Kurz zusammengefasst:
  • Neue US-Zölle beeinträchtigen Wirtschaftswachstum
  • Notenbanken zwischen Wachstumsbremse und Inflationsdruck
  • Dollar schwächelt gegenüber Euro signifikant
  • Immobilienmärkte verzeichnen deutliche Verkaufsrückgänge

Die globalen Finanzmärkte bewegen sich Mitte März 2025 in einem Spannungsfeld aus protektionistischer Handelspolitik und vorsichtiger Geldpolitik. Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle haben weitreichende Auswirkungen auf internationale Handelsbeziehungen und beeinflussen Währungsmärkte, Rohstoffpreise und Immobilienmärkte gleichermaßen. Während Zentralbanken weltweit ihre Zinspolitik neu justieren müssen, reagieren Investoren mit zunehmender Vorsicht.

Handelspolitik belastet Wirtschaftsaussichten

Die jüngsten protektionistischen Maßnahmen der Trump-Administration haben einen Schatten über die Weltwirtschaft geworfen. Nachdem der US-Präsident Zölle auf chinesische Waren auf 20 Prozent erhöht und kurzzeitig sogar 25-prozentige Zölle auf die meisten Waren aus Kanada und Mexiko verhängt hatte, warnt die OECD vor spürbaren wirtschaftlichen Folgen. Die Organisation prognostiziert, dass diese Zollerhöhungen das Wachstum in Kanada, Mexiko und den USA dämpfen und gleichzeitig die Inflation ankurbeln werden – was Zentralbanken zwingen könnte, die Zinsen länger auf höherem Niveau zu halten.

„Die Unsicherheit der letzten Wochen scheint einige Käufer zu veranlassen, große finanzielle Entscheidungen zu überdenken“, erklärte James Mabey von der Canadian Real Estate Association angesichts eines drastischen Rückgangs der kanadischen Immobilienverkäufe um 9,8 Prozent im Februar – der stärkste Einbruch seit fast drei Jahren.

Die Auswirkungen der Handelsspannungen zeigen sich auch im Bausektor. Die amerikanische Baubranche verzeichnete einen erheblichen Stimmungsrückgang. Der NAHB/Wells Fargo Housing Market Index fiel im März um drei Punkte auf 39 – den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Robert Dietz, Chefökonom der National Association of Home Builders, führt dies direkt auf die jüngsten Zollmaßnahmen zurück: „Bauunternehmen stehen unter zusätzlichem Kostendruck durch Zölle. Daten aus der HMI-Umfrage vom März zeigen, dass Bauherren die typischen Mehrkosten durch die jüngsten Zollmaßnahmen auf 9.200 Dollar pro Haus schätzen.“

Zentralbanken im Entscheidungsdilemma

Die aktuelle Handelspolitik stellt Zentralbanken weltweit vor ein Dilemma. Einerseits könnten die Zölle das Wirtschaftswachstum bremsen, was für Zinssenkungen sprechen würde. Andererseits drohen sie die Inflation anzuheizen, was höhere Zinsen rechtfertigen könnte.

In Russland hält die Zentralbank ihren Leitzins trotz eines 26-prozentigen Anstiegs des Rubels seit Jahresbeginn auf dem höchsten Stand seit über 20 Jahren. Alle 29 von Reuters befragten Analysten erwarten, dass die russische Notenbank bei ihrer Sitzung am 21. März den Leitzins unverändert lassen wird. Trotz Verlangsamung der Unternehmens- und Privatkredite und der Rubelrally verharrt die Inflation hartnäckig bei 10,1 Prozent – weit über dem Zielwert von 4 Prozent.

In den USA richtet sich der Fokus auf die zweitägige geldpolitische Sitzung der Federal Reserve, die am Mittwoch endet. Während erwartet wird, dass die Fed die Zinsen unverändert lässt, werden Marktteilnehmer die Prognosen der Notenbanker genau analysieren, um Hinweise auf den künftigen Kurs zu erhalten. US-Finanzminister Scott Bessent dämpfte bereits Erwartungen, als er am Wochenende in einem Interview erklärte, es gebe „keine Garantien“ dafür, dass die USA nicht in eine Rezession geraten könnten, auch wenn er eine Finanzkrise ausschloss.

Neben der Fed werden diese Woche auch die Bank of Japan und die Bank of England tagen. Bei beiden wird erwartet, dass sie vorerst an ihrer aktuellen Zinspolitik festhalten, während sie die wirtschaftliche Unsicherheit zu durchschauen versuchen.

Währungs- und Rohstoffmärkte reagieren sensibel

Die internationalen Währungsmärkte haben in den letzten Monaten eine bemerkenswerte Wendung vollzogen. Der Dollar notierte am Montag nahe einem Fünfmonatstief gegenüber dem Euro, da Investoren die wirtschaftlichen Folgen von Trumps protektionistischer Handelspolitik neu bewerten.

„Ich denke, der Markt hat es einfach falsch eingeschätzt“, erklärt Kyle Chapman, Devisenmarktanalyst bei der Ballinger Group. „Sie haben auf Steuersenkungen und Deregulierung gesetzt, um das Wachstum anzukurbeln, während gleichzeitig eine Art risikoaverse Stimmung erzeugt wurde. Tatsächlich lag der Fokus viel mehr auf dem Protektionismus, was die Leute in Verwirrung stürzt.“

Der Euro profitierte zusätzlich von der Einigung deutscher Parteien auf einen Haushaltskompromiss, der die Verteidigungsausgaben erhöhen und das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft ankurbeln könnte. Die Gemeinschaftswährung legte um 0,2 Prozent auf 1,0906 Dollar zu und näherte sich damit dem letzte Woche erreichten Höchststand von 1,0947 Dollar – dem höchsten Wert seit dem 11. Oktober.

Analysten der Societe Generale haben ihre Währungsprognosen angepasst, „um Deutschlands geplante fiskalische Änderungen, die selbstverschuldete (relative) Fragilität der US-Wirtschaft und Japans Ausweg aus der Deflation widerzuspiegeln“. Sie sehen den Euro zum Jahresende bei 1,13 Dollar – fast 4 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Im Rohstoffsektor verzeichneten energiebezogene Aktien und Bergbauunternehmen Kursgewinne. Der Ölpreis stieg, nachdem die USA gelobt hatten, die jemenitischen Houthis weiterhin anzugreifen, bis die vom Iran unterstützte Gruppe ihre Angriffe auf die Schifffahrt einstellt. Zudem nährten chinesische Wirtschaftsdaten die Hoffnung auf eine höhere Nachfrage. Die chinesische Yuan rückte in Richtung ihres stärksten Niveaus seit vier Monaten im Offshore-Handel vor und wechselte den Besitzer zu 7,2332 pro Dollar, nachdem sie am Mittwoch zum ersten Mal seit dem 13. November auf 7,2158 pro Dollar gestärkt hatte.

Aktienmärkte suchen nach Orientierung

Die globalen Aktienmärkte zeigen ein gemischtes Bild. Kanadas wichtigster Aktienindex stieg am Montag um 0,54 Prozent auf 24.686,59 Punkte, angeführt von Zuwächsen bei Energie- und Bergbauaktien sowie einer leicht positiven Stimmung an der Wall Street nach US-Wirtschaftsdaten. Trotz der jüngsten Erholung bleibt die Risikoaversion der Anleger bestehen. Bedenken wegen eines globalen Handelskriegs hatten den kanadischen Leitindex in der Vorwoche auf ein Viereinhalbjahrestief gedrückt.

„Es herrscht weiterhin viel Unsicherheit von Tag zu Tag, und ich denke nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird“, sagte Josh Sheluk, Portfoliomanager bei Verecan Capital Management.

Der britische FTSE 100 legte am Montag ebenfalls leicht zu, getrieben von Energie- und Bergbauaktien. Allerdings begrenzte ein Kursrückgang des Schwergewichts AstraZeneca um 1,3 Prozent die Gewinne. Der Pharmakonzern hatte zugestimmt, das Biotechnologieunternehmen EsoBiotec für bis zu 1 Milliarde Dollar zu übernehmen.

Die britischen Aktien wurden in den letzten zwei Wochen, wie auch die globalen Märkte, durch Befürchtungen erschüttert, dass die Politik von US-Präsident Donald Trump eine Verlangsamung der weltgrößten Volkswirtschaft verursachen könnte.

Ausblick bleibt von Unsicherheit geprägt

Während die globalen Märkte auf die Entscheidungen der Zentralbanken warten, bleibt die wirtschaftliche Unsicherheit das bestimmende Thema. Die politische Instabilität in Südafrika, wo das Parlament den Haushaltsplan mit einer umstrittenen Mehrwertsteuererhöhung prüft, fügt der globalen Unsicherheit eine weitere Dimension hinzu.

In China hat der Staatsrat am Sonntag einen „besonderen Aktionsplan“ zur Ankurbelung des Binnenkonsums angekündigt, der Maßnahmen zur Erhöhung des Einkommens der Einwohner und die Einrichtung eines Kinderbetreuungszuschusssystems umfasst. Eine Reihe von Wirtschaftsdaten zeigte, dass die chinesische Wirtschaft das Jahr auf einer festeren Grundlage begonnen hat, wobei die Einzelhandelsumsätze in den ersten beiden Monaten an Fahrt gewinnen konnten.

Die jüngsten Entwicklungen verdeutlichen, dass die globalen Finanzmärkte in einem komplexen Spannungsfeld operieren, in dem Handelspolitik, Zinsentscheidungen und geopolitische Faktoren eng miteinander verwoben sind. Anleger und Wirtschaftsakteure werden in den kommenden Wochen und Monaten mit erhöhter Volatilität und anhaltender Unsicherheit rechnen müssen, während sie versuchen, sich in diesem neuen wirtschaftlichen Umfeld zurechtzufinden.