Kurz zusammengefasst:
  • Chinesischer Produktionsindex überrascht positiv
  • US-Zölle bedrohen europäische Wirtschaftsstabilität
  • EZB erwägt Lockerung der Geldpolitik
  • Indonesien verzeichnet unerwartete Deflation

Die globale Wirtschaftslandschaft durchläuft Anfang 2025 signifikante Veränderungen, wobei China überraschend positive Signale sendet, während Trumps Handelspolitik zunehmend Unsicherheit verbreitet. Der chinesische Fertigungssektor erreichte im Februar mit einem Caixin-Einkaufsmanagerindex von 50,8 den höchsten Stand seit drei Monaten – deutlich über den erwarteten 50,4 Punkten. Diese positive Entwicklung markiert den fünften Wachstumsmonat in Folge und steht in starkem Kontrast zur derzeitigen wirtschaftlichen Unsicherheit in den USA und Europa.

Chinas Wirtschaft zeigt Erholungszeichen trotz struktureller Herausforderungen

Die verbesserte Stimmung in Chinas Fertigungssektor wird besonders durch die gestiegene ausländische Nachfrage getragen. „Der Markt zeigte klare Erholungszeichen, wobei Hersteller neue Produkte auf den Markt brachten“, erklärte Wang Zhe, Chefökonom bei Caixin Insight. „Die Urlaubszeit sorgte für eine robuste Konsumnachfrage, und technologische Innovationen in bestimmten Branchen verstärkten die positive Stimmung.“

Trotz dieser Fortschritte steht die chinesische Führung vor erheblichen Herausforderungen, insbesondere bei der Stärkung des Konsums. Analysten schätzen, dass China etwa 10 Prozent seines BIP, einschließlich Familiensubventionen, investieren müsste, um die Bevölkerungsentwicklung zu stabilisieren – ein entscheidender Faktor für den Binnenkonsum. Experten sehen mehrere mögliche Reformwege: Eine schnelle Lösung wäre die deutliche Erhöhung von Renten, Löhnen im Staatssektor und anderen Sozialleistungen, was kurzfristig über Schulden finanziert werden könnte.

Die mit Spannung erwarteten „Zwei Sitzungen“ diese Woche könnten neue Konjunkturmaßnahmen zur Unterstützung der schleppenden Wirtschaft bringen. Beobachter rechnen mit fiskalischen Stimuli zwischen 2 und 3 Billionen Yuan (274 bis 412 Milliarden Dollar). Diese Maßnahmen könnten entscheidend sein, um den Herausforderungen durch die US-Handelspolitik zu begegnen.

Trumps Zollpolitik bedroht globale Handelsbeziehungen

Die protektionistische Agenda der Trump-Administration gewinnt an Dynamik und bereitet Exporteuren weltweit Sorgen. Bereits am 4. Februar trat ein 10-prozentiger US-Zoll auf chinesische Waren in Kraft. Präsident Trump hat zudem angekündigt, ab dem 12. März einen 25-prozentigen Zoll auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erheben und erwägt „reziproke“ Zölle auf alle Länder, die US-Importe besteuern.

Besonders besorgniserregend für Europa ist Trumps jüngste Andeutung eines 25-prozentigen „reziproken“ Zolls auf europäische Autos und andere Waren. Das Kieler Institut schätzt, dass diese Maßnahme die europäische Wirtschaft innerhalb eines Jahres um 0,4 Prozent schrumpfen lassen könnte – ein erheblicher Schlag angesichts der prognostizierten Wachstumsrate von nur 0,9 Prozent für die Eurozone im Jahr 2025.

Der indische Handelsminister Piyush Goyal begann am Montag überraschend eine Reise in die USA für Handelsgespräche, nachdem er zuvor geplante Treffen bis zum 8. März abgesagt hatte. Diese plötzliche Reise unterstreicht die wachsende Besorgnis über Trumps geplante Zölle, die laut Citi-Research-Analysten indische Exporte im Wert von etwa 7 Milliarden Dollar pro Jahr treffen könnten.

US-Handelsminister Howard Lutnick bestätigte am Sonntag, dass die Zölle auf Kanada und Mexiko am Dienstag in Kraft treten würden, deutete jedoch an, dass Trump noch über die endgültige Höhe entscheiden könnte. Es gibt Spekulationen, dass die Maßnahmen abgemildert werden könnten, falls Mexiko und Kanada eigene Zölle auf chinesische Importe erheben.

EZB vor weiterer Zinssenkung – aber Unsicherheit über künftigen Kurs wächst

Die Europäische Zentralbank steht vor einer entscheidenden Ratssitzung am Donnerstag, bei der eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 2,50 Prozent erwartet wird. Dies wäre die sechste Zinssenkung seit Juni letzten Jahres. Allerdings herrscht zunehmend Ungewissheit über den weiteren Zinspfad, da die Notenbanker unterschiedliche Ansichten zur künftigen Geldpolitik vertreten.

„Es ist nicht mehr der Fall, dass wir auf Autopilot laufen und bei jeder Sitzung die Zinsen senken“, erklärt Guy Miller, Chefmarktstratege bei der Zurich Insurance Group. Die Märkte rechnen derzeit mit knapp 90 Basispunkten an Zinssenkungen bis zum Jahresende – drei weitere Schritte auf 2 Prozent und eine 70-prozentige Chance auf einen vierten Schritt auf 1,75 Prozent.

Die EZB muss bei ihrer Entscheidungsfindung eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen: Ein möglicher Waffenstillstand in der Ukraine könnte die Wirtschaft stützen und die Energiepreise senken, während der zunehmende Druck zur Stärkung der europäischen Verteidigung voraussichtlich Hunderte von Milliarden an öffentlichen Ausgaben erfordern wird. Während Barclays davon ausgeht, dass höhere Staatsausgaben zu weniger Zinssenkungen führen könnten, vertritt die Citigroup die Ansicht, dass höhere langfristige Kreditkosten mehr Zinssenkungen erfordern könnten.

Ungleichmäßiges Bild der globalen Inflation

Während in Europa und den USA die Inflationssorgen allmählich nachlassen, erlebt Indonesien ein bemerkenswertes Phänomen: Zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten verzeichnete das Land im Februar eine Deflation. Der Verbraucherpreisindex fiel um 0,09 Prozent im Jahresvergleich – die erste jährliche Deflation seit März 2000 und deutlich unter den Markterwartungen von 0,6 Prozent Inflation.

Diese überraschende Entwicklung ist hauptsächlich auf staatliche Maßnahmen zurückzuführen, darunter ein 50-prozentiger Rabatt auf Stromtarife für bestimmte Kunden im Januar und Februar. „Diese Deflation war nicht auf eine schwächere Kaufkraft zurückzuführen, sondern auf die vergünstigten Stromtarife“, erklärte Amalia Adininggar Widyasanti, Leiterin des statistischen Amtes Indonesiens.

Russlands Industriesektor verliert an Dynamik

In Russland hingegen zeigt der Fertigungssektor Anzeichen einer Verlangsamung. Der S&P Global Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel im Februar auf 50,2 von 53,1 im Januar und blieb damit nur knapp über der 50-Punkte-Marke, die Wachstum von Kontraktion trennt. Die Verlangsamung wird auf einen schwächeren Produktionsanstieg und stagnierende Auftragseingänge zurückgeführt. „Anders als beim Trend für Gesamtauftragseingänge verzeichneten russische Hersteller Mitte des ersten Quartals einen erneuten Anstieg bei Exportaufträgen“, berichtete S&P Global.

Russlands erhebliche Ausgaben für militärische Ausrüstung und Waffen seit der Invasion der Ukraine im Februar 2022 haben einen Fertigungssektor gestützt, der sonst möglicherweise unter internationalen Sanktionen gelitten hätte.

US-Wirtschaftsdaten werfen Fragen auf

Die wirtschaftlichen Aussichten in den USA haben sich in den letzten Monaten eingetrübt. Die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern hat sich verschlechtert und die Zuwächse nach Trumps Wahlsieg im November zunichtegemacht. Daten zu Konsumausgaben und Handelsbilanzdefizit haben das Risiko erhöht, dass die Wirtschaft im ersten Quartal schrumpfen könnte, was Rezessionsängste schürt.

In diesem Kontext sorgte US-Handelsminister Howard Lutnick mit der Ankündigung für Aufsehen, die Staatsausgaben aus dem BIP-Bericht herausnehmen zu wollen. „Wenn die Regierung einen Panzer kauft, ist das BIP, aber wenn man 1.000 Leute dafür bezahlt, über den Kauf eines Panzers nachzudenken, ist das kein BIP“, erklärte Lutnick und bezeichnete letzteres als „verschwendetes Geld“.

Ökonomen warnen jedoch vor solchen Änderungen an der derzeitigen Struktur der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, da dies das BIP sehr volatil machen und einen klaren Blick auf den Zustand der Wirtschaft erschweren würde, was mehr Unsicherheit schafft. „Ich glaube nicht, dass der Aktienmarkt und die Finanzmärkte das mögen würden“, sagte Sung Won Sohn, Professor für Finanzen und Wirtschaft an der Loyola Marymount University.

Die kommenden Wochen werden zeigen, wie sich diese verschiedenen wirtschaftlichen Kräfte entwickeln und welche Auswirkungen sie auf die globale Finanzlandschaft haben werden. Besonders die US-Zollpolitik, Chinas Stimulusmaßnahmen und die weitere Zinspolitik der EZB dürften die Märkte maßgeblich beeinflussen.