Kurz zusammengefasst:
  • Trumps Zollpläne beeinflussen Währungen und Aktienmärkte
  • Zentralbanken verfolgen unterschiedliche Zinspolitik
  • Hongkong gewinnt durch chinesische Kapitalströme
  • Rohstoffpreise reagieren auf geopolitische Entwicklungen

Die globalen Finanzmärkte stehen im Frühjahr 2025 vor entscheidenden Weichenstellungen. Mit der für den 2. April angekündigten Einführung neuer US-Zölle unter Präsident Trump und den unterschiedlichen geldpolitischen Ansätzen der Zentralbanken weltweit zeichnet sich eine neue Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit ab. Während Trumps Handelspolitik für Nervosität sorgt, reagieren Länder wie Vietnam mit vorauseilenden Zollsenkungen, um möglichen US-Strafzöllen zu entgehen.

Trumps Zollpläne verunsichern globale Märkte

In einer Woche werden die von Donald Trump angekündigten neuen Handelszölle in Kraft treten. Der US-Präsident signalisierte in einem Interview am Dienstagabend mit Newsmax, dass er bei den Zöllen „wahrscheinlich nachsichtiger als reziprok“ vorgehen werde, da vollständig gegenseitige Maßnahmen „sehr hart für die Menschen“ wären. Dennoch betonte er, dass er „nicht zu viele Ausnahmen“ gewähren wolle.

Die für den 2. April geplanten Zölle sollen sich gegen etwa 15 Länder richten, mit denen die USA hohe Handelsdefizite aufweisen. Besonders im Fokus stehen dabei Automobilimporte, wichtige Rohstoffe und Halbleiter. Die Ankündigungen hatten in den vergangenen Wochen bereits zu erheblichen Turbulenzen an den globalen Märkten geführt, wenngleich sich die Situation in dieser Woche etwas zu entspannen scheint.

Vietnams Finanzministerium reagiert bereits mit vorauseilenden Zugeständnissen. Das Land kündigte an, die Zölle auf verschiedene US-Produkte zu senken, darunter eine Reduzierung der Einfuhrzölle für amerikanisches Flüssigerdgas von 5% auf 2% und für Automobile von 45-64% auf 32%. Auch Ethanol-Zölle werden von 10% auf 5% gesenkt, während Ethan-Importe aus den USA künftig vollständig zollfrei bleiben sollen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Handelsdefizit mit den USA zu verringern, das im vergangenen Jahr über 123 Milliarden Dollar betrug.

Internationale Börsen vorsichtig optimistisch

Die asiatischen Aktienmärkte folgten heute dem positiven Trend der Wall Street. Der japanische Nikkei-Index stieg um 0,35%, der südkoreanische KOSPI um 0,37% und der australische Aktienmarkt konnte sogar um 0,76% zulegen. Der Hang Seng Index in Hongkong verzeichnete einen Anstieg von 0,8%, während die chinesischen Blue-Chip-Aktien weitgehend unverändert blieben.

„An den Märkten herrscht nach wie vor eine erhöhte Grundangst vor der nächstwöchigen Ankündigung der Handelspolitik durch die Trump-Regierung“, erklärt Kyle Rodda, Senior Financial Markets Analyst bei Capital.com. „Diese hat jedoch dank der Äußerungen des US-Präsidenten über engere und gezieltere Handelsbeschränkungen etwas nachgelassen.“

Die Sorge, dass Trumps Handelskrieg eine US-Rezession auslösen könnte, belastet weiterhin den Dollar-Index, der die US-Währung gegen einen Korb aus sechs wichtigen Währungen misst. In der vergangenen Woche war der Index auf ein Fünf-Monats-Tief von 103,19 gesunken. Aktuelle Daten zeigen zudem, dass das Verbrauchervertrauen in den USA im März auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen ist – ein weiteres Warnsignal für die US-Wirtschaft.

Zentralbanken zwischen Inflationsdruck und Wachstumsstützung

Während die Handelsstreitigkeiten die Märkte verunsichern, verfolgen Zentralbanken weltweit unterschiedliche geldpolitische Strategien. In Sri Lanka hielt die Zentralbank ihren Leitzins bei 8,0% und bestätigte damit ihre auf Wachstum ausgerichtete Politik. Das Land verzeichnete 2024 ein besseres als erwartetes Wirtschaftswachstum von 5% – ein wichtiger Wendepunkt nach der schweren Finanzkrise, die durch einen erheblichen Devisenmangel verschärft wurde.

„Der Vorstand ist zuversichtlich, dass die aktuelle geldpolitische Ausrichtung sicherstellen wird, dass die Inflation sich in Richtung des Ziels von 5% bewegt und gleichzeitig das Wachstum der heimischen Wirtschaft unterstützt“, erklärte die sri-lankische Zentralbank. Die Inflation lag im Februar bei -4,2% im Jahresvergleich und wird voraussichtlich erst Mitte 2025 wieder in den positiven Bereich zurückkehren.

In Australien führten überraschend niedrige Inflationsdaten zu verstärkten Spekulationen auf weitere Zinssenkungen durch die Reserve Bank of Australia (RBA). Der Verbraucherpreisindex stieg im Februar um 2,4% im Jahresvergleich, was unter den Erwartungen von 2,5% lag. Die Kerninflation, die volatile Faktoren wie Kraftstoff, frische Lebensmittel und Reisekosten ausschließt, sank auf 2,7% und blieb damit im Zielkorridor der RBA von 2% bis 3%. Diese Daten, zusammen mit der kürzlich beobachteten Abkühlung des australischen Arbeitsmarktes, könnten der Zentralbank den nötigen Spielraum für weitere Zinssenkungen bei ihrer nächsten Sitzung in der kommenden Woche geben.

In Japan wiederum deutet alles auf eine eher langsame geldpolitische Normalisierung hin. Bank of Japan-Gouverneur Kazuo Ueda erklärte heute, dass die Zentralbank ihr Inflationsziel noch nicht ausreichend erreicht habe – ein Signal für ein möglicherweise langsameres Tempo bei künftigen Zinserhöhungen. Gleichzeitig stieg die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2008, und die Dienstleistungsinflation erreichte im Februar 3,0%. Diese Entwicklung wird vom Markt genau beobachtet, da die BOJ im Januar ihren kurzfristigen Leitzins auf 0,5% angehoben hatte und weitere Schritte von der Lohnentwicklung abhängig macht.

Hongkong profitiert von chinesischen Kapitalabflüssen

Während die globalen Märkte mit handelspolitischen Unsicherheiten kämpfen, sieht Hongkong neue Chancen durch Kapitalströme aus dem chinesischen Festland. Eddie Yue, Chef der Hongkonger Währungsbehörde (HKMA), erklärte am Mittwoch auf dem HSBC Global Investment Summit in Hongkong, dass er in den kommenden Jahren die größten Wachstumschancen in den sogenannten „Southbound“-Kapitalflüssen sieht – chinesisches Kapital, das über Hongkong in die Welt fließt.

„Ich bin recht zuversichtlich, dass all dieses südwärts fließende Kapital aus China durch Hongkong in die Welt den nächsten Schub für Hongkongs Kapitalmärkte liefern wird“, so Yue. Derzeit stammen bereits 20% bis 30% des Umsatzes an der Hongkonger Börse von Kapital, das durch die Stock Connect aus China fließt.

Hongkong arbeitet daran, das Wealth-Connect-Programm mit der Greater Bay Area Chinas weniger restriktiv zu gestalten und prüft, ob dessen Abdeckung auf weitere Festlandstädte ausgeweitet werden kann. Während ausländische Investoren in den letzten Jahren aufgrund der schwächeren wirtschaftlichen Aussichten Chinas und geopolitischer Unsicherheiten zurückhaltender geworden sind, haben chinesische Investitionen im Ausland zugenommen – ein Trend, von dem Hongkong als Offshore-Finanzzentrum profitiert.

Rohstoffmärkte zwischen Handelsunsicherheit und geopolitischen Risiken

Die Rohstoffmärkte reagieren ebenfalls auf die handelspolitischen Entwicklungen und geopolitischen Spannungen. Der Goldpreis pendelt weiterhin knapp unter seinem Allzeithoch von 3.057,21 US-Dollar, das vergangene Woche erreicht wurde, und liegt aktuell bei etwa 3.019 US-Dollar.

Die Ölpreise zeigen eine leichte Aufwärtsbewegung: Die Futures für Brent-Rohöl stiegen um 0,3% auf 73,27 US-Dollar pro Barrel, während die Futures für US-West Texas Intermediate-Rohöl um 0,4% auf 69,28 US-Dollar zulegten. Diese Entwicklung folgt auf Trumps Ankündigung sekundärer Zölle von 25% auf Länder, die Öl oder Gas aus Venezuela kaufen. Die Auswirkungen wurden jedoch teilweise durch Erleichterung über Abkommen zur maritimen Sicherheit im Schwarzen Meer im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ausgeglichen.

Ausblick: Vorsichtiger Optimismus trotz Unsicherheit

Während die globalen Märkte mit Spannung auf die konkrete Ausgestaltung von Trumps Zollmaßnahmen warten, deutet sich ein differenziertes Bild an. Die verschiedenen geldpolitischen Ansätze der Zentralbanken – von vorsichtiger Normalisierung in Japan über stabilitätsorientierte Maßnahmen in Sri Lanka bis hin zu möglichen weiteren Lockerungen in Australien – spiegeln die unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen wider.

Hongkongs strategische Position als Zugang zu chinesischem Kapital könnte sich als Wettbewerbsvorteil in einer Zeit zunehmender handelspolitischer Spannungen erweisen. Gleichzeitig deuten die vorauseilenden Zollsenkungen Vietnams auf eine neue Phase diplomatischer Wirtschaftsbeziehungen hin, in der besonders exportorientierte Volkswirtschaften versuchen, Handelskonflikten durch Zugeständnisse zuvorzukommen.

Die nächste Woche wird entscheidend sein, um die tatsächlichen Auswirkungen der angekündigten US-Zölle einschätzen zu können. Bis dahin bleibt die Stimmung an den Märkten vorsichtig optimistisch, aber wachsam gegenüber politischen und geldpolitischen Signalen.