Kurz zusammengefasst:
  • US-Aktienmärkte verzeichnen erhebliche Kursverluste
  • Mexikanische Wirtschaft vor möglicher Rezession
  • Asiatische Volkswirtschaften kämpfen mit Wachstumsschwäche
  • Neuseeland erlebt massive Abwanderungswelle

Die Weltwirtschaft steht am 4. März 2025 vor erheblichen Herausforderungen, während die USA unter Präsident Donald Trump einen folgenreichen handelspolitischen Kurswechsel vollziehen. Mit der Einführung von 25-prozentigen Zöllen auf alle Importe aus Mexiko und Kanada ab heute zeichnen sich weitreichende Konsequenzen für die globalen Märkte ab. „Kein Verhandlungsspielraum mehr für Mexiko oder Kanada“, erklärte Trump gestern gegenüber Reportern im Weißen Haus. Diese protektionistische Wende erfolgt in einer Zeit, in der mehrere große Volkswirtschaften bereits mit Wachstumsproblemen kämpfen.

Trumps Zollpolitik erschüttert die Märkte

Der drastische handelspolitische Kurswechsel in Washington ließ die US-Aktienmärkte gestern einbrechen. Der S&P 500 verzeichnete mit einem Minus von 1,76% seinen stärksten Tagesverlust seit Dezember 2023. Auch der Dow Jones Industrial Average fiel um 1,48%, während der technologielastige Nasdaq Composite mit 2,64% am deutlichsten nachgab. Besonders Technologiewerte wie Nvidia (-8,7%) und Amazon (-3,4%) standen unter massivem Druck.

„Die Märkte hatten auf eine weitere Last-Minute-Vereinbarung zur Verzögerung der Zölle gehofft, aber diesmal gibt es keine“, kommentierte Jamie Cox von Harris Financial Group. Die Ankündigung erfolgte, nachdem schwache US-Wirtschaftsdaten bereits für Verunsicherung gesorgt hatten. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im Februar auf 50,3 Punkte, während der zukunftsweisende Auftragsindex sogar auf 48,6 Punkte absackte.

Zusätzlich kündigte Trump eine Erhöhung der Zölle auf chinesische Importe von 10% auf 20% an. Diese Verschärfung der protektionistischen Politik führte zu erheblichen Kursverlusten bei US-notierten chinesischen Unternehmen.

Globale Konjunkturschwäche verschärft sich

Die Zollmaßnahmen treffen auf eine bereits angespannte globale Wirtschaftslage. Die Ökonomen von Morgan Stanley warnen vor schwerwiegenden Konsequenzen: „Eine Rezession in Mexiko wird zum Basisszenario“, erklärte Michael Zezas, Stratege für US-Politik bei Morgan Stanley. Für die USA rechnet die Bank mit einer höheren Inflation (+0,3 bis 0,6 Prozentpunkte) und deutlich niedrigerem Wachstum (-0,7 bis -1,1 Prozentpunkte), was das reale BIP-Wachstum auf nur noch 1,2% bis 1,6% drücken könnte.

Diese Entwicklung trifft auf eine bereits schwächelnde Weltwirtschaft. In Asien kämpfen mehrere Länder mit erheblichen Konjunkturproblemen. Südkoreas Industrieproduktion verzeichnete im Januar einen Rückgang von 2,3% gegenüber dem Vormonat, während die Unternehmensinvestitionen um 14,2% einbrachen – belastet durch schwächere Importe von Halbleiterproduktionsanlagen und Transportausrüstungen.

Auch Japan kämpft mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Nach den neuesten Daten des japanischen Finanzministeriums reduzierten die Unternehmen ihre Investitionen in Anlagen und Ausrüstungen im vierten Quartal um 0,2% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Trotz dieser Investitionszurückhaltung expandierte die japanische Wirtschaft im vierten Quartal mit einer annualisierten Rate von 2,8%, was eine Beschleunigung gegenüber dem Wachstum von 1,7% im Vorquartal darstellt.

Regulatorische Unsicherheiten belasten den Finanzsektor

Die wirtschaftlichen Turbulenzen werden durch regulatorische Unsicherheiten im Finanzsektor verstärkt. In den USA steht die US-Verbraucherschutzbehörde CFPB weiterhin im Zentrum politischer Auseinandersetzungen. Trotz einer internen Mitteilung, dass gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben erfüllt werden sollten, wurde laut einer internen E-Mail die Aufsicht über Finanzunternehmen nicht wieder aufgenommen. Dies könnte die Bemühungen der CFPB, ihre rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen, untergraben und steht im Widerspruch zu den Zusicherungen, die die Behörde vor Gericht gemacht hat.

Gleichzeitig plant die Federal Deposit Insurance Corp. (FDIC) offenbar, eine Politik aus dem Jahr 2024 zurückzunehmen, die eine verstärkte Prüfung großer Bankfusionen vorsah. Die Aufhebung dieser Politik könnte die Voraussetzungen für neue Zusammenschlüsse im Bankensektor schaffen, da Fusionen, die zu Instituten mit einem Vermögen von 100 Milliarden Dollar oder mehr führen würden, nicht mehr automatisch einer intensivierten Analyse der Finanzstabilität unterzogen werden müssten.

Kryptomärkte zwischen Euphorie und Ernüchterung

Im Kryptobereich sorgte Donald Trumps Ankündigung einer „nationalen strategischen Reserve“ für digitale Währungen zunächst für Begeisterung. Trump erklärte am Wochenende, dass seine geplante Durchführungsverordnung zu digitalen Vermögenswerten einen Vorrat an Kryptowährungen schaffen würde, darunter Bitcoin, Ether, XRP, Solana und Cardano.

Die anfängliche Euphorie wich jedoch schnell der Skepsis. Bitcoin stieg zwar um 1% gegenüber dem Freitagsniveau auf 87.235 Dollar, lag damit aber 7,6% unter seinem Höchststand vom Sonntag, als die Kryptowährung nach Trumps Ankündigung um fast 10% gestiegen war.

Prominente Stimmen der Krypto-Community äußerten Bedenken hinsichtlich der geplanten Reserve. Anthony Pompliano, Gründer und CEO von Professional Capital Management, warnte in einem Brief an seine Kunden: „Ich glaube, dass diese Entscheidung für eine breit gefächerte Krypto-Strategiereserve ein unerzwungener Fehler ist, der in Zukunft bereut werden wird.“

Migrationsbewegungen als wirtschaftlicher Indikator

Die wirtschaftlichen Herausforderungen spiegeln sich auch in Migrationsbewegungen wider. Neuseeland, dessen Wirtschaft laut HSBC im vergangenen Jahr die schwächste Leistung unter den entwickelten Ländern zeigte, erlebt einen rekordverdächtigen Exodus. Etwa 128.700 Menschen verließen das Land im Jahr 2024 permanent – die größte Abwanderung in der Geschichte des Landes.

Corey Ngaru und sein Partner Elian Lellimo gehören zu den vielen Neuseeländern, die bessere wirtschaftliche Chancen im Ausland suchen. „Es gibt eine Menge mehr Optionen, mehr Möglichkeiten“, sagte Ngaru, der schätzt, als Bauarbeiter an der Gold Coast in Australien dreimal mehr verdienen zu können als in Neuseeland.

Diese Abwanderungswelle erfolgt inmitten des schlimmsten wirtschaftlichen Abschwungs seit 1991 außerhalb der Pandemiezeit. Die Arbeitslosigkeit in Neuseeland befindet sich auf einem Vierjahreshoch, während die Zahl der Beschäftigten den stärksten Jahresrückgang seit 2009 verzeichnete. Unternehmen gehen in einem Tempo pleite, wie es seit über einem Jahrzehnt nicht mehr der Fall war.

Ausblick: Globale Wirtschaft unter Druck

Die kommenden Monate werden zeigen, wie tiefgreifend die Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik auf die Weltwirtschaft sein werden. Während die Zentralbanken weltweit versuchen, ihre Geldpolitik an die Wirtschaftslage anzupassen, könnte die neue Zollpolitik der USA die Inflationsbekämpfung erschweren und das Wachstum weiter bremsen.

Für die unmittelbare Zukunft bleibt die globale Wirtschaftslage volatil. Die Kombination aus Handelskonflikten, schwachen Konjunkturdaten in Asien und regulatorischen Unsicherheiten im Finanzsektor schafft ein herausforderndes Umfeld für Unternehmen und Anleger. Die nächsten Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten werden mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt werden, da sie Hinweise auf die künftige Zinspolitik der Zentralbanken geben könnten.

„Wir erwarten, dass sich der Fokus der Anleger auf die erhöhten Abwärtsrisiken für die Wachstumserwartungen richtet“, prognostizieren die Strategen von Morgan Stanley. In diesem Umfeld dürften defensive Sektoren wie Immobilien, Gesundheit, Versorgungsunternehmen und Konsumgüter, die gestern an der Wall Street zulegen konnten, weiterhin relative Stärke zeigen.