Die globale Geldpolitik erlebt Anfang 2025 eine bemerkenswerte Divergenz. Während die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte beschloss, signalisiert die Bank of Japan eine mögliche Straffung ihrer Geldpolitik. Diese gegenläufige Entwicklung spiegelt die unterschiedlichen wirtschaftlichen Herausforderungen der Regionen wider.
Europas Kampf mit der Konjunkturschwäche
Die EZB reagiert mit ihrer fünften Zinssenkung seit Juni auf die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone. Besonders deutlich wurde dies durch die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Deutschland, wo die Wirtschaft im vierten Quartal stärker als erwartet schrumpfte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte jedoch: „Von Stagflation kann keine Rede sein. Das vierte Quartal zeigte zwar eine Stagnation, aber über das gesamte Jahr betrachtet ergibt sich ein anderes Bild.“
Japan auf Straffungskurs
Im Gegensatz zur EZB deutet die Bank of Japan eine Fortsetzung ihrer restriktiveren Geldpolitik an. Der stellvertretende Gouverneur Ryozo Himino erklärte, dass weitere Zinserhöhungen folgen könnten, sollten sich Wirtschaft und Preisentwicklung im Einklang mit den Prognosen der Zentralbank bewegen. Diese divergierende Entwicklung führte zu einer spürbaren Aufwertung des Yen gegenüber Euro und Dollar.
Globale Handelsspannungen als Risikofaktor
Die internationalen Handelsspannungen bleiben ein bedeutender Unsicherheitsfaktor für die Weltwirtschaft. Lagarde warnte vor den negativen Auswirkungen zunehmender Handelshemmnisse: „Größere Friktionen im globalen Handel könnten das Wachstum im Euroraum durch gedämpfte Exporte und eine schwächere Weltwirtschaft belasten.“
Ausblick auf weitere Zinsentwicklung
Für die Eurozone erwarten Marktbeobachter zwei bis drei weitere Zinssenkungen im laufenden Jahr. Die EZB vermeidet jedoch konkrete Zusagen und betont ihre datenabhängige Vorgehensweise. „Wir entscheiden von Sitzung zu Sitzung auf Basis der verfügbaren Daten“, unterstrich Lagarde.
Arbeitsmarkt als Stabilitätsanker
Trotz der konjunkturellen Herausforderungen zeigt sich der Arbeitsmarkt in den wichtigsten Wirtschaftsräumen weiterhin robust. In der Eurozone verharrt die Arbeitslosenquote bei 6,3%, während in den USA die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 207.000 deutlich unter den Erwartungen liegen. Diese Stabilität am Arbeitsmarkt könnte die Grundlage für eine wirtschaftliche Erholung in der zweiten Jahreshälfte bilden.
Die unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze der großen Zentralbanken verdeutlichen die komplexe globale Wirtschaftslage zu Beginn des Jahres 2025. Während die EZB prioritär das Wachstum stützen will, bereitet sich Japan auf eine Normalisierung seiner lange Zeit ultra-lockeren Geldpolitik vor. Diese Divergenz könnte die internationale Finanzarchitektur in den kommenden Monaten maßgeblich prägen.