Kurz zusammengefasst:
  • Stagflationsängste beflügeln Goldpreis-Rallye
  • Globale Konjunkturschwäche in Schlüsselmärkten
  • Starke Nachfrage durch Zentralbanken
  • COMEX-Goldbestände deutlich gestiegen

Die Sorge vor neuen US-Handelszöllen und wachsende geopolitische Spannungen treiben den Goldpreis auf ein historisches Hoch. Das Edelmetall erreichte am Donnerstag einen Rekordstand von 2.798,40 US-Dollar je Feinunze und nähert sich damit der psychologisch wichtigen Marke von 3.000 Dollar. Analysten sehen in dieser Entwicklung deutliche Anzeichen für ein sich wandelndes Marktumfeld.

Stagflationsängste befeuern Goldrallye

Die von Donald Trump angekündigten Zollpläne schüren bei Marktteilnehmern die Befürchtung einer stagflationären Phase – einer Situation mit hoher Inflation bei gleichzeitig schwachem Wirtschaftswachstum. „Gold verhält sich in einem solchen Umfeld traditionell sehr stark“, erklärt Phillip Streible, Chefstratege bei Blue Line Futures. Erste Anzeichen dieser Entwicklung zeigen sich bereits in wichtigen Volkswirtschaften.

Globale Konjunkturschwäche manifestiert sich

In Großbritannien sinkt das Geschäftsvertrauen den fünften Monat in Folge, wie der aktuelle Lloyds Bank Business Barometer zeigt. Auch die mexikanische Wirtschaft kämpft mit Gegenwind – das BIP schrumpfte im letzten Quartal 2024 um 0,6 Prozent. Die drohenden US-Zölle von 25 Prozent könnten die zweitgrößte lateinamerikanische Volkswirtschaft zusätzlich belasten.

Notenbanken im Fokus

Die Zentralbanken reagieren unterschiedlich auf diese Entwicklungen. Während die Fed nach einer Phase aggressiver Zinssenkungen nun eine Pause einlegt, hat die Bank of Japan gerade erst ihren dritten Zinsschritt seit Anfang 2024 vollzogen. Die steigende Inflation in Tokio – der Kern-VPI legte im Januar um 2,5 Prozent zu – unterstützt den restriktiveren Kurs der japanischen Währungshüter.

Goldnachfrage durch Zentralbanken

Ein wesentlicher Treiber der Goldpreisrallye ist die anhaltend starke Nachfrage durch Zentralbanken, insbesondere durch die chinesische Notenbank PBOC. Diese setzte ihre Goldkäufe trotz steigender Preise kontinuierlich fort – ein Signal, das von Analysten als Teil einer breiteren Strategie zur Diversifizierung der Währungsreserven interpretiert wird.

Physische Goldlieferungen steigen stark

Die Unsicherheit spiegelt sich auch in den physischen Goldmärkten wider. Die COMEX-zertifizierten Lager verzeichneten seit Ende November einen Anstieg der Bestände um 73,5 Prozent auf 30,4 Millionen Unzen – das höchste Niveau seit Juli 2022. Die London Bullion Market Association versichert jedoch, dass die Liquidität im Londoner Goldmarkt mit einem durchschnittlichen Tagesvolumen von 47,1 Millionen Unzen seit Jahresbeginn robust bleibt.

Ausblick auf weitere Kursentwicklung

Experten sehen weiteres Aufwärtspotenzial für den Goldpreis. „Die 2.900-Dollar-Marke könnte bereits im ersten Quartal erreicht werden, danach sind neue Höchststände möglich“, prognostiziert Bob Haberkorn von RJO Futures. Das niedrige Zinsumfeld, geopolitische Spannungen und die anhaltende Nachfrage durch Zentralbanken bilden dabei wichtige Unterstützungsfaktoren für den Goldpreis.