Kurz zusammengefasst:
  • EZB plant sechs Zinssenkungen für 2025
  • Globaler Trend zur sinkenden Inflation
  • Verändertes Spar- und Konsumverhalten erwartet
  • Politische Risiken beeinflussen Wirtschaftsausblick

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht an der Schwelle zu einer bedeutenden geldpolitischen Wende, die weitreichende Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte haben könnte. Während für die kommende Woche die erste Zinssenkung seit der Straffungsphase erwartet wird, zeichnet sich bereits ab, dass die Notenbanken weltweit einen vorsichtigen Kurs bei der Lockerung ihrer Geldpolitik einschlagen werden.

Strategischer Kurswechsel der EZB

Deutsche Bank-Analysten prognostizieren für das erste Halbjahr 2025 vier aufeinanderfolgende Zinssenkungen der EZB um jeweils 25 Basispunkte. Ab dem dritten Quartal dürfte sich das Tempo jedoch deutlich verlangsamen, mit nur noch zwei weiteren Senkungen bis Jahresende. EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstrich diese graduelle Vorgehensweise kürzlich beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Internationale Disinflationstrends

Die Verlangsamung der Inflation zeigt sich auch in anderen Wirtschaftsräumen. In Australien erwarten Analysten der Bank of America einen Rückgang der Inflationsrate auf 2,3 Prozent, wobei besonders die Preise für Konsumgüter nachgeben. Diese globale Entwicklung stützt die Erwartung einer koordinierten geldpolitischen Lockerung der wichtigsten Zentralbanken.

Auswirkungen auf Anleihe- und Aktienmärkte

UBS-Strategen sehen für die Kapitalmärkte kritische Schwellenwerte. Ein Anstieg der US-Staatsanleiherenditen auf 5 Prozent könnte negative Folgen für Aktien haben. Allerdings rechnen die Experten zum Jahresende mit einem Rückgang der Renditen auf 4,25 Prozent, was Spielraum für defensive Anlagestrategie eröffnet.

Veränderte Sparquoten und Konsumverhalten

In Großbritannien deuten Analysen von Capital Economics auf einen allmählichen Rückgang der Sparquote hin, was den privaten Konsum in den Jahren 2025 und 2026 stützen könnte. Diese Entwicklung könnte sich auch in anderen entwickelten Volkswirtschaften zeigen, wenn die Zinsen sinken und Sparen weniger attraktiv wird.

Politische Risiken bleiben bestehen

Die wirtschaftspolitischen Entscheidungen der neuen US-Regierung unter Präsident Trump werden von Unternehmen und Investoren genau beobachtet. Besonders japanische und europäische Konzernchefs zeigen sich besorgt über mögliche protektionistische Maßnahmen. Der Goldman Sachs-Vizevorsitzende Richard Gnodde warnt vor wachsendem politischem Engagement europäischer CEOs als Reaktion auf mangelndes Wirtschaftswachstum.

Herausforderungen für 2025

Die Zentralbanken stehen vor der Herausforderung, ihre Geldpolitik behutsam zu lockern, ohne die erreichten Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung zu gefährden. Gleichzeitig müssen sie politische Unsicherheiten und deren potenzielle Auswirkungen auf die Wirtschaft berücksichtigen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob der geplante graduelle Übergang zu niedrigeren Zinsen gelingt.