Kurz zusammengefasst:
  • Eskalation der Zolltarife beider Großmächte
  • Chinas Wachstumsziele unter Druck
  • Deutscher Infrastrukturfonds geplant
  • Trump erwägt Zollanpassungen für Nachbarländer
  • Kryptowährungspläne sorgen für Marktvolatilität

Die globalen Handelsspannungen zwischen den USA und China haben sich im März 2025 weiter verschärft, während beide Wirtschaftsmächte nach neuen Wegen suchen, ihre Positionen zu stärken. Der chinesische Nationale Volkskongress tagt seit gestern mit dem klaren Auftrag, die Wirtschaft gegen die zunehmenden US-Handelstarife und defationäre Tendenzen abzusichern. Premierminister Li Qiang steht unter Druck, den ambitionierten Wachstumskurs von etwa 5 Prozent für 2025 fortzusetzen – eine Herausforderung, die durch die verschärften Handelsbeziehungen mit der Trump-Administration noch komplexer wird.

Chinas Wirtschaft zwischen Tarifeskalation und Binnenkonsum

Seit Donald Trumps Amtsantritt im Januar hat seine Administration die Zölle auf chinesische Waren schrittweise um insgesamt 20 Prozentpunkte erhöht, wobei die letzte Erhöhung um 10 Prozentpunkte erst gestern in Kraft trat. China reagierte umgehend mit Vergeltungsmaßnahmen und kündigte Zollerhöhungen von 10-15% auf amerikanische Agrarprodukte an, während gleichzeitig 25 US-Unternehmen mit Export- und Investitionsbeschränkungen belegt wurden.

„Wir befürchten, dass sie weitere 10% und dann noch einmal 10% draufschlagen werden“, erklärt Dave Fong, ein chinesischer Hersteller von Schultaschen, sprechenden Teddybären und Elektronikprodukten. „Das ist ein großes Problem.“

Die Eskalation trifft China in einer Phase, in der das Land bereits mit einer schleppenden Binnennachfrage und einem sich auflösenden, hochverschuldeten Immobiliensektor kämpft. Experten drängen die chinesische Führung daher zu grundlegenden wirtschaftspolitischen Reformen.

„Mit sich verstärkenden deflationären Tendenzen vor dem Hintergrund eines ungünstigen externen Umfelds ist die Steigerung der inländischen Konsumnachfrage eine Schlüsselpriorität“, betont Eswar Prasad, Professor für Handelspolitik an der Cornell University und ehemaliger China-Direktor beim Internationalen Währungsfonds.

Strategiewechsel: Deutschland plant Finanz- und Verteidigungsreform

Während China und die USA ihre Handelsstreitigkeiten fortsetzen, zeichnet sich in Deutschland ein bemerkenswerter wirtschaftspolitischer Kurswechsel ab. Die potenziellen Koalitionspartner CDU/CSU und SPD haben gestern Pläne für eine Lockerung der Fiskalregeln und einen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds vorgestellt. Friedrich Merz, CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender und wahrscheinlicher nächster Bundeskanzler, kündigte an, dass die Fraktion nächste Woche einen Antrag zur Verfassungsänderung in den Bundestag einbringen wird, der Verteidigungsausgaben über 1% des Bruttoinlandsprodukts von der Schuldenbremse ausnimmt.

„Dies sendet ein klares Signal, dass Deutschland seine Verteidigung ernst nimmt, es sendet ein klares Signal an die Ukraine, und es sendet ein klares Signal, dass Deutschland Infrastrukturinvestitionen ernst nimmt“, erläutert Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg in London. „Das stärkt Europa und sollte Euro-Gewinne unterstützen, obwohl Handelsrisiken zu berücksichtigen sind.“

Die Ankündigung hat bereits zu einer deutlichen Aufwertung des Euro geführt, der auf ein Dreimonatshoch gegenüber dem US-Dollar gestiegen ist. Zuletzt lag er 1,2% im Plus bei 1,0611 Dollar.

USA signalisieren mögliche Zollerleichterungen für Nachbarländer

In einer überraschenden Wendung deutete US-Handelsminister Howard Lutnick an, dass Präsident Trump bereits heute Erleichterungen bei den kürzlich verhängten 25-prozentigen Zöllen auf Importe aus Mexiko und Kanada ankündigen könnte. Die Zölle waren erst gestern in Kraft getreten und hatten sofort Vergeltungsmaßnahmen von kanadischer Seite ausgelöst.

„Sowohl die Mexikaner als auch die Kanadier waren den ganzen Tag am Telefon mit mir und versuchten zu zeigen, dass sie es besser machen werden, und der Präsident hört zu“, erklärte Lutnick gegenüber Fox Business. „Ich glaube, er wird etwas mit ihnen ausarbeiten. Es wird keine Pause geben, aber ich denke, er wird herausfinden: Ihr leistet mehr, und ich treffe euch irgendwo in der Mitte, und wir werden das wahrscheinlich morgen ankündigen.“

Diese Entwicklung unterstreicht die dynamische und oft unvorhersehbare Natur der Trump’schen Handelspolitik. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hatte Trump zuvor mitgeteilt, dass seine Zölle auf kanadische Importe „eine sehr dumme Sache“ seien und Ottawa sofort Gegenmaßnahmen ergreifen werde. Kanada plant, eigene 25-prozentige Zölle auf US-Waren im Wert von etwa 20 Milliarden Dollar zu erheben.

Trumps Kryptowährungspläne und DOGE-Initiative sorgen für Volatilität

Während die Handelskonflikte die traditionellen Finanzmärkte beeinflussen, zeigt sich auch im Kryptowährungssektor erhebliche Volatilität. Nachdem Trump am Wochenende Pläne für eine nationale strategische Reserve von Kryptowährungen angekündigt hatte, stieg der Bitcoin-Kurs zunächst an, fiel jedoch zurück, als Anleger auf konkretere Details warteten. Der US-Präsident hatte erklärt, dass seine Exekutivverordnung zu digitalen Vermögenswerten einen Vorrat an Währungen schaffen würde, darunter Bitcoin, Ethereum, XRP, Solana und Cardano.

Die anfängliche Begeisterung wich jedoch schnell der Skepsis. Anthony Pompliano, Gründer und CEO von Professional Capital Management und einer der größten Krypto-Investoren, äußerte in einem Schreiben an seine Kunden Bedenken und bezeichnete die geplante Krypto-Reserve als „erzwungenen Fehler, der in Zukunft bereut werden wird.“

Parallel dazu steht Trumps Department of Government Efficiency (DOGE) unter Leitung des Milliardärs Elon Musk in der Kritik. Die Initiative, die Regierungsausgaben zu reduzieren und die Größe der Bundesbehörden zu verringern, behauptet, bereits Einsparungen in Höhe von 105 Milliarden Dollar erzielt zu haben. Allerdings hat eine Reuters-Analyse zahlreiche Fehler und Unstimmigkeiten in der öffentlich zugänglichen Datenaufstellung aufgedeckt.

„Jeder kann Zahlen und Wörter auf eine Website stellen“, kritisiert Martha Gimbel, Direktorin des Budget Lab an der Yale University. „Um transparent zu sein, müssen die Zahlen und Wörter korrekt sein. Es wurde bereits gezeigt, dass sie nicht korrekt sind, warum sollte ich ihnen also vertrauen?“

Ausblick: Wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Spannungen

Die zunehmenden Handelsspannungen zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt werfen Schatten auf die globalen Wachstumsaussichten. Ehemalige US-Finanzminister Robert Rubin warnte bei einer Investorenkonferenz, dass Zölle wahrscheinlich negative Auswirkungen auf Inflation und Wachstum haben werden.

„Ich denke, langfristig bedeutet es für uns weniger Produktivität“, sagte Rubin. „Ich glaube, es gibt eine neue Normalität der Irrationalität, die der US-Wirtschaft nicht helfen wird.“

Die Märkte warten nun gespannt auf Trumps Rede vor dem US-Kongress heute Abend sowie auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, der weitere Einblicke in die wirtschaftliche Verlangsamung geben könnte, die Investoren verunsichert hat.

In diesem komplexen Umfeld steht China vor der Herausforderung, seinen Wirtschaftskurs anzupassen und die Abhängigkeit von Exporten zu verringern, während Europa mit Deutschland als Zugpferd versucht, durch massive Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung seine Position zu stärken. Die nächsten Monate werden zeigen, inwieweit diese unterschiedlichen Strategien erfolgreich sein werden und wie sich die globale Wirtschaftsordnung unter dem Einfluss der protektionistischen Handelspolitik weiterentwickelt.