Kurz zusammengefasst:
  • Transatlantischer Zollkonflikt eskaliert weiter
  • Autobauer erwarten erhebliche Gewinnrückgänge
  • Edelmetallpreise auf historischem Höchststand
  • Deutschland plant massive Infrastrukturinvestitionen

Der globale Handelskonflikt zwischen den USA und wichtigen Handelspartnern wie der EU und China verschärft sich weiter und sorgt für erhebliche Turbulenzen an den Weltmärkten. Insbesondere die deutsche Automobilindustrie gerät unter Druck, wie die jüngste Ankündigung von BMW zeigt. Der Münchner Autobauer rechnet für 2025 mit einem Ergebnisrückgang von einer Milliarde Euro aufgrund der neuen Zölle aus Washington und Brüssel, wie Konzernchef Oliver Zipse gestern mitteilte.

Trump’s Handelspolitik belastet Weltwirtschaft

Die zunehmend protektionistische Politik von US-Präsident Donald Trump hat den transatlantischen Handelsstreit auf eine neue Stufe gehoben. Nach erhöhten Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte sowie einer 25-prozentigen Abgabe auf bestimmte Fahrzeuge aus Mexiko, darunter auch BMW-Modelle, droht Trump nun mit weiteren Maßnahmen gegen die EU, die er als „feindselig und missbräuchlich“ bezeichnet. Die jüngste Eskalation kam am Donnerstag, als Trump ankündigte, einen Zoll von 200% auf Alkoholimporte aus Europa erheben zu wollen.

Der französische Finanzminister Eric Lombard bezeichnete einen Handelskrieg zwischen der EU und ihrem US-amerikanischen Verbündeten als „idiotisch“, betonte jedoch, dass der 27-Länder-Block auf weitere Zölle angemessen reagieren werde. Die Europäische Union hat bereits Vergeltungsmaßnahmen angekündigt, ruft aber gleichzeitig zum Dialog auf.

Massive Auswirkungen auf Automobilbranche und Finanzmärkte

BMW, einer der größten europäischen Autohersteller, rechnet mit erheblichen Belastungen durch die neuen Handelsbarrieren. „Unsere Schätzung der Auswirkungen ist konservativ“, sagte BMW-CEO Oliver Zipse, fügte jedoch hinzu, dass die Führungskräfte nicht erwarten, dass alle bisher erhobenen Zölle das ganze Jahr über bestehen bleiben. Der Münchner Konzern hatte bereits im Vorjahr einen Gewinnrückgang von 37% verzeichnet.

Die Unsicherheit durch den Handelskonflikt wirkt sich bereits negativ auf die Realwirtschaft aus. Unternehmen und Verbraucher halten Ausgaben zurück oder verzögern Investitionen. „Die Unsicherheit ist enorm gestiegen“, sagte Bill Campbell, Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft DoubleLine Capital. „Die Menschen werden bei Einstellungen und Investitionen zurückhaltend sein, bis mehr Klarheit darüber besteht, wie viele Zölle umgesetzt werden.“

An den Börsen zeigen sich die Folgen deutlich: Der S&P 500 ist mittlerweile mehr als 10% unter seinem Höchststand vom 19. Februar gefallen – eine deutlich schlechtere Entwicklung als bei europäischen Indizes, von denen viele noch im Plus für das Jahr liegen. Die US-Aktienfutures deuten jedoch auf eine Erholung nach der volatilen Woche hin. Der S&P 500 hat in der vergangenen Woche einen Wertverlust von über 4 Billionen Dollar erlitten.

Gold als sicherer Hafen erreicht Rekordmarke

In diesem Umfeld gewinnt Gold als klassischer sicherer Hafen zunehmend an Attraktivität. Der Goldpreis durchbrach am Freitag erstmals die Marke von 3.000 US-Dollar und erreichte ein Rekordhoch von 3.004,86 Dollar. Dies entspricht einem Anstieg von über 14% seit Jahresbeginn. Es ist bereits das 13. Rekordhoch für das Edelmetall in diesem Jahr.

Die steigende Nachfrage nach dem Edelmetall wird durch mehrere Faktoren getrieben. Neben der Angst vor einem globalen Handelskrieg sorgen auch Währungsschwankungen, geldpolitische Entscheidungen und die zunehmenden politischen Spannungen für ein günstiges Umfeld für Gold. Zentralbanken haben ihre Goldreserven in den letzten Jahren kontinuierlich aufgestockt, und laut einer aktuellen Umfrage des World Gold Council planen weitere Zentralbanken trotz der hohen Preise, ihre Goldreserven innerhalb eines Jahres zu erweitern.

Geldpolitik im Spannungsfeld zwischen Inflation und Wachstum

Währenddessen steht die Europäische Zentralbank (EZB) vor der schwierigen Aufgabe, ihre Geldpolitik an die sich verändernden wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann sprach sich für eine Zinspause im April aus, da höhere Handelszölle und steigende Staatsausgaben das Risiko eines neuen Inflationsschubs erhöhen könnten.

„Ich bin für eine mögliche Zinspause im April“, sagte der österreichische Notenbankgouverneur gegenüber dem deutschen Finanzmagazin „Der Platow Brief“. Die EZB hatte vergangene Woche zum sechsten Mal die Zinsen gesenkt, doch die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Aussichten in Europa und im Ausland steigt.

Holzmann, der als einziger Ratskollege gegen die jüngste Zinssenkung stimmte, sagte, dass die EZB die Zinssenkungen im Sommer, möglicherweise bereits im Juni, wenn neue Wirtschaftsprognosen veröffentlicht werden, wieder aufnehmen könnte. Sollten jedoch Zölle, höhere Verteidigungsausgaben oder eine Lockerung der deutschen „Schuldenbremse“ zu höherer Inflation führen, müsste die Geldpolitik möglicherweise in die entgegengesetzte Richtung gehen.

Deutschland ringt um Aufweichung der Schuldenbremse

In Deutschland zeichnet sich unterdessen ein möglicher Durchbruch in den Verhandlungen über eine massive Erhöhung der staatlichen Kreditaufnahme ab. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz ist bereit, den Grünen neue Zugeständnisse zu machen, um sie von seinen Plänen für einen 500-Milliarden-Euro-Fonds für Infrastruktur und umfassende Änderungen der Kreditregeln zu überzeugen.

Die jahrzehntelange deutsche Sparpolitik wurde durch Donald Trumps radikale Politikwechsel auf den Kopf gestellt. Merz warnte, dass ein feindlich gesinntes Russland und ein unzuverlässiges Amerika Europa gefährden könnten. Um die erforderliche Zweidrittelmehrheit für die notwendigen Verfassungsänderungen zu erreichen, benötigen Merz‘ Konservative und ihr wahrscheinlicher Koalitionspartner, die Sozialdemokraten, die Unterstützung der Grünen.

Das DIW-Wirtschaftsinstitut erklärte am Freitag, der geplante Infrastrukturfonds könnte die Wirtschaftsleistung in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich mehr als zwei Prozentpunkte pro Jahr steigern. Die Aussicht auf einen massiven Ausgabenwechsel in einem für seine Sparsamkeit bekannten Land hat die Märkte in der vergangenen Woche erschüttert und dem Euro zu einem Fünfmonatshoch gegenüber dem Dollar verholfen.

Unternehmen suchen nach Lösungen

Angesichts der zunehmenden Handelsspannungen bemühen sich Unternehmen weltweit um Anpassungsstrategien. Vietnamesische und amerikanische Firmen haben während eines Besuchs des vietnamesischen Handelsministers Nguyen Hong Dien in den USA eine Reihe von Abkommen über Energie und Mineralien unterzeichnet. Der Besuch erfolgte vor dem Hintergrund, dass Vietnam versucht, Vergeltungszölle zu vermeiden, mit denen die Trump-Administration global gedroht hat, um das amerikanische Handelsdefizit zu reduzieren.

Im Bankensektor halten große Institute trotz der angekündigten Deregulierungspläne der Trump-Administration Übernahmen zurück und bleiben vorsichtig. Bankenexperten führen dies auf Marktvolatilität, wirtschaftliche Unsicherheit, Bedenken wegen Papierverlusten in den Bilanzen der Banken und die Komplexität von Transaktionen zwischen großen, stark regulierten Kreditgebern zurück.

Die Zurückhaltung bei Geschäften steht im Kontrast zur Aufbruchstimmung nach Trumps Wahl im November. Die erwartete Deregulierungswelle sollte es den mehr als 4.500 US-Banken eigentlich erleichtern, sich zusammenzuschließen. Tatsächlich wurden seit März 2022 nur neun Transaktionen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar angekündigt, verglichen mit einem Dutzend Deals im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar in Bidens erstem Amtsjahr.

Während die globalen Märkte weiter mit den Auswirkungen der eskalierenden Handelsstreitigkeiten ringen, bleibt die wirtschaftliche Unsicherheit hoch. Unternehmen, Investoren und politische Entscheidungsträger navigieren in einem zunehmend komplexen Umfeld, in dem protektionistische Maßnahmen und geopolitische Spannungen die traditionellen wirtschaftlichen Beziehungen neu gestalten.