Goldpreis durchbricht 3.000-Dollar-Marke inmitten globaler Wirtschaftsturbulenzen
Anhaltende Zentralbankankäufe und Handelsspannungen treiben Edelmetallwert auf Rekordniveau, während Anleger Sicherheit suchen und Inflationssorgen wachsen.

- Wertanstieg um 14% seit Jahresbeginn
- Handelsstreit belastet globale Finanzmärkte
- Verstärkte Zentralbankankäufe diversifizieren Reserven
- Deutsche Fiskalmaßnahmen signalisieren Wirtschaftsaufschwung
Gold hat am Freitag erstmals in der Geschichte die psychologisch wichtige Marke von 3.000 US-Dollar pro Unze durchbrochen. Der Edelmetallpreis setzte damit seinen beeindruckenden Aufwärtstrend fort, der durch eine Kombination aus geopolitischen Spannungen, wirtschaftlicher Unsicherheit und den protektionistischen Maßnahmen der Trump-Administration angetrieben wird.
Goldpreisrallye als Reaktion auf globale Unsicherheit
Der Goldpreis erreichte am Freitag ein Rekordhoch von 3.004,86 US-Dollar pro Unze, was den dreizehnten Rekordstand allein im Jahr 2025 markiert. Seit Jahresbeginn hat das Edelmetall bereits um 14 Prozent zugelegt, nachdem es 2024 um 27 Prozent gestiegen war. Diese beeindruckende Performance unterstreicht die Rolle von Gold als traditioneller sicherer Hafen in Zeiten wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen.
„Mit anhaltenden Käufen durch Zentralbanken gibt es mehrere Faktoren, die die Nachfrage antreiben. Vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheit und fortlaufender Zolländerungen bleibt der Appetit auf Gold stark“, erklärte Suki Cooper, Analystin bei Standard Chartered.
Die Sorgen um die Auswirkungen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle haben zu einem spürbaren Ausverkauf an den Aktienmärkten geführt. Der S&P 500 ist in den Korrekturbereich gefallen und hat in der vergangenen Woche rund 4 Billionen US-Dollar an Wert verloren. Dies hat viele Anleger veranlasst, Schutz in sicheren Anlagen wie Gold zu suchen.
Trumps Handelspolitik als Katalysator
Die protektionistische Politik der Trump-Regierung hat die globalen Märkte erschüttert und zu einer erhöhten Volatilität geführt. Erst am Donnerstag drohte Trump mit einem 200-prozentigen Zoll auf europäische Weine und Spirituosen, nachdem die Europäische Union angekündigt hatte, im April Zölle auf amerikanische Waren zu erheben. Dies wiederum war eine Reaktion auf Trumps 25-prozentige Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte, die am Mittwoch in Kraft getreten waren.
Die handelspolitischen Spannungen haben nicht nur die Aktienmärkte belastet, sondern auch zu einer deutlichen Verschlechterung der Verbraucherstimmung in den USA geführt. Der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan fiel im März auf 57,9 Punkte, was deutlich unter der Prognose von 63,1 Punkten und dem Februar-Wert von 64,7 Punkten liegt.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Inflationserwartungen. Die Ein-Jahres-Inflationserwartung stieg auf 4,9 Prozent, den höchsten Stand seit November 2022. Dies markiert den dritten Monat in Folge mit ungewöhnlich starken Anstiegen von 0,5 Prozentpunkten oder mehr. Auch die langfristigen Inflationserwartungen stiegen auf 3,9 Prozent – der größte Anstieg von Monat zu Monat seit 1993.
Zentralbanken als wichtige Treiber der Goldnachfrage
Ein wesentlicher Faktor für den Goldpreisanstieg ist die anhaltende Nachfrage der Zentralbanken, die ihre Reserven diversifizieren wollen. China hat im Februar den vierten Monat in Folge seine Goldreserven aufgestockt. Nach einer 18-monatigen Kaufwelle pausierte die chinesische Zentralbank für sechs Monate im Jahr 2024, bevor sie im November die Käufe wieder aufnahm.
„Zentralbanken könnten ihre Goldkäufe angesichts der Marktunsicherheiten verstärken, nicht nur um sich gegen den US-Dollar abzusichern, sondern auch um ihre Währungen an Gold zu koppeln“, sagte Dina Ting, Leiterin des Global Index Portfolio Management bei Franklin Templeton.
Die Zentralbanken haben 2024 zum dritten Mal in Folge über 1.000 Tonnen Gold gekauft. Im letzten Quartal 2024 – als Trumps Wahlsieg die Märkte erschütterte – stiegen die Käufe im Jahresvergleich um 54 Prozent, wie aus einem Bericht des World Gold Council hervorgeht.
Investment-Nachfrage treibt Goldpreis weiter an
Die Anlegerseite zeigt ebenfalls eine starke Dynamik. Physisch hinterlegte Gold-ETFs verzeichneten laut World Gold Council im Februar den größten wöchentlichen Zufluss seit März 2022. Die Bestände des SPDR Gold Trust, des weltweit größten goldgedeckten ETFs, stiegen am 25. Februar auf 907,82 Tonnen – den höchsten Stand seit August 2023.
„Mit einer Fortsetzung der Abflüsse aus Aktien-Wachstumswerten angesichts steigender Unsicherheiten und zukunftsorientierter Bedenken werden wahrscheinlich vermehrt Mittel in sichere Häfen wie Gold fließen“, sagte Dina Ting und fügte hinzu, dass eine Gold-Allokation von 5 bis 10 Prozent eine effektive Diversifizierung bieten kann.
Die Goldhausse wird zudem durch die Erwartungen an die US-Notenbank Federal Reserve gestützt. Händler rechnen nun mit drei Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte in diesem Jahr, nachdem sie noch vor wenigen Tagen nur zwei Senkungen erwartet hatten. Die Fed hat die Zinsen seit September um insgesamt 100 Basispunkte gesenkt und im Januar eine Pause eingelegt, doch die Märkte erwarten nun, dass die Zinssenkungen im Juni wieder aufgenommen werden.
Deutsche Wirtschaft und Eurozone vor möglichem Aufschwung
Während die USA mit den Auswirkungen der Handelspolitik kämpfen, zeichnet sich in Deutschland und der Eurozone ein vorsichtiger Optimismus ab. Die Hoffnungen auf ein Wachstum in der Eurozone und in Deutschland steigen, nachdem wichtige politische Parteien in Deutschland eine historische Einigung zur Erhöhung der Staatsverschuldung erzielt haben.
Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz hat mit den Grünen eine Vereinbarung über eine massive Erhöhung der staatlichen Kreditaufnahme zur Finanzierung von Verteidigung und Infrastrukturinvestitionen getroffen. Der Infrastrukturfonds soll über 12 Jahre 500 Milliarden Euro (543 Milliarden US-Dollar) umfassen, wovon 100 Milliarden Euro in den Klima- und Wirtschaftstransformationsfonds fließen sollen.
Bereits vor dieser Nachricht haben Ökonomen in einer Reuters-Umfrage vom 10.-14. März ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone 2025 stabil bei 0,9 Prozent belassen – nach einer langen Phase von Abwärtskorrekturen. Für 2026 wurde die Wachstumsaussicht erstmals seit fast einem Jahr auf 1,3 Prozent angehoben, gegenüber 1,2 Prozent im Vormonat.
„Es ist jetzt mehr oder weniger sicher, dass wir den Deal bekommen werden, und vor zwei Tagen bestand noch eine große Chance des Scheiterns“, sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei ING, der erwartet, dass das deutsche Wachstum in der zweiten Jahreshälfte anziehen wird. „Ich würde in diesem Jahr mit zusätzlichen 0,5 Prozentpunkten Wachstum in Deutschland rechnen. Für die Eurozone würde das kleine Aufwärtskorrekturen von 0,1 bis 0,2 Prozentpunkten bedeuten.“
Ausblick: Chancen und Risiken
Analysten sehen trotz der positiven Entwicklungen in Deutschland weiterhin erhebliche Risiken durch den eskalierenden Handelskrieg unter der Führung von US-Präsident Trump. „Das Potenzial für fiskalische Unterstützung, um einen bedeutenden Einfluss auf das kurzfristige Wachstum zu haben, ist relativ begrenzt, während das Potenzial für Zölle, das Wachstum zu beeinträchtigen, sehr groß ist“, warnte Fabio Balboni, Senior European Economist bei HSBC.
Für den Goldpreis prognostizieren Analysten weiteres Aufwärtspotenzial. Goldman Sachs hat sein Jahresende-2025-Ziel für Gold auf 3.100 US-Dollar angehoben, während Macquarie in einer Notiz schrieb, dass Gold ohne eine Verbesserung des US-Haushaltsdefizits eine Höhe von etwa 3.500 US-Dollar erreichen könnte.
UBS-Analysten sehen in den deutschen Fiskalplänen Potenzial, „die inländischen und regionalen Investitionsaussichten zu verbessern“, raten Anlegern jedoch zu einem vorsichtigen Ansatz angesichts der kurzfristigen Unsicherheiten, insbesondere in Bezug auf US-Zollrisiken.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Gold seinen Aufwärtstrend fortsetzen kann und ob die fiskalischen Impulse in Deutschland ausreichen, um die Eurozone vor den negativen Auswirkungen der US-Handelspolitik zu schützen.