Kurz zusammengefasst:
  • Neue US-Zölle bedrohen internationalen Handel
  • Amerikanisches Haushaltsdefizit erreicht kritisches Niveau
  • Verbrauchervertrauen signalisiert mögliche Rezession
  • Geopolitische Spannungen erhöhen Verteidigungsausgaben

In einem zunehmend angespannten wirtschaftlichen Umfeld zeichnen sich für das Frühjahr 2025 mehrere Risikofaktoren ab, die Finanzmärkte weltweit unter Druck setzen. Die Trump-Administration steht kurz davor, am 2. April – vom Präsidenten als „Befreiungstag“ bezeichnet – ein umfassendes Zollregime zu verkünden, während gleichzeitig die amerikanische Haushaltslage immer bedenklicher wird. Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody’s befindet sich die Fiskalstärke der USA auf einem mehrjährigen Abwärtstrend, mit steigenden Haushaltsdefiziten und sinkender Tragfähigkeit der Staatsschulden.

Trumps zweistufige Zollstrategie alarmiert Handelspartner

Die Regierung Trump evaluiert derzeit einen zweistufigen Ansatz zur Einführung neuer Zölle. Insider berichten, dass der Präsident selten genutzte Notstandsbefugnisse in Betracht zieht, um sofortige Zölle zu erheben, während parallel dazu Handelsuntersuchungen eingeleitet werden. Zu den diskutierten Instrumenten gehören das International Emergency Economic Powers Act und Paragraph 338 des Zollgesetzes von 1930, der Zollerhöhungen von bis zu 50% ermöglichen würde.

„Sie haben uns so viel berechnet, dass ich mich schäme, ihnen das zu berechnen, was sie uns berechnet haben, aber es wird erheblich sein“, äußerte sich Trump zu den geplanten Maßnahmen und deutete gleichzeitig an, dass bestimmte Länder von den Zöllen ausgenommen werden könnten.

Die Ankündigung versetzt internationale Handelspartner in Alarmbereitschaft. Am heutigen Dienstag trifft der EU-Handelskommissar mit hochrangigen US-Beamten zusammen, um mögliche Zugeständnisse auszuhandeln. Auch Kanadas Premierminister Mark Carney reagierte bereits und kündigte Maßnahmen an, um kanadische Arbeitnehmer vor US-Zöllen zu schützen, indem Vergeltungszölle zur Stärkung des Arbeitnehmerschutzes eingesetzt werden sollen.

US-Haushaltslage und Konsumentenvertrauen verschlechtern sich dramatisch

Die wirtschaftlichen Aussichten der USA verdüstern sich zusehends. Das Konsumentenvertrauen fiel im März den vierten Monat in Folge und stürzte um 7,2 Punkte auf 92,9. Besonders besorgniserregend: Der Erwartungsindex, der die kurzfristigen Aussichten der Verbraucher für Einkommen, Wirtschaft und Arbeitsmarkt misst, brach um 9,6 Punkte auf 65,2 ein – den niedrigsten Wert seit zwölf Jahren und deutlich unter der Schwelle von 80, die üblicherweise auf eine bevorstehende Rezession hindeutet.

Parallel dazu verschärft sich die Haushaltslage der USA. Die Ratingagentur Moody’s, die als letzte der großen Agenturen noch an der Topbewertung AAA für US-Staatsanleihen festhält, warnte am Dienstag in einem Bericht: „Selbst in einem sehr positiven und unwahrscheinlichen wirtschaftlichen und finanziellen Szenario bleibt die Schuldenbelastbarkeit wesentlich schwächer als bei anderen Aaa-bewerteten und hoch bewerteten Staaten.“

Besonders alarmierend ist Moody’s Einschätzung hinsichtlich der geplanten Trump-Politik: „Angesichts der potenziell negativen Kreditauswirkungen anhaltend hoher Zölle, unfinanzierter Steuersenkungen und erheblicher Risiken für die Wirtschaft sehen wir verminderte Aussichten, dass diese Stärken weiterhin die wachsenden Haushaltsdefizite und die abnehmende Schuldenbelastbarkeit ausgleichen werden.“

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Bausektor wider, wo die Baugenehmigungen weiter zurückgehen – ein wichtiger Frühindikator für die Konjunktur. Die jüngsten Daten zeigen einen Rückgang von 1,0%, was zwar etwas besser als die prognostizierten -1,2% ist, jedoch eine Verschärfung gegenüber dem vorherigen Minus von 0,6% darstellt.

Internationale Spannungen und wachsende Verteidigungsausgaben

Die zunehmende Verunsicherung im globalen Handelssystem fällt in eine Zeit wachsender geopolitischer Spannungen. In Kanada stellte Premierminister Carney bei einer Rede in der Irving-Werft in Halifax, Nova Scotia, eine umfassende Strategie zur Stärkung der kanadischen Verteidigungsfähigkeiten vor. Angesichts „ermutiger Gegner“ und veränderter US-Prioritäten kündigte er eine deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben an.

„Wir müssen unsere militärischen Fähigkeiten und unsere Souveränität stärken“, betonte Carney, der als Vorsitzender der Liberalen Partei gegen den von Pierre Poilievre geführten Konservativen im Wahlkampf steht, der am 28. April zur Abstimmung kommt.

Das kanadische Verteidigungsbudget liegt derzeit bei weniger als 1,5% des BIP, deutlich unter der NATO-Zielmarke. Carney plant nun, die nationale Schiffbauindustrie auszubauen, Arbeitsplätze zu schaffen und das North American Aerospace Defense Command (NORAD) zu modernisieren. Zu seiner Strategie gehören neue U-Boote und Eisbrecher für die Marine sowie die Beschleunigung von Investitionen in die Streitkräfte.

Nahostkonflikt verschärft globale Unsicherheit

Ein weiterer Faktor für die globale wirtschaftliche Instabilität ist der anhaltende Konflikt im Nahen Osten. Israels Parlament verabschiedete am Dienstag den lange verzögerten Staatshaushalt für 2025 mit einer knappen Mehrheit von 66 zu 52 Stimmen. Finanzminister Bezalel Smotrich bezeichnete ihn als „Kriegshaushalt“ und fügte hinzu: „Mit Gottes Hilfe wird es ein Haushalt des Sieges sein.“

Die turbulente Parlamentssitzung verdeutlichte jedoch die tiefe Spaltung im Land bezüglich des Schicksals der verbliebenen Geiseln in Gaza und der breiteren politischen Landschaft. Familien der Geiseln protestierten von einer Galerie aus mit Plakaten und Fotos ihrer Angehörigen, während Oppositionsabgeordnete Schilder mit der Zahl „59“ hochhielten – die Anzahl der seit dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 noch in Gaza verbliebenen Geiseln, von denen etwa 24 noch am Leben sein sollen.

Das Gesamtbudget beläuft sich auf 756 Milliarden Schekel (etwa 206,5 Milliarden Dollar), wobei allein für Verteidigungszwecke rekordverdächtige 110 Milliarden Schekel vorgesehen sind. Das Defizit wird auf 4,9% des BIP festgelegt, nachdem es 2024 bei 6,8% lag, was zu Herabstufungen der Kreditwürdigkeit führte. Israel gab 2024 etwa 31 Milliarden Dollar für militärische Konflikte in Gaza und dem Libanon aus und plant, die Verteidigungsausgaben künftig deutlich zu erhöhen.

Herausforderungen für die Geldpolitik weltweit

Die Kombination aus Handelsunsicherheit, Haushaltssorgen und geopolitischen Spannungen stellt Zentralbanken weltweit vor neue Herausforderungen. In Brasilien signalisierte die Zentralbank in den Protokollen ihrer Sitzung vom 18.-19. März, dass sie aufgrund erhöhter Unsicherheit nur die Richtung ihres nächsten Schritts andeuten könne. Nach einer Zinserhöhung um 100 Basispunkte auf 14,25% deuteten die Währungshüter einen kleineren Anstieg im Mai an, betonten jedoch, dass der Straffungszyklus angesichts der ungünstigen Inflationsdynamik noch nicht abgeschlossen sei.

Die brasilianische Zentralbank betonte, dass die Inflation in den nächsten sechs Monaten über der oberen Toleranzgrenze von 4,5% liegen könnte, was zu einer Zielverfehlung im Juni führen würde. Gleichzeitig warnte sie vor der Beeinträchtigung der geldpolitischen Transmission: „Die Geldpolitik wirkt durch verschiedene Kanäle, einschließlich des Kredits, wodurch das Kreditvolumen auf finanzielle Bedingungen und Erwartungen reagiert, da zukunftsgerichtete Einschätzungen den aktuellen Konsum und Investitionen beeinflussen.“

Ausblick: Zunehmende Risiken für die Weltwirtschaft

Die Summe der aktuellen Entwicklungen deutet auf eine potenziell besorgniserregende wirtschaftliche Phase hin. Die geplanten US-Zölle könnten eine Kaskade von Vergeltungsmaßnahmen auslösen und den globalen Handel belasten. Die sich verschlechternde Haushaltslage der USA in Kombination mit sinkender Verbraucherstimmung und nachlassender Bauaktivität signalisiert ein erhöhtes Rezessionsrisiko für die größte Volkswirtschaft der Welt.

Gleichzeitig sorgen geopolitische Konflikte und steigende Verteidigungsausgaben für zusätzlichen Druck auf öffentliche Haushalte weltweit, während Zentralbanken zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsförderung balancieren müssen.

Die nächsten Wochen dürften entscheidend werden, insbesondere der 2. April, an dem Donald Trump seine Zollpläne konkretisieren will. Unternehmen und Investoren bereiten sich auf erhöhte Volatilität vor, während Regierungen weltweit Strategien entwickeln, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzufedern und die eigenen Interessen zu schützen.