Globaler Handel: Trump eskaliert Zollkrieg

Die USA erhöhen den Druck im Handelsstreit mit China, während globale Märkte und Währungen auf die Eskalation reagieren. Wie wirkt sich dies auf die Weltwirtschaft aus?

Kurz zusammengefasst:
  • USA erhöhen Zölle auf chinesische Waren auf 145%
  • Devisenmärkte reagieren mit Dollar-Schwäche
  • Globale Wirtschaft unter Druck durch Handelskonflikte
  • Inflationsdaten zeigen gemischte Entwicklungen weltweit

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Das Weiße Haus kündigte am Dienstag an, dass die Trump-Administration mit mehr als 15 Handelspartnern über potenzielle Abkommen verhandelt und erste Ergebnisse "sehr bald" bekannt geben könnte. Während die USA gegenüber den meisten Ländern eine 90-tägige Pause bei den Vergeltungszöllen gewährt, bleibt die Haltung gegenüber China kompromisslos.

China im Visier der Trump-Administration

"Der Ball liegt im Spielfeld Chinas: China muss ein Abkommen mit uns schließen, wir müssen keines mit ihnen schließen", erklärte US-Pressesprecherin Karoline Leavitt auf einer Pressekonferenz. Die jüngst auf 145% erhöhten Zölle gegen chinesische Waren unterstreichen die Härte der amerikanischen Position. Präsident Trump hat zwar seine grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft signalisiert, wartet jedoch offenbar darauf, dass Chinas Präsident Xi Jinping den ersten Schritt macht.

Die aggressive Handelspolitik Washingtons löst mittlerweile spürbare Effekte am Devisenmarkt aus. Der US-Dollar stabilisierte sich zwar am Dienstag leicht, verbleibt aber nahe eines Dreijahrestiefs gegenüber dem Euro und eines Sechsmonatstiefs gegenüber dem japanischen Yen. Die raschen Änderungen bei Zollankündigungen haben das Vertrauen in die amerikanische Politik erschüttert und Investoren veranlasst, nach sichereren Anlagehäfen außerhalb der USA zu suchen.

"Der Dollar wird derzeit primär durch Kapitalflüsse getrieben, nicht durch traditionelle kurzfristige Faktoren wie Zinsdifferentiale", erläutert Vassili Serebriakov, Devisen- und Makrostratege bei UBS. "Der Markt scheint von der Idee der US-amerikanischen Ausnahmestellung abzurücken."

Globale Wirtschaft unter Druck

Die Folgen des sich verschärfenden Handelskonflikts zeigen sich bereits in verschiedenen Volkswirtschaften. In Deutschland ist die Stimmung unter Anlegern im April so stark eingebrochen wie seit der russischen Invasion in der Ukraine 2022 nicht mehr – Hauptgrund sind die Unsicherheiten durch die US-amerikanischen Zölle.

Auch Kanada bereitet sich auf wirtschaftliche Auswirkungen vor. Am Mittwoch entscheidet die Bank of Canada über ihren Leitzins, wobei Trumps Zölle auf kanadische Importe und Kanadas Vergeltungsmaßnahmen das Land in ein Dilemma stürzen. Die Maßnahmen werden voraussichtlich die Preise erhöhen, aber gleichzeitig das Wirtschaftswachstum bremsen, was die Zentralbank vor die schwierige Entscheidung stellt, ob sie die Zinsen senken oder erhöhen soll.

Die perianische Zentralbank warnte vergangene Woche ebenfalls vor negativen Auswirkungen der neu eingeführten US-Zölle auf die heimische Wirtschaft. Der führende Ökonom der Bank, Adrian Armas, prognostizierte einen "moderaten Schlag" für die peruanische Wirtschaft, die im ersten Quartal voraussichtlich um etwa 4% gewachsen ist.

Inflationsentwicklung in verschiedenen Regionen

Trotz der Zollspannungen gibt es beim Thema Inflation einige überraschend positive Entwicklungen. In Kanada verlangsamte sich die jährliche Inflationsrate im März unerwartet auf 2,3%, drei Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Hauptgründe waren niedrigere Benzinpreise und günstigere Pauschalreisen. Diese Entwicklung erhöht leicht die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung durch die Bank of Canada am Mittwoch, obwohl die Kerninflationsraten weiterhin erhöht bleiben.

In den USA fielen die Importpreise im März unerwartet um 0,1%, nachdem sie im Februar noch um 0,2% gestiegen waren. Die sinkenden Kosten für Energieprodukte waren ein wesentlicher Faktor, doch diese Tendenz dürfte angesichts der eskalierenden Handelsspannungen nicht von Dauer sein. Die Daten deuten darauf hin, dass sich die Inflation bereits vor dem Inkrafttreten von Trumps umfangreichen Importzöllen abschwächte.

Auch in Indien ist die Inflation auf den niedrigsten Stand seit mehr als fünf Jahren gesunken. Die jährliche Einzelhandelsinflation fiel im März auf 3,34%, unter der Prognose der Ökonomen von 3,60%. Diese Entwicklung schafft Spielraum für weitere Zinssenkungen durch die Reserve Bank of India, die vergangene Woche bereits zum zweiten Mal in Folge den Leitzins gesenkt hatte.

Nationale Reaktionen auf die Handelsspannungen

Japan bereitet sich auf Verhandlungen vor, um die zusätzlichen Zölle vollständig aufheben zu lassen. Der japanische Chefunterhändler Ryosei Akazawa kündigte dies vor seinem dreitägigen Besuch in Washington an. Die japanische Währung bleibt unterdessen auf erhöhtem Niveau gegenüber dem US-Dollar.

Die Märkte bleiben trotz der relativen Ruhe in dieser Woche vorsichtig, während sie auf weitere Zollankündigungen warten. "Die letzte Woche war geprägt von Deleveraging, Liquidation und Asset-Reallokation aus US-Vermögenswerten heraus. Der Ton in dieser Woche ist ruhiger, in einer durch den Feiertag verkürzten Woche", sagte Prashant Newnaha, leitender Zinsstratege für den asiatisch-pazifischen Raum bei TD Securities. Die meisten US-Märkte bleiben am Karfreitag geschlossen, wobei der Devisenhandel weiterläuft.

Technologiesektor: OpenAI entwickelt soziales Netzwerk

Abseits der Handelsstreitigkeiten zeichnen sich im Technologiesektor interessante Entwicklungen ab. OpenAI arbeitet Berichten zufolge an einem eigenen sozialen Netzwerk ähnlich wie X (ehemals Twitter). Laut dem Magazin "The Verge" existiert bereits ein interner Prototyp mit einem sozialen Feed, der sich auf die Bildgenerierungsfunktion von ChatGPT konzentriert.

CEO Sam Altman hat außenstehende Personen privat um Feedback zu dem Projekt gebeten, das sich noch in einem frühen Stadium befindet. Noch ist unklar, ob das Unternehmen das soziale Netzwerk als separate Anwendung veröffentlichen oder in ChatGPT integrieren wird.

Dieser Schritt könnte die Spannungen zwischen Altman und dem Milliardär Elon Musk – Eigentümer von X und Mitbegründer von OpenAI, der das Startup 2018 verließ – weiter verschärfen. Der Konflikt hat in den letzten Monaten an Intensität zugenommen. Im Februar lehnte Altman ein unaufgefordertes Übernahmeangebot eines von Musk geführten Investorenkonsortiums in Höhe von 97,4 Milliarden Dollar mit einem knappen "Nein, danke" ab.

Ein OpenAI-Netzwerk würde das Unternehmen auch in direkte Konkurrenz zu Meta bringen, das Berichten zufolge an einem eigenständigen Meta AI-Dienst arbeitet. Im Februar reagierte Altman auf Medienberichte über Metas Pläne mit dem Kommentar auf X: "Ok, gut, vielleicht werden wir auch eine Social App machen".

Ausblick auf die globale Wirtschaft

Während die Märkte die Auswirkungen der US-Zollpolitik verarbeiten, bereiten sich Zentralbanken weltweit auf mögliche wirtschaftliche Verwerfungen vor. Die US-Notenbank Fed dürfte ihre Zinssenkungen im Juni wieder aufnehmen, nachdem sie im Januar eine Pause eingelegt hatte, und den Leitzins in diesem Jahr um insgesamt 100 Basispunkte senken. Der Leitzins der Fed liegt derzeit bei 4,25% bis 4,50%.

In Indien sehen Ökonomen Raum für mindestens zwei weitere Zinssenkungen im verbleibenden Jahr 2025. "Wir schließen die Möglichkeit einer dritten Zinssenkung nicht aus, wenn sich die globalen Wachstumsbedingungen weiter abschwächen", sagte Gaura Sen Gupta, Ökonomin bei IDFC First Bank.

Die nächste geldpolitische Sitzung der indischen Zentralbank findet im Juni statt, kurz vor der neuen Juli-Frist für die Aufhebung der Pause bei den Vergeltungszöllen durch die Vereinigten Staaten.

Während der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert, deutet die Entwicklung der Inflationsdaten weltweit auf einen möglichen Spielraum für Zentralbanken hin, die Geldpolitik zu lockern – ein willkommener Lichtblick in einer zunehmend angespannten globalen Wirtschaftslage.

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