Globale Wirtschaftsspannungen: Trumps Politik erschüttert Märkte und Diplomatie
Die angedrohten Importzölle beeinflussen bereits Währungskurse und internationale Beziehungen. Handelspartner wie Kanada bereiten sich auf wirtschaftliche Konflikte vor.
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- US-Dollar gewinnt trotz schwacher Wirtschaftsdaten
- Kanadas politische Landschaft im Wandel
- Notenbanken zwischen Inflation und Wachstumssorgen
- Globale Spannungen über Handelsbeziehungen hinaus
Die drohenden US-Handelszölle unter Präsident Trump werfen bereits jetzt ihre Schatten auf die globalen Finanzmärkte und die internationale Politik. Während der US-Dollar nach jüngsten Kursverlusten wieder an Stärke gewinnt, bereiten sich Handelspartner wie Kanada auf mögliche wirtschaftliche Konfrontationen vor. Die Spannungen zwischen den USA und seinen traditionellen Verbündeten haben sich in den vergangenen Wochen merklich verschärft, was sich sowohl in den Devisenmärkten als auch in der politischen Landschaft widerspiegelt.
Dollarstärke kehrt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten zurück
Der US-Dollar konnte sich zuletzt von seinem 11-Wochen-Tief erholen und gewann am Mittwoch 0,35% hinzu. Der Dollar-Index stieg auf 106,61, während der Euro im Gegenzug auf 1,048 Dollar fiel. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen stabilisierte sich nach dem starken Rückgang vom Vortag bei 4,308%. Diese Entwicklung kommt überraschend, da wirtschaftliche Daten wie das stark gesunkene Verbrauchervertrauen und ein Einbruch bei Neubauhausverkäufen um 10,5% eigentlich für einen schwächeren Dollar sprechen würden.
„Wir haben seit Januar einen ziemlich guten Ausverkauf erlebt, der größtenteils durch die Anpassung der US-Realzinsen nach unten angetrieben wurde, was wiederum auf die unterdurchschnittlichen Daten zurückzuführen ist“, erklärt Brad Bechtel, Global Head of FX bei Jefferies in New York. „Wir befinden uns jetzt in einer Phase, in der wir wahrscheinlich erst einmal seitwärts tendieren werden, bis wir mehr darüber erfahren, was mit den Zöllen tatsächlich passieren wird.“
Die Märkte preisen derzeit Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve von insgesamt 53 Basispunkten bis zum Jahresende ein, wobei die Wahrscheinlichkeit für eine erste Senkung um mindestens 25 Basispunkte erst im Juni über 50% liegt. Richmond-Fed-Präsident Tom Barkin hatte am Dienstag erklärt, er werde angesichts der aktuellen Unsicherheiten in der Wirtschaft einen abwartenden Ansatz bei der Zinspolitik verfolgen, bis klar ist, dass die Inflation zum 2%-Ziel der Fed zurückkehrt.
Handelsspannungen erreichen kritisches Niveau
Die angekündigten Zollmaßnahmen der Trump-Administration gegen Kanada und Mexiko sollen bereits nächste Woche in Kraft treten. Dies hat nicht nur ökonomische, sondern auch politische Auswirkungen. In Kanada haben die regierenden Liberalen, die vor wenigen Wochen noch deutlich hinter den Konservativen lagen, in Umfragen stark aufgeholt. Laut einer aktuellen Ipsos-Umfrage liegen die Liberalen mit 38% nun sogar vor den Konservativen mit 36% – ein bemerkenswertes Comeback nach einem 26-Punkte-Rückstand vor sechs Wochen.
Die Liberalen, die am 9. März einen neuen Parteivorsitzenden wählen werden, konnten ihre Unterstützung stetig ausbauen, nachdem Trump mit Zöllen auf fast alle Importe aus Kanada gedroht und scherzhaft angedeutet hatte, Kanada als 51. US-Bundesstaat annektieren zu wollen. Die Liberalen nutzen diese Bedrohung in Wahlwerbespots, in denen sie den konservativen Oppositionsführer Pierre Poilievre mit Trump vergleichen.
„Die Konservativen stehen vor Gegenwind durch zunehmende Anti-Trump-Stimmungen und Erwartungen an die neue Führung der Liberalen Partei“, erklärte Ipsos in einer Mitteilung. Während der zweiten Debatte der liberalen Führungskandidaten am Dienstagabend forderten die wichtigsten Bewerber harte Gegenmaßnahmen gegen die USA. Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney erklärte: „Wer ist die schlechteste Person, um Donald Trump die Stirn zu bieten? Es ist Pierre Poilievre. Er verehrt den Mann. Er benutzt seine Sprache. Er ist nicht die richtige Person für unser Land in dieser entscheidenden Zeit.“
Zentralbanken navigieren durch geopolitische Unsicherheiten
Die Bank of England (BoE) bereitet sich ebenfalls auf mögliche Auswirkungen der US-Handelspolitik vor. BoE-Mitglied Swati Dhingra erklärte am Mittwoch, dass eine „geordnete“ Fragmentierung des Welthandels durch potenzielle US-Zölle und Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder möglicherweise keine geldpolitischen Eingriffe erfordern würde. „Wenn die Weltwirtschaft auf geordnete Weise fragmentiert, müsste die Geldpolitik wahrscheinlich nicht reagieren, während sich die Weltwirtschaft verändert und die Preise sich neu anpassen, um die neuen geopolitischen Entwicklungen widerzuspiegeln“, sagte sie.
Höhere US-Zölle hätten laut Dhingra zwar einen gewissen Aufwärtsdruck auf die britische Inflation durch ein schwächeres Pfund und höhere Importpreise, dieser Effekt könnte jedoch durch ein langsameres globales Wachstum ausgeglichen werden.
Auch die US-Federal Reserve sieht sich mit komplexen Herausforderungen konfrontiert. Das Protokoll ihrer Januar-Sitzung zeigte, dass „verschiedene“ politische Entscheidungsträger offen dafür sind, die Reduzierung der Fed-eigenen Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapiere (Quantitative Tightening) zu pausieren oder zu verlangsamen. Dies geschieht vor dem Hintergrund unsicherer Geldmarktbedingungen, während der Kongress die Staatsfinanzen und die gesetzliche Obergrenze für die Staatsverschuldung regelt.
„Wir gehen davon aus, dass das FOMC eher geneigt wäre, das Gesamttempo der Rückgänge zu ‚verlangsamen‘, anstatt sie vollständig einzufrieren“, so Analysten von Wrightson ICAP. Eine vollständige Pause würde den Kauf von Staatsanleihen erfordern, um die Fed-Bestände stabil zu halten, und „die kommunikativen Hürden, die mit einer Änderung des QT-Tempos verbunden sind, sind schwierig genug, ohne dass zusätzlich ein temporäres neues Anleihekaufprogramm erklärt werden müsste.“
Globale Spannungen nehmen zu
Die geopolitischen Spannungen beschränken sich nicht auf die transatlantischen Beziehungen. Neuseeland äußerte am Mittwoch Bedenken gegenüber China wegen dessen kürzlich durchgeführter Militärübungen im Tasmansee. Außenminister Winston Peters erklärte nach einem Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi in Peking, das Problem sei die mangelnde Vorabinformation an Neuseeland über die Militärübungen vor seiner Küste.
„Dies ist ein Versagen in unserer besonderen Beziehung zum jetzigen Zeitpunkt, und wir würden es gerne für die Zukunft korrigieren“, sagte Peters. Neuseeland und Australien hatten erklärt, dass China Schießübungen in internationalen Gewässern zwischen den beiden Nationen durchgeführt habe, wobei nur wenig Vorwarnung gegeben wurde, was kommerzielle Fluglinien zur Umleitung von Flügen zwang. Peters teilte mit, die chinesische Seite erwäge, frühere Benachrichtigungen für künftige Marine-Übungen zu geben.
Innenpolitische Konflikte belasten Auslandshilfe
In den USA hat die Trump-Administration erklärt, eine Frist eines Bundesgerichts zur Freigabe eingefrorener Mittel für ausländische Hilfsorganisationen und Zuschussempfänger nicht einhalten zu können. In einer späten Dienstagnacht eingereichten Gerichtsakte erklärte die Regierung, sie könne die vom US-Bezirksrichter Amir Ali in Washington gesetzte Frist bis Mittwoch, 23:59 Uhr, nicht einhalten.
Die Verzögerung sei in erster Linie auf neue Prozesse zurückzuführen, die von der Trump-Administration eingeführt wurden, um sicherzustellen, dass Zahlungen legitim sind und den politischen Zielen der Regierung entsprechen. Laut der Erklärung von Pete Marocco, der derzeit als stellvertretender Administrator der US-Agentur für internationale Entwicklung (USAID) und Direktor für ausländische Hilfe im Außenministerium fungiert, würden die erforderlichen Zahlungen „mehrere Wochen“ dauern. Der Gesamtbetrag der von Alis Anordnung geforderten Zahlungen liege bei fast 2 Milliarden Dollar.
Trump hatte an seinem ersten Tag im Amt eine 90-tägige Pause für alle ausländischen Hilfszahlungen angeordnet. Diese Anordnung und die darauf folgenden Anweisungen zur Einstellung der Arbeit, die USAID-Operationen weltweit stoppen, haben die Lieferung lebensrettender Nahrungsmittel- und medizinischer Hilfe gefährdet und die globalen humanitären Hilfsbemühungen in ein Chaos gestürzt.
Ausblick auf die kommenden Monate
Die globalen Märkte stehen vor herausfordernden Monaten, geprägt von geopolitischen Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Die angekündigten Zollmaßnahmen der USA könnten weitreichende Folgen für den internationalen Handel und das Wirtschaftswachstum haben. Gleichzeitig könnten sie die politischen Landschaften in betroffenen Ländern wie Kanada nachhaltig verändern.
Für die Zentralbanken bedeutet dies einen schwierigen Balanceakt zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsunterstützung. Die Federal Reserve steht dabei vor der zusätzlichen Herausforderung, den Abbau ihrer Bilanz mit den Unwägbarkeiten der US-Staatsfinanzen in Einklang zu bringen.
Während in den USA die innenpolitischen Auseinandersetzungen um Auslandshilfe und Finanzpolitik zunehmen, verschärfen sich gleichzeitig die internationalen Spannungen mit traditionellen Verbündeten wie Kanada, aber auch mit geopolitischen Rivalen wie China. Diese Kombination könnte in den kommenden Monaten zu erhöhter Volatilität an den Finanzmärkten führen und stellt Investoren, politische Entscheidungsträger und Unternehmen vor komplexe Herausforderungen.