tagen spürbare Auswirkungen auf die nordamerikanischen Handelsbeziehungen. Experten befürchten langfristige Folgen für die wirtschaftliche Integration der Region.

Mexikanische Unternehmen verzögern US-Exporte

Besonders hart trifft es die Grenzregion zwischen den USA und Mexiko. In Ciudad Juarez, einem bedeutenden Produktionsstandort gegenüber von El Paso, Texas, ist der Export in die USA am ersten Tag nach Einführung der Zölle um etwa 40 Prozent eingebrochen. Dies entspricht einem Warenwert von rund 100 Millionen US-Dollar, wie Marcelo Vazquez, der Vertreter des mexikanischen Importeur- und Exporteurverbands ANIERM, berichtet.

„Die Waren stecken hier fest, während die Unternehmen auf eine Anpassung der Zölle warten“, erklärt Vazquez gegenüber Reuters. Viele Firmen in Ciudad Juarez halten ihre Exporte zurück in der Hoffnung auf eine Einigung zwischen Trump und der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum, die für diesen Donnerstag ein Telefongespräch geplant haben.

Die Situation könnte sich jedoch bald entspannen. US-Handelsminister Howard Lutnick deutete am Donnerstag an, dass die einmonatige Aussetzung der Zölle, die bereits für Automobilprodukte gilt, wahrscheinlich auf alle Waren ausgeweitet wird, die den Bestimmungen des USMCA-Handelsabkommens entsprechen. „Wenn Sie unter Donald Trumps US-Mexiko-Kanada-Abkommen gelebt haben, werden Sie einen Aufschub von diesen Zöllen bekommen“, erklärte Lutnick gegenüber CNBC.

IWF warnt vor wirtschaftlichen Folgen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) äußerte am Donnerstag ernste Bedenken. Sollten die US-Zölle gegen Mexiko und Kanada längerfristig bestehen bleiben, hätten sie „erhebliche negative Auswirkungen“ auf diese Länder, warnte IWF-Sprecherin Julie Kozack. Sie verwies auf die starke Integration beider Volkswirtschaften mit der US-Wirtschaft.

Die neuen Zölle und die Gegenreaktionen aus China und Kanada – möglicherweise bald auch aus Mexiko – stellen laut IWF eine signifikante Entwicklung dar. Der Währungsfonds plant, bei seiner Frühjahrstagung im April eine umfassendere Bewertung vorzulegen. Kozack betonte die gestiegene Volatilität an den Finanzmärkten, die die globale Unsicherheit widerspiegelt.

„Anhaltende Phasen erhöhter Unsicherheit können dazu führen, dass sowohl Haushalte als auch Unternehmen Konsum- und Investitionsentscheidungen zurückhalten“, warnte die IWF-Sprecherin.

Rekord-Handelsdefizit in den USA

Parallel dazu hat das US-Handelsdefizit im Januar einen historischen Höchststand erreicht. Das Defizit stieg um 34 Prozent auf ein Rekordniveau von 131,4 Milliarden Dollar, wie das US-Handelsministerium mitteilte. Diese Entwicklung könnte im ersten Quartal zu einer Belastung für das Wirtschaftswachstum werden.

Der Anstieg wurde durch einen Importzuwachs von 10 Prozent auf 401,2 Milliarden Dollar getrieben – den stärksten Anstieg seit Juli 2020. Besonders die Einfuhr von Industriegütern und -materialien nahm um 23,1 Milliarden Dollar zu, was vor allem auf Edelmetalle wie Gold zurückzuführen ist. Experten vermuten, dass diese Entwicklung teilweise mit der Angst vor möglichen Zöllen auf Edelmetalle zusammenhängt.

Die Federal Reserve Bank of Atlanta prognostiziert aktuell einen Rückgang des BIP um 2,8 Prozent im laufenden Quartal, nachdem die US-Wirtschaft im letzten Quartal 2024 noch um 2,3 Prozent gewachsen war.

Kanadas Reaktion und wirtschaftliche Lage

Kanadas Premierminister Justin Trudeau bezeichnete Lutnicks Ankündigung einer möglichen Zollbefreiung für USMCA-konforme Waren als „vielversprechend“. Er betonte jedoch: „Das stimmt mit einigen Gesprächen überein, die wir mit Regierungsvertretern geführt haben, aber ich werde auf ein offizielles Abkommen warten, um über die kanadische Reaktion zu sprechen und die Details zu prüfen.“

Trudeau stellte zudem klar: „Es ist ein vielversprechendes Zeichen. Aber ich möchte hervorheben, dass die Zölle weiterhin bestehen und daher auch unsere Gegenmaßnahmen bestehen bleiben.“

Trotz der Handelsspannungen zeigt die kanadische Wirtschaft Anzeichen von Stärke. Der Ivey Purchasing Managers Index (PMI), ein Indikator für die wirtschaftliche Aktivität, stieg im Februar auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Der saisonbereinigte Index kletterte von 47,1 im Januar auf 55,3 im Februar, wobei ein Wert über 50 auf eine Expansion hindeutet. Der Beschäftigungsindikator verbesserte sich leicht auf 53,7, während der Preisindex deutlich von 64,4 auf 71,5 anstieg.

Nearshoring in Gefahr

Die aktuellen Handelskonflikte könnten auch langfristige Auswirkungen auf die Produktionsstrategien in Nordamerika haben. Mario Cepeda, ein Vertreter des mexikanischen Arbeitgeberverbands COPARMEX, warnt, dass die Zölle regionale Lieferketten stören und ausländische Investitionen bremsen könnten – und das zu einem Zeitpunkt, an dem Mexiko stark auf das „Nearshoring“ gesetzt hat, also die Verlagerung von Produktionskapazitäten aus Asien näher an die USA.

„Es ist äußerst besorgniserregend… Ich denke, unsere Stadt und das Land sollten sich in Richtung einer stärkeren Marktdiversifizierung orientieren“, sagte Cepeda. Die Zölle markieren einen Wendepunkt in den US-mexikanischen Beziehungen und in der mehr als 30-jährigen wirtschaftlichen Integration zwischen den beiden Ländern, die füreinander die wichtigsten Handelspartner für Produkte von Avocados bis zu Automobilteilen sind.

Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung

Während die Handelsspannungen zunehmen, analysieren Ökonomen bereits mögliche längerfristige Auswirkungen. Catherine Mann, Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England, äußerte am Donnerstag, dass ein kurzfristiger Inflationsanstieg wahrscheinlich nicht zu längerfristigen Preisproblemen in der britischen Wirtschaft führen werde.

„Ich gehe davon aus, dass Lohn- und Preissetzer den Inflationsanstieg eher absorbieren als weitergeben müssen“, erklärte Mann in einer Rede. Sie betonte jedoch, dass die Geldpolitik restriktiv bleiben sollte.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Verhandlungen zwischen den USA, Mexiko und Kanada zu einer Entschärfung des Handelskonflikts führen können. Sollte die Ausweitung der Zollbefreiung auf alle USMCA-konformen Waren tatsächlich erfolgen, könnte dies ein erster Schritt zur Normalisierung sein. Bis dahin bleibt die Unsicherheit für Unternehmen und Investoren bestehen, mit potenziell weitreichenden Folgen für die nordamerikanische Wirtschaftsintegration und das globale Handelssystem.